Running Movies 2019 |
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Einer der besten Filme des Jahres 2019: Parasite von Bong Jon-hoo (Foto: Koch Films/capelight pictures) |
Von Dunja Bialas, Wolfgang Lasinger und Felicitas Hübner
Ben is Back (Peter Hedges)
Drogen-Familien-Drama 1: in Mutter-Sohn-Konstellation.
Adam und Evelyn (Andreas Goldstein)
Egal ob im Osten oder im Westen, Hauptsache mit Evelyn.
Fahrenheit 11/9 (Michael Moore)
Welcome to Hell.
Maria Stuart, Königin von Schottland (Josie Rourke)
Königinnen mit roten Haaren: Es kann nur eine geben!
Rey (Niles Atallah)
Patagonien als experimentelles Filmdelirium – nach der wahren Geschichte.
The Favourite (Yorgos Lanthimos)
Der Körper der Königin I. Politisches Irresein und sexuelle Entfesselung gehen eine Macht-Liaison ein – so tollkühn kann Historie sein. // Von Königinnen und Kaninchen – Lanthimos versteht es auf hintertriebene Weise, die Haupt- und Staatsaktion Shakespeare'schen Formats in ein minutiöses Drama der körperlichen Gebrechen und der
niedersten Instinkte, aber auch der unmittelbaren Affekte zu zersetzen.
Green Book (Peter Farrelly)
Ein distinguierter Pianist und sein ungehobelter, aber lebensfroher Chauffeur schlagen weiße und schwarze Tasten an.
Das Mädchen, das lesen konnte (Martine Francen)
Welchen Nutzen hat der Mann? Geist und Körper befruchten. Deshalb heißt der Film im Original auch: »Der Sämann« (Le semeur). // Biopolitisches Experiment mit einem einzigen Kerl in ansonsten männerverlassenem Dorf mitten in der unberührten Landschaft Südfrankreichs im 19. Jahrhundert – es hätte auch ein Porno draus werden
können.
Womit haben wir das verdient? (Eva Spreitzhofer)
Ungleich witzigere und intelligentere Cultural-Clash-Variante der französischen Blaupause Monsieur Claude (Qu'est-ce qu'on a encore fait au bon Dieu?).
Die Geheimnisse des Schönen Leo (Benekdikt Schwarzer)
Mit dem BMW nach Bonn, zu Wein, Weib und Politik.
Glass (M. Night Shyamalan)
Hinterglasmalerei mit Superschurken.
Manhattan Queen (Peter Segal)
J.Lo bringt Tauben zum Explodieren.
Yuli (Icíar Bollaín)
Der erste schwarze Romeo im weißen Ballett-Business.
Capernaum – Stadt der Hoffnung (Nadine Labaki)
Ein Kind klagt an. // Herzzerreißender Tear Jerker, der zeigt, wie wichtig es ist, ein Skateboard zu haben.
Raus (Philipp Hirsch)
Wohlstandskids auf Abwegen. // Selbstfindungstrip durch die wilde Natur. Es grüßt »Herr der Fliegen«.
Chaos im Netz (Rich Moore)
»Das Internet? Gibt‘s den Blödsinn immer noch?« (Homer Simpson)
Beautiful Boy (Felix van Groeningen)
Drogen-Familien-Drama 2: in Vater-Sohn-Konstellation.
The Possession of Hannah Grace (Diederik Van Rooijen)
Ihre einzigen Kollegen sind Leichen.
Plötzlich Familie (Sean Anders)
Familie ante portas.
Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten (Martin Tischner)
In 84 Minuten um die Welt.
Big Fish & Begonia (Zhang Chun, Liang Xuan)
Farbenfrohes chinesisches Anime mit rotem Delphin.
Asche ist reines Weiß (Jia Zhang-ke)
Nur der Wandel macht das Vergangene sichtbar. Ein schmerzhaft schöner Film. // As time goes by I: ein großartiger epischer Bogen, der Zeiten und Landschaften überspannt und dabei die schmerzlichen Verluste der von den gewaltigen Änderungen betroffenen Menschen in unvergesslichen Bildern aufhebt.
Holmes & Watson (Etan Cohen)
Dr. Watson – verliebt in die Queen.
Glück ist was für Weicheier (Anca Miruna Lazarescu)
Schöner sterben für Anfängerinnen.
Hard Powder (Hans Petter Moland)
Deutsche Verleihtitel-Policy: im Original heißt der Film Cold Pursuit. Der »Nichts für Weicheier«-Schneepflug-Killer-Film hätte wenigstens irgendetwas mit »Fargo« heißen können.
Frühes Versprechen (Eric Barbier)
Gut gespielt aber schwer auszuhalten: Charlotte Gainsbourg.
Alita: Battle Angel (Robert Rodriguez)
Manga-Mädchen Alita als Kampf-Engel.
Sweethearts (Karoline Herfurth)
Männer sind in diesem Film entweder nutzlos oder Sexobjekt.
Die Blüte des Einklangs (Naomi Kawase)
Juliette Binoche in Kawases Gegenlicht.
Can You Ever Forgive Me? (Marielle Heller)
Lee Israel, die kratzbürstige Fälscherin von Manhattan.
Vice – Der zweite Mann (Adam McKay)
Cheney als Prince of Darkness.
Der verlorene Sohn (Joel Edgerton)
Der Film behandelt das, was Gesundheitsminister Jens Spahn gerade verbieten will: die Konversionstherapie gegen Homosexualität. (Drogen-Familien-Drama 3: in Vater-Sohn-Konstellation)
Der Goldene Handschuh (Fatih Akin)
Fritz Honka zerlegt mit dem kleinen Hackebeilchen Frauenkörper in St. Pauli // Von Fritz Honkas verwundeter Frauenmörderseele zeigt sich nur die misogyne Pappmaché-Fratze. »Killing by numbers« statt Hamburger-Hafen-Nachkriegsgeschichte. // Schnaps, viel Schnaps, noch mehr Schnaps: aber damit ist auch niemandem geholfen.
Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik (Hélène Giraud, Thomas Szabo)
Verliebte Marienkäfer kämpfen für ihr Glück.
Escape Room (Adam Robitel)
Bist Du schon tot oder lebst Du noch?
Kommissar Gordon & Buffy (Linda Hambäck)
Wenn etwas Schlimmes im Wald passiert, können nur Kommissar Gordon und Buffy helfen.
Wie gut ist deine Beziehung? (Ralf Westhoff)
Wenn aus Liebe Paranoia wird.
Ein königlicher Tausch (Marc Dugain)
Keine zu klein, Königin zu sein. // Der Körper der Königin II. Coming of Age am Königshof oder: Man kann auch zu Gemälden masturbieren.
White Boy Rick (Yann Demange)
Nice people take drugs.
Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit (Mimi Leder)
Das passiert, wenn Männer Frauen im Weg herumstehen.
mid90s (Jonah Hill)
Selbstrettung eines hinreißenden Teenagers. // Skateboards: Bretter, die die Welt bedeuten. // Wie das Skateboard zur rettenden Planke für einen Heranwachsenden wird. Schönstes amerikanisches Independent-Kleinod seit langem.
Beale Street (Barry Jenkins)
James Baldwin-Verfilmung als Albtraum des Rassismus. // Betörende Liebesgeschichte, die auch politisch aufwühlt.
Vom Lokführer, der die Liebe suchte... (Veit Helmer)
Sexistischer Unsinn mit vielen BHs.
Destroyer (Karyn Kusama)
Nicole Kidman kultiviert den weiblichen Bad Cop.
Was Männer wollen (Adam Shankman)
Man muss nicht alles wissen wollen.
Rocca verändert die Welt (Katja Benrath)
Pippi Langstrumpf-Verschnitt mit Astronauten-Papa.
Vakuum (Christine Repond)
60 Jahre alt und HIV-positiv.
Misfit (Erwin van den Eshof)
Umziehen nach Deutschland, dem Land der Schlager, Lederhosen und Bratwürste.
Das Haus am Meer (Robert Guédiguian)
Verlorenes Paradies mit ebensolcher Villa. // Lichtdurchfluteter Abgesang auf die Idylle am französischen Mittelmeer. // As time goes by II: Wie man trotz verlorener Illusionen nicht die Hoffnung aufgibt – mit einem der wunderschönsten Kino-Momente des Jahres, in dem die Zeit aufgehoben scheint.
Iron Sky: The Coming Race (Timo Vuorensola)
Von allerletzte Nazis, die noch immer hinter dem Mond leben.
Wir (Jordan Peele)
Blutiges Gemetzel mit Doppelgänger*innen. // Ich ist ein anderer. Philosophische Zombie-Geschichte mit rassenpolitischem Scharfsinn. Großartiger Blackness-Horror. // Doppelgängerhorror über die Abgründe im trügerischen Idyll einer schwarzen Familie, die es geschafft zu haben scheint – aber alles hat hier einen doppelten Boden, auch scheinbare Gewissheiten, die
man als Zuschauer gewonnen zu haben glaubt.
Die Goldfische (Alireza Golafshan)
A-Team aus Goldfischen schmuggelt sich durch.
Frau Mutter Tier (Felicitas Darschin)
Unerträgliches Mutti-Pamphlet.
Vorhang auf für Cyrano (Alexis Michalik)
Großnasig in Paris.
Willkommen in Marwen (Robert Zemeckis)
Crossdresser bearbeitet seine PTBS kreativ.
Dumbo (Tim Burton)
Töröh!
Beach Bum (Harmony Korine)
Matthew McConaughey in all seiner Pracht. // The dark side of Florida. Bukowski meets Spring Brakers vor Geld-meint-Phallus-Skyscrapern.
Unheimlich perfekte Freunde (Marcus H. Rosenmüller)
Spieglein, Spieglein an der Wand –
warum klingt der Titel so bekannt?
Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück (Mark Schlichter)
Zitterbacke! Hühnerkacke!
Niemandsland – The Aftermath (James Kent)
Schön gecastete Edel-Schnulze.
Hellboy – Call of Darkness (Neil Marshall)
Umgepoltes Monster will die Welt retten.
After Passion (Jenny Gage)
Wie die Lücke nach dem Ende der Fifty Shades of Grey-Saga füllen?
Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit (Mimi Leder)
»The Bias of Sex«: Der aufregende Kampf um Sex und Gender als kreuzbraves Biopic.
A Young Man with High Potential (Linus de Paoli)
Ekelhaft misogynes Horror-Movie, das zeigt, dass auch deutsches Genre nicht immer unsere Sympathien verdient.
Hi, AI (Isabella Willinger)
Die Seele der Maschinen. Intelligenter Dokumentarfilm über die Künstliche Intelligenz und die Roboter. // Zurückhaltend-nachdenkliche Dokumentation über die Brave New World der künstlichen Intelligenz.
Wintermärchen (Jan Bonny)
Ergreifend inszeniert: die tödliche NSU-Spirale von Sex, Gewalt, Verachtung und Mord.
The Sisters Brothers (Jacques Audiard)
Endlich wieder starke Männer in einem starken Western. // Cowboys machen Bekanntschaft mit der zivilisierenden Wirkung von Mundhygiene – Audiard gewinnt dem Western zarte Facetten ab, ohne dem Genre Unrecht zu tun.
Bildbuch (Jean-Luc Godard)
Fiebriger Bilderbogen. Godard ist als Bilder- und Textsampler mit raunender Stimme erstmals auch auf Deutsch zu vernehmen. Mit einem donnernden Finale, das sich zur Gott-Art aufschwingt. // Die hohe Kunst des Zitierens: Godard als Sample-Master fügt mit magischen Händen heterogene Fragmente zu einem virtuosen Essay aus Tönen, Bildern und Gedanken zusammen.
Wenn Du König wärst (Joe Cornish)
Fantasy auf Brexit-Niveau.
Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit (Julian Schnabel)
Ein Maler erzählt von einem anderen Maler.
Border (Ali Abbasi)
Queeres Märchen mit Trollen als gesellschaftskritischer Thriller. // Horror-Movie goes Naturmystik: Tiefgründige Geschichte über das Verdrängte in uns selbst und die Außenseiter, die sich am Rande der Gesellschaft auch unheilvoll entwickeln können.
Goliath96 (Marcus Richardt)
Katja Riemann performt nach allen Kräften als Mutter eines Hikikomori-Halbwüchsigen – meist vor dem Computer. Überflüssigster Film des Jahres.
Lloronas Fluch (Michael Chaves)
Geisterbahnstimmung für die ganze Familie.
Der Fall Collini (Marco Kreuzpaintner)
Elyas M’Barek auf filmischen Abwegen.
Birds of Passage – Das grüne Gold der Wayuu (Cirro Guerra, Cristina Gallego)
Kolumbien war mal drogenfrei. // Matriarchat und Drogenhandel, Spiritualismus und Kapital, Leben und Vergänglichkeit. // Hundert Jahre Einsamkeit meets Mafia-Saga: die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines indigenen Drogenclans vereinigt ethnographische Beobachtung und
wuchtige Action-Dramaturgie.
Monsieur Claude 2 (Philippe de Chauveron)
Politisch nicht korrekt und das ist gut so. // Unsäglich langweilige Nummernrevue, in der vorgeblich mit Klischees jongliert wird. Das soll lustig sein. Gähn.
Ayka (Sergei Dvortsevoy)
Überlebenskampf im sozialen und meteorologischen Ausnahmezustand.
Ein letzter Job (James Marsh)
Alte Männer auf krimineller Abschiedstournee.
Atlas (David Nawrath)
Gewichtheber verhebt sich.
Tea with the Dames – Ein unvergesslicher Nachmittag (Roger Michell)
Tea for four.
Auch Leben ist eine Kunst – Der Fall Max Emden (Eva Gerberding, André Schäfer)
Erhellender Dokumentarfilm über den jüdischen Kunstsammler Max Emden. Provinienzforschung sollte das erste Thema des neuen Jahrzehnts werden.
Royal Corgi – Der Liebling der Queen (Ben Stassen)
Machtkämpfe in der Hundehütte des englischen Königshauses.
Das schönste Paar (Sven Taddicken)
Opfer sein wäre die zweite Demütigung.
The Hole in the Ground (Lee Cronin)
Arthaus-Horror im Alleinerziehenden-Sektor.
Stan & Ollie (Jon S. Baird)
Schon dick, aber nicht doof.
Les garçons sauvages (The Wild Boys) (Bertrand Mandico)
Stummfilm reloaded I. Schwül-schwülstiger Sex-Fiebertraum in schönster Stummfilmästhetik.
»Mir ist es egal, ob wir als Barbaren in die Geschichte eingehen« (Radu Jude)
Performance-Regisseurin arbeitet sich an der Geschichtsvergessenheit und Verdrängungsbereitschaft ihrer Landsleute ab. So sollte ein Film über Geschichte sein! // Radu Jude lässt die rumänische Gegenwart mit der verdrängten Vergangenheit kollidieren – entzieht er damit der rumänischen Neuen
Welle die ästhetische Grundlage strikt phänomenologischer Beobachtung?
High Life (Claire Denis)
Juliette Binoches tollkühner Weltraumritt auf einer Orgasmusmaschine. Die Binoche ist unsere Schauspielerin des Jahres! // Biopolitisches Experiment im Weltraum, das am Rande des Ereignishorizontes direkt ins Schwarze Loch führt. Eigentlich ein Sexfilm.
Glam Girls – Hinreißend verdorben (Chris Addison)
Verglammertes Remake
Anything (Timothy McNeil)
Die LGBTI-Szene kritisierte, dass mit dem schwulen Schauspieler Matt Bomer wieder ein cis-Mann für eine trans-Rolle gecastet wurde.
Das Ende der Wahrheit (Philipp Leinemann)
Wo der Feind im Innenministerium lauert.
Kleine Germanen (Mohammad Farokhmanesh, Frank Geiger)
Doitsch sein für Anfänger*innen.
Das Familienfoto (Cécilia Rouaud)
Demente Großmutter kittet zerstrittene Familie
The Sun is also a Star (Ry Russo-Young)
Wetten, daß Du Dich innerhalb eines Tages in mich verliebst!
Maquia – Eine unsterbliche Liebesgeschichte (Mari Okada)
Die Unsterbliche Maquia stößt an die Grenzen unendlicher Liebe.
All My Loving (Edward Berger)
Drei Geschwister – drei Krisen.
John Wick: Kapitel 3 (Chad Stahelski)
Der erste John Wick-Film war gut.
Rocketman (Dexter Fletcher)
Schillerndes Biopic um Glamour boy Elton John und seine Selbsthilfegruppe.
Godzilla 2 – King of the Monsters (Michael Dougherty)
Godzilla als Alphatier.
Ray & Liz (Richard Billingham)
Verlottert in der Souterrain-Wohnung. Perfekt inszenierte und nachgestellte Kindheit des British Young Artist Billingham. // Kitchen-Sink-Stoff ohne moralischen Zeigefinger – eindringliche Innenansichten einer Kindheit aus dem englischen Proletariat.
Der Boden unter den Füßen (Marie Kreutzer)
Verdrängung in der Businessclass. Burnout mit psychisch kranker Schwester oder: Der Krug geht zum Wasser, bis er bricht.
Roads (Sebastian Schipper)
Ein Film, der die Flüchtlingskrise nicht als Zombie-Apokalypse erzählt.
Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer (Chris Butler)
Sensibles Zotteltier verwirrt nicht nur Elite-Abenteurer.
Ma (Tate Taylor)
Das kommt davon, wenn Jugendlichen keinen Zugang zum Alkohol haben. Großartiger Blackness-Horror II.
Zwischen den Zeilen (Olivier Assayas)
Ironisch scharfsinniges Sittengemälde der Pariser Verlagswelt. // Palaver- und Beischlafkomödie der Pariser Intellektuellen, die sich an der Digitalisierung abarbeiten. Mit Juliette Binoche, unserer Schauspielerin des Jahres. // Pariser Autoren und Verleger – ratlos in der Digitalisierungs-Kuppel.
Burning (Lee Chang-dong)
Allererste Video-Filmkritik im arteshots Kanal. // Wunderschön inszenierte Horror-Mystery-Sozialdramatik in Südkorea, die ins Fantastische hineingeht. Das südkoreanische Kino ist das aufregendste des Jahres. // Wie aus einer
unscheinbaren Kurzgeschichte von Murakami die suggestive Evokation gesellschaftlicher Verwerfungen zwischen den sozialen Schichten wird, ist schon meisterhaft – Lee Chang-dongs Gespür für unaufdringliche Poesie lässt sich hier im Vergleich zu seinen früheren Filmen aber letztlich zu sehr von Mystifikationen verführen.
Men in Black: International (F. Gary Gray)
(WO)MEN in Black – die Welt rettet sich nicht von selbst.
The Dead Don’t Die (Jim Jarmusch)
Rumpel-Pumpel-Zombies und eine unkaputtbare Kaffeekanne, die Iggy Pop gehört. // Direkt aus der Grabkammer entsteigen mottenzerfressen die schrägsten Zombies der Filmgeschichte. Wetten, dass es böse enden wird? // Zombies suchen das gemächliche Leben im amerikanischen Hinterland heim – so stoisch und melancholisch wie die
Provinzpolizisten Bill Murray und Adam Driver hat noch niemand seinem Untergang entgegengeblickt.
Britt-Marie war hier (Tuva Novotny)
Metamorphose einer Hausfrau.
Los Perros (Marcela Said)
Von Hunden und Pferden – die Pinochet-Verstrickungen der chilenischen Oberschicht bilden den düsteren Hintergrund der Affäre zwischen einer 40-jährigen verzogenen Großbürgersgöre und einem Rittmeister mit Foltervergangenheit: großartige Schauspielperformance von Antonia Zegers und Alfredo Castro.
O Beautiful Night (Xaver Böhm)
Wenn der Tod dir auf den Fersen ist, ist es Zeit, was zu erleben.
Eine moralische Entscheidung (Vahid Jalilvand)
Moralist mit selbstgerechten moralischen Ansprüchen richtet viel Unheil an.
Verachtung (Christoffer Boe)
Was den Durst nach Rache vergessen läßt: wiedergewonnene Lebensfreude.
Der Klavierspieler vom Gare du Nord (Ludovic Bernard)
Sozialmärchen vom Kleinganoven, der zum Superstar-Pianisten aufsteigt.
Five Fingers for Marseilles (Michael Matthews)
Harte Männer, harter Western, der direkt aus Südafrika in der Bantusprache Sesotho zu uns kommt. Die Entdeckung des Jahres!
Nuestro tiempo (Carlos Reygadas)
Die Matriarchin, das Rodeo und der Schriftsteller. Atmosphärisches Rancher-Movie, das zusammen mit Birds of Passage und Five Fingers
for Marseilles ein schönes Triple ergibt. // Ein ungeheurer Film über Poeten, Stiere und Autos: es kommt dabei vor allem auf Pferdestärken an – tolle Gratwanderung zwischen Größenwahn und Eifersuchtsmelodram.
Wo ist Kyra? (Andrew Dosunmu)
Leider wenig beachtetes New Yorker Misery-Drama, in dem Michelle Pfeifer sich in ihre tote Mutter verwandelt, um weiterhin deren Rente zu beziehen.
Sunset (László Nemes)
Tour de Force im k.u.k.-Vorabend des Ersten Weltkriegs, mit der typischen Nemes-Kamera (4:3 folgen wir einer Figur auf den Fersen). // Der verglimmende Glanz des k.u.k.-Reichs aus der marginalen Perspektive einer ungarischen Hutmachererbin: der verengte Blick gebiert Phantasmen und Monster.
Happy Lamento (Alexander Kluge, Khavn de la Cruz)
Durchgeknallter filmischer Briefwechsel zwischen zwei Generationen und Kulturen. Das geht nicht immer gut.
Das melancholische Mädchen (Susanne Heinrich)
Feministen-Pamphlet, das sich an zu viel Diskurs und Thesen verschluckt. // Tableaus aus dem neuen Biedermeier: vielleicht auch nur Scherz, Satire, Ironie und, ganz gewiss, tiefere Bedeutung.
Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich (Jonathan Levine)
Großartig, sexy, witzig: Charlize Theron und Seth Rogen.
Pets 2 (Chris Renaud)
Haustiere unter sich.
Ein Becken voller Männer (Gilles Lellouche)
Synchronschwimmen für depressive Gemüter. // Depression und Lebensangst als Komödie mit melancholischem Vorzeichen, wie es die gepflegte französische Tradition verlangt. Mathieu Amalric ist nur so gut, wie die Rolle, die er bekommt. Gähn.
Tel Aviv on Fire (Sameh Zoabi)
Was haben die Menschen in Palästina und Israel gemeinsam? Freude an Humus und der Seifenoper »Tel Aviv on Fire«.
Geheimnis eines Lebens (Trevor Nunn)
Agentin spioniert auf roten Socken.
Rebellinnen – Leg' dich nicht mit ihnen an! (Allan Mauduit)
Proletarische Schlamassel-Königinnen ziehen’s durch.
Ausgeflogen (Mon bébé) (Lisa Azuelos)
Robuste Komödie mit Helikopterkindern und ihrer allein erzogen habenden Mutter. // Bürgerliche Milieustudie von einer Alleinerziehenden, ihrer Tochter, die Abitur macht und die großen Lebensveränderungen. Endlich mal wieder mit Sandrine Kiberlain.
Made in China (Julien Abraham)
Zu dicht an Monsieur Claude und seine Töchter.
Back to Maracanã (Jorge Gurvich)
Generationsübergreifender Fußballfanatismus inkl. Lebenslüge.
La Flor (Mariano Llinas)
Binge-Watching geht auch im Kino. Vorausgesetzt, man bekommt einen Platz.
Cleo (Erik Schmitt)
Zeitreise unter dem Pflaster von Berlin.
Leid und Herrlichkeit (Pedro Almodóvar)
Almodóvars verwegenes Autorenkino. // Noch Autorenkino oder schon Altherrenkino? // Banderas als Almodóvar: ein Porträt des Künstlers als Schmerzensmann.
Abikalypse (Adolfo Kolmerer)
Abi-Klamotte mit sehr reifen Darsteller*innen.
Ein ganz gewöhnlicher Held (Emilio Estevez)
Aufstand der Obdachlosen in einer Bibliothek
Vox Lux (Brady Corbet)
Kinderstar spielt Kinderstar. // Natalie Portman spielt drogen- und traumageplagten Rockstar, der sich mit seiner Tochter anschreit. Einer der schrillsten Lieblingsfilme des Jahres.
Die Drei !!! (Viviane Andereggen)
Auf die Interpunktion kommt es an.
Benjamin Blümchen (Tim Trachte)
Noch mal Töröh!
Leberkäsjunkie (Ed Herzog)
Frontenhausen (im Film »Niederkaltenkirchen«) hat nun einen »Franz-Eberhofer-Kreisel«.
Der unverhoffte Charme des Geldes (Denys Arcand)
Geld verdirbt den Charakter. // Gaunerkomödie mit Geldkoffer.
Es gilt das gesprochene Wort (Ilker Çatak)
Sextourismus der anderen Art.
Und wer nimmt den Hund? (Rainer Kaufmann)
Trennung mit Scheidungshund.
Die Einzelteile der Liebe (Miriam Bliese)
Spielerisch und charmant, wie hier moderne Wohnarchitektur im Berliner Hansaviertel zur Bühne für eine zeitgemäße Paargeschichte wird.
So wie du mich willst (Safy Nebbou)
Selbstverlust in den sozialen Medien. // Liebesrache im digitalen Zeitalter, mit perfider Zeit- und Illusionsstruktur. Mit der unglaublichen Juliette Binoche, unserer Schauspielerin des Jahres. // Eine Art Monstergeschichte: Juliette Binoche im Banne ihres Avatars.
Photograph (Ritesh Batra)
Zwei Mauerblümchen in Mumbai.
A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando (Josh Cooley)
Spielzeug – außer Rand und Band.
Once Upon a Time... in Hollywood (Quentin Tarantino)
Tarantino schreibt die Geschichte um. // Brad Pitt als oberkörperfreier Arbeiter auf dem Dach ist schon gut. Der Rest ist die Enttäuschung des Jahres. // Er kann’s nicht lassen: Der kleine Quentin holt wieder mal Lieblingsspielsachen aus dem Regal und setzt sie neu zusammen, um sie am Ende doch kaputtzuhauen.
Ich war zuhause, aber... (Angela Schanelec)
105 Minuten über den Zustand, den man Leben nennt. // Tiere sehen dich an. Zwischen Film und Theater, Action und Kontemplation, Komik und Verzweiflung entsteht die Kunst des reinen Kinos. Das ist nicht immer einfach, aber überaus ergreifend. // Hier wird auf klarsichtige und doch magische Weise allgegenwärtige Verwirrtheit und
Verunsicherung in filmische Schönheit umgewandelt.
Endzeit (Carolina Hellsgård)
Zombies in Thüringen. // Einer der Filme des Jahres, die in München nie zu sehen waren, was aber jetzt im Januar nachgeholt wird. Das Werkstattkino ist damit Münchner Kino der Jahres! // Eine Art Durchschlageübung zwischen Weimar und Jena – das Kerngebiet der deutschen Klassik wird Ort einer Zombie-Heimsuchung. Bühnenhoffnung Gro Swantje Kohlhof
vermag auch unter dem strengen Blick des berühmten Goethe-und-Schiller-Denkmals vor dem Weimarer Nationaltheater als Schauspielerin zu überzeugen.
Frau Stern (Anatol Schuster)
Die Neunzigjährige spielt sich selbst. So aufregend kann das hohe Alter sein, wenn man es unkonventionell angeht. No role model!
Becoming Animal (Peter Mettler)
Filmisches Nature Writing mit dem Ökophilosophen David Abram, dessen Ansatz manchmal arg esoterisch anmutet, hier aber immer wieder von den undogmatischen Dokumentarfilmern Emma Davie und Peter Mettler in überzeugend sprachlose Bilder übersetzt wird.
Das zweite Leben des Monsieur Alain (Hervé Mimran)
Französische Tragikomödie mit ausgeknocktem Workaholic.
Good Boys (Gene Stupnitsky)
Die Rache der guten Jungs: smart, subversiv und saukomisch.
I Am Mother (Grant Sputore)
Mutterwahn mit Roboter
Stuber – 5 Sterne Undercover (Michael Dowse)
(ST)UBER – Werbefilm für ein Taxiunternehmen
Crawl (Alexandre Aja)
Wie viele Krokodile passen in einen Keller?
Gloria – Das Leben wartet nicht (2018)
Remake mit Julianne Moore.
Paranza – Der Clan der Kinder (Claudio Giovannesi)
Baby-Mafiosi in Spirale der Gewalt.
Prélude (Sabrina Sarabi)
Man müsste Klavier spielen können.
Playmobil – Der Film (Lino DiSalvo)
Mit dem Playmobil-Porsche ins Fantasy-Land.
Late Night (Nisha Ganatra)
Culture Clash zwischen den Generationen: Emma Thompson und Mindy Kaling.
Golden Twenties (Sophie Kluge)
»Die Jugend von heute …«
Hot Air (Frank Coraci)
Die Läuterung eines bösen Onkels.
Der Honiggarten – Das Geheimnis der Bienen (Annabel Jankel)
Von den Bienchen und den Blümchen.
Petting statt Pershing (Petra Lüschow)
Häkelchic, Feminismus und Anti-Atomkraft-Demos in der westdeutschen Provinz der 80er Jahre.
Und der Zukunft zugewandt (Bernd Böhlich)
Vom Scheitern einer Vision
Super Friede Liebe Love (Till Coester)
Dokumentarfilm über Wohnungslose in München, der erhellend und sensibel ist, ein Pflichtprogramm für alle Politiker und Sozialarbeiter sein sollte und zugleich zeigt, wie gut Dokumentarfilm sein kann, wenn er Kino ist.
Ein leichtes Mädchen (Rebecca Zlotowski)
Kluger Sommerfilm über junge Frauen mit Gewicht. // Godard und Le mépris lassen grüßen in diesem sommerleichten Yacht-Soziallehrstück. // Schauplatz Cannes. Hier aber nicht für die Filmfestspiele, sondern als schillernder Ort einer sommerlichen
Coming-of-Age-Geschichte, die mit scheinbar einfachen Class-und-Gender-Stereotypen ein hintersinniges Getändel inszeniert.
Mein Leben mit Amanda (Mikhaël Hers)
Maman has left the building.
Rambo: Last Blood (Adrian Grunberg)
Rambo will have never left the building.
Downton Abbey (Michael Engler)
Klassenkampf in der Küche.
Liberté (Albert Serra)
In Zeiten der Aufklärung: Sex unter Adeligen im nächtlichen Bois de Boulogne. Großartig! // Das Ancien Régime auf Abwegen in einem preußischen Wäldchen, in dem es nächtens goldene Schauer regnet. Ziemlich abgefahrene sexuelle Phantasmagorie des größten katalanischen Regisseurs aller Zeiten.
Heimat ist ein Raum aus Zeit (Thomas Heise)
Erinnerungssog aus einem Jahrhundert deutsch-deutsche Geschichte, dem man nicht entkommen kann. // As time goes by III: Beeindruckende filmische Zeugenschaft, in der die persönliche Familiengeschichte des Regisseurs zum Zeit-Raum der gespaltenen deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts wird.
Systemsprenger (Nora Fingscheidt)
Problembär Problemkind Problemgesellschaft.
Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm (Richard Phelan)
Wolliger Klamauk
Nurejew – The White Crow (Ralph Fiennes)
Ralph Fiennes' Film über einen tanzwütigen Unsympath. // Altbackenes Erzählkino mit einem hochkarätigen Tänzer-Schauspieler.
Synonymes (Nadav Lapid)
Parisfilm im Geiste von Bertoluccis Träumern, der virtuos auf der Klaviatur der Sprache spielt. // Wenn man seine Nationalität unbedingt loswerden will, dann ist das gerade bei einem Israeli von einiger Brisanz – in bester Pariser Autorenfilmtradition knüpft Lapid hier an die Nouvelle Vague an und erzählt in radikaler Weise von dem radikalen Versuch eines
Individuums, sich selbst neu zu definieren. Nicht ohne Beckett'sche Komik ist es, wenn sich Identität nicht restlos in den Synonymen einer fremden Sprache auflösen lässt.
Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot (Tyler Gillett)
Finsterster Familienhorror – garantiert nicht für die GANZE Familie.
Midsommar (Ari Aster)
Abgedrehter Horror im hellsten Sonnenlicht.
Gelobt sei Gott (François Ozon)
Schwieriges Thema beweist sich in schwierigem Film. // So aktuell war Ozon noch nie. Während in Frankreich noch die Prozesse laufen, hat er schon seinen fragenden Film zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche abgedreht. Aufklärungskino, das einem nahe geht. // Ozons ernsthafte Themenbearbeitung des Missbrauchsskandals im katholischen
Lyon weitet sich, gelobt sei der Regisseur, am Ende zu einem aufschlussreichen sozialen Panorama im aktuellen Frankreich.
Skin (Guy Nattiv)
Radikale Tattooentfernung – weder schmerzarm noch narbenfrei.
Fritzi – Eine Wendewundergeschichte (Ralf Kukula, Matthias Bruhn)
Weltwunderwendegeschichte ohne Mauertote, aber mit Hund.
Joker (Todd Phillips)
Wie ein wütender weißer »kleiner Mann« zu Batmans Feind wurde. // Erstaunlich sozialdramatisches DC-Universe-Prequel mit hohem Debatten- und Diskurspotential. Die Überraschung des Jahres. // Auch wenn sich Joaquin Phoenix schon wieder – diesmal mit einer bravourös-verzweifelten Lachnummer – als Rampensau für den Oscar empfiehlt: Der gesamte Film kann
als verstörende Arbeit am Batman-Mythos gewaltig punkten.
Bait (Mark Jenkin)
Mark Jenkins rauhe 16-mm-Ästhetik besticht durch Handarbeit. Fischer und Touristen in Cornwall verstricken sich in den Netzen einer straff geknüpften Kollisionsmontage.
Dora und die goldene Stadt (James Bobin)
Mit Blattgold verzierte Hochglanz-Kids toben durch den Urwald.
After the Wedding (Bart Freundlich)
Noch ein Remake mit Julianne Moore.
Ich war noch niemals in New York (Philipp Stölzl)
Fröhliches Singspiel zum Mitpfeifen.
Terminator: Dark Fate (Tim Miller)
Female trio infernale mit Arnie im Schlepptau.
Porträt einer jungen Frau in Flammen (Céline Sciamma)
Frauen in Flammen – lichterloh und wunderbar. // Die Malerin und ihr Modell. Wundervolles, lichterfülltes und leicht bebendes Sitten-Gemälde. // Malerei und Musik heben sich bei Céline Sciamma ineinander auf und werden zu Kino, um dann ein Ende hervorzubringen, wie es ergreifender nicht sein kann.
Parasite (Bong Jon-hoo)
Klassenkampf als durchtriebene Notwehr, darwinistischer Stellungskrieg und Splatter-Groteske – sinnliche Sozialdramatik, die sich nicht mit unnötigem Ernst aufhält. Einer der besten Filme des Jahres. // Buñuel hätte sicher seine Freude an dieser subversiven Unterwanderung einer superreichen Schnöselfamilie durch die Underdogs aus den
kanalisationsnahen Niederungen Seouls.
Weitermachen Sanssouci (Max Linz)
Unialltag zwischen Drittmitteln-Akquise, Mensa-Essen und mit Prof. Alfons Abstract-Wege. Spaßige Diskurs-Satire mit gespieltem Ernst. // Dr. Abstract-Wege als drittmittelgieriger Guru der Kulturwissenschaften ist eine der köstlichsten Figuren des Kinojahres.
Djon Africa (João Miller Guerra, Filipa Reis)
Revitalisierende Reise auf die Kapverden, zu den eigenen Ursprüngen. Das ist sehr schön, aber auch ein wenig zu schön. // Da bricht einer auf, die Spuren seines Vaters und seine eigenen Wurzeln auf den Kapverden zu erkunden – und kommt übers Tourist-Sein kaum hinaus. Versöhnlich-nachsichtige Erdungsgeschichte für
einen Luftikus.
Scary Stories to Tell in the Dark (André Øvredal)
Altmodischer Horror mit Gänsehautgarantie.
Halloween Haunt (Scott Beck)
Halloween 2019.
Das perfekte Geheimnis (Bora Dagtekin)
Homophobes Schickimicki-Remake. // Allein der Trailer und die Erzählungen der kinogehenden Freunde genügen, um diesen Film NICHT anzusehen. Stattdessen das französische Remake gesehen und sich an dem Irrealis der Erzählung erfreut.
Invisible Sue – Plötzlich unsichtbar (Markus Dietrich)
Unsichtbar und Spaß dabei.
Querência – Heimkehren (Helvécio Marins Jr.)
Hat sich auf den weiten Weg gemacht, um bei Chloé Zhaos großartigem The Rider anzukommen – ist aber unterwegs in der brasilianischen Pampa verlorengegangen.
Das Wunder von Marseille (Pierre-François Martin-Laval)
Schachdrama mit Migrationshintergrund.
2040 – Wir retten die Welt! (Damon Gameau)
Anstrengend, aber gut gemeint.
Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe (Michele Soavi)
Vielbeschäftigte Europa-Hexe in Turbulenzen.
Midway – Für die Freiheit (Roland Emmerich)
Gut gecastete Männerriege.
Lara (Jan-Ole Gerster)
Klavierspielerin mit Hindernissen.
Morgen sind wir frei (Hossein Pourseifi)
Die Revolution fraß ihre Kinder.
Booksmart (Olivia Wilde)
Delta Air Lines hatte aus der Airline-Fassung eine lesbische Sexszene entfernt. Mit Vorwürfen von Homophobie konfrontiert, entschuldigte sich die Fluggesellschaft und gelobte Besserung.
My Zoe (Julie Delpy)
Morbider Sci-Fi in der Reproduktionsmedizin.
Was gewesen wäre (Florian Koerner von Gustorf)
Altbackene Eifersuchtsgeschichte im Rückblick auf die Wendezeit. Christiane Pauly und Ronald Zehrfeld mühen sich redlich ab.
Die Kinder der Toten (Kelly Copper, Pavol Liška)
Christoph Schlingensief meets Guy Maddin in Elfriede Jelineks Zombieland. // Syrische und steirische Küche sind gar nicht mal so weit auseinander, vor allem im Englischen nicht, das und vieles mehr lernt man in diesem deliranten Heimatfilm, der eine Fremde erkundet.
Le Mans 66 – Gegen jede Chance (James Mangold)
Überholmanöver auf der Überholspur.
Black and Blue (Deon Taylor)
Sie ist Polizei.
Die schönste Zeit unseres Lebens (Nicolas Bedos)
Zeitreisen als Therapie. // Das Leben als Kulissentraum. Ganz okay, aber auch harmlos.
Der Leuchtturm (Robert Eggers)
Leuchtturmwärter im maritimen Nahkampf. // Stummfilm reloaded II. Guy Maddin meets Robert Flaherty. Nebelhorndurchdrungene Stummfilmapotheose mit Wahnsinns-Schauspielperformance. Der schnapstrunkene Willam Dafoe und Robert Pattinson liegen sich in den Armen. // Archaische Wucht: Seemannsgarn von Prometheus' und Herman Melvilles Gnaden – und
das schwarzweiß auf analogem 35mm-Material – ein Film, der wie ein Leuchtturm in der Kinolandschaft dasteht und verlorenen Cinephilen den Weg in der Dunkelheit weist.
Hustlers (Lorene Scafaria)
Wall Street-Nutten im Chinchillapelz.
Alles außer gewöhnlich (Olivier Nakache)
»Hors normes« – außerhalb der Normen und eben ungewöhnlich.
A Rainy Day in New York (Woody Allen)
Trennung von Künstler und Werk? Dieser Film kam in den USA nicht in die Kinos.
All I Never Wanted (Annika Blendl, Leonie Stade)
Frauen, die sich trauen.
Searching Eva (Pia Hellenthal)
Zwischen Instagram, Identitätsinszenierung und permanenter Selbstbefragung begibt sich Pia Hellenthal bereitwillig in die Obhut ihrer starken Protagonistin. Einer der besten Dokumentarfilme des Jahres, der die Grenzen des Dokumentarischen an und für sich aufzeigt.
Die Wache (Quentin Dupieux)
Skuriller Irrsinn in belgischer Polizeiwache. // Lakonisch-sarkastischer Polizeiwachenfilm mit den knurrigen Komikern Benoît Poelvoorde und Grégoire Ludig. The Daim wird aber besser.
Motherless Brooklyn (Edward Norton)
Düstere Geschichte über die Ursprünge der Gentrifizierung.
Jumanji – The Next Level (Jake Kasdan)
Der Cliffhanger im Abspann wirft seinen Schatten voraus.
Wild Rose (Tom Harper)
Was macht einen Country-Song aus? »Drei Akkorde und die Wahrheit«, sagt Rose.
The Kindness of Strangers – Kleine Wunder unter Fremden (Lone Scherfig)
Vom großen Glück, in einer Großstadt gleich mehreren Fremden zu begegnen, die unbedingt helfen wollen und dabei alles riskieren würden. // Unverschämter Märchenkitsch über die Romantik von Suppenküchen im verschneiten New York. Einer der schlechtesten Filme des Jahres.
Alva (Ico Costa)
Becoming animal: Ein Mann flieht nach einem Verbrechen, zieht sich in den Wald zurück – beeindruckend minimalistische Naturstudie, auf 16mm gedreht. Was bleibt vom Menschen übrig, wenn er sich nicht mehr mitteilt?
Campo (Tiago Hespanha)
Ein weiteres Mal: becoming animal – bizarre Feldforschung auf einem portugiesischen Truppenübungsplatz. Aus dem Off die Stimme des Regisseurs: mit Platon, Pessoa und Kafka wird eine eigene Schöpfungsgeschichte entworfen.
Supervized (Steve Barron)
Superheld*innen im Altersheim mit durchtriebener Leiterin.
Einsam Zweisam (Cédric Klapisch)
Zwangsverpaarung in Paris. // ...und jeder sucht sein Kätzchen, Teil 2, oder: Was im Zeitalter des Online-Datings geschah. Neunzig Minuten Parallelmontage können ganz schön ermüdend wirken, ansonsten ist der Film doch recht charmant. Ein Nachbarschaftsmärchen aus
Paris eben.
The Peanut Butter Falcon (Tyler Nilson, Michael Schwartz)
Roadmovie mit überholtem Frauenbild.
The Farewell (Lulu Wang)
Wahrheit oder Lüge?
Cats (Tom Hooper)
Mit Judy Dench als singende Boss-Katze
Spione Undercover – Eine wilde Verwandlung (Nick Bruno, Troy Quane)
Brutaler James Bond Abklatsch für die Kleinen
Cunningham (Alla Kovgan)
Großartiger Tanzfilm, der in die Fußstapfen von Wim Wenders Pina tritt. Nur sogar besser ist, auch wenn ihn keiner gesehen hat.
Latte Igel und der magische Wasserstein (Nina Wels, Regina Welker)
Schöner Film mit Bären beim Synchronschwimmen.
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl (Caroline Link)
Multilinguale Fluchtgeschichte.
Pavarotti (Ron Howard)
Weltstar mit weißem Schnuffeltuch.
Madame (Stéphane Riethauser)
Coming out als Nabelschau, in der alle Register gezogen werden, die bei Dokumentarfilmen in der Ich-Form heute angesagt sind.
Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão (Karim Aïnouz)
Starke Schwestern im Kampf gegen das Unsichtbarsein. // Elegisches Melodram, das alle Register seines Fachs zieht und überaus sinnlich in das Rio de Janeiro der 50er Jahre versetzt. Einer der schönsten Filme des Jahres. // Heißer Melodram-Stoff im Río de Janeiro der 50er Jahre: tropische Schwüle und patriarchale Strenge ergeben eine
sorgfältig ausbalancierte Mischung, die ganz ohne Samba-Exotik und Jorge-Amado-Fiebrigkeit auskommt.
Der geheime Roman des Monsieur Pick (Rémi Bezançon)
Eitelkeiten im Literaturbetrieb, mit Witz und Häme betrachtet.
Jeannette – Die Kindheit der Jeanne d’Arc (Bruno Dumont)
Jeannette in den Dünen der Normandie als headbangende Hirtin. Einer der großartigsten Kinomomente des Jahres: der doppelte Auftritt von Madame Gervaise. // Verspieltheit und Strenge – dass das zusammengeht, ist ein echt Dumont'sches Kinowunder.