07.01.2021

Running Movies 2020

Niemals Selten Manchmal Immer
Einer der wichtigsten Filme des Jahres: Niemals Selten Manchmal Immer von Eliza Hittman
(Foto: Universal)

Die Filme rauschen nur so an einem vorbei. Wir halten in einem Satz fest, was wir gesehen haben – ein rasanter Durchgang durchs viel zu kurze Kinojahr. Motto: Auch ohne Bond und Eberhofer gab es einiges zu sehen!

Von Felicitas Hübner

Januar

Milch­krieg in Dalsmynni (Grímur Háko­narson)
Unro­man­ti­scher Wider­stand gegen islän­di­sche Korrup­tion.

Linden­berg! Mach dein Ding (Hermine Hunt­ge­burth)
Halli Galli vor und hinter Udos Horizont.

Judy (Rupert Goold)
Die letzten Wochen eines konta­mi­nierten Kinder­stars.

Mystify: Michael Hutchence (Richard Lowen­stein)
Michael Hutchence: So schön und so tot.

Knives Out – Mord ist Fami­li­en­sache (Rian Johnson)
Keiner zu klein, ein Mörder zu sein.

Countdown (Justin Dec)
Die Todes-App aus Prä-Corona-Zeiten.

Vom Gießen des Zitro­nen­baums (Elia Suleiman)
Elia Suleiman wandert durch die Welt und beschließt, dass Palästina überall ist.

Die Kunst der Nächs­ten­liebe (Gilles Legrand)
Umtrie­bige Wohl­tä­terin zerfleischt sich in blind­wü­tigem Aktio­nismus.

Sorry We Missed You (Ken Loach)
Homo homini lupus.

Ein verbor­genes Leben (Terrence Malick)
Fast 3 Stunden …………….. Malick.

Miles Davis – Birth of the Cool (Stanley Nelson)
Der Mann, der den Sountrack für Lous Malles Fahrstuhl zum Schafott schrieb: Miles Davis.

Das Vorspiel (Ina Weisse)
Nina Hoss spielt die erste Geige.

3 Engel für Charlie (Elizabeth Banks)
Elizabeth Banks‘ Regie-Ausflug ins Action-Genre.

Die Wolf-Gäng (Tim Trageser)
Kind­ge­rechte Fanta­sy­fi­guren mit kleinen Macken.

Little Women (Greta Gerwig)
Zum Schluss sind alle kleinen Frauen verhei­ratet oder tot.

Freies Land (Christian Alvart)
Von den vielen kleinen und großen Lügen der deutsch-deutschen Verei­ni­gung.

Jojo Rabbit (Taika Waititi)
Adolf Hitler als imaginärer Freund eines kleinen Jungnazis.

Vier zauber­hafte Schwes­tern (Sven Unter­waldt)
Neon­far­bene Zaube­rinnen im Compe­ti­tive Battle.

1917 (Sam Mendes)
Oscar­prä­miertes Kino-Sport­event in der Kulisse des Ersten Welt­kriegs.

Die fantas­ti­sche Reise des Dr. Dolittle (Stephen Gaghan)
Anthro­po­mor­phi­sierte Tiere texten Robert Downey Jr. zu.

Queen & Slim (Melina Matsoukas)
Melina Matsoukas‘ Liebes­er­klä­rung an die Black Community.

Weathe­ring with You – Das Mädchen, das die Sonne berührte (Makoto Shinkai)
Dysto­pi­sches Anime mit viel nassem Wetter.

Die Wütenden – Les Miséra­bles (Ladj Ly)
Victor-Hugo-Hommage im Pariser Vorstadt­plat­tenbau.

Little Joe – Glück ist ein Geschäft (Jessica Hausner)
Vom Glück, eine Pflanze zu sein.

Februar

La Gomera (Corneliu Porumboiu)
Gepfif­fener Korrup­ti­ons­thriller.

Parasite (Bong Joon-ho) [Wieder­auf­füh­rung nach Oscar-Gewinn]
Die Keller­kinder aus Südkorea.

Brahms: The Boy 2 (William Brent Bell)
Unter­halt­samer Puppen­horror mit Cliff­hanger.

Varda par Agnes (Didier Rouget, Agnès Varda)
Eine Vorlesung in Form einer unter­halt­samen Regie-Master­class.

Crono­fobia (Francesco Rizzi)
Rastloser Detektiv verliert sich in Rast­stätten.

Russland von oben (Petra Höfer, Freddie Röcken­haus)
Sponsored by Gazprom, aber trotzdem schön.

21 Bridges (Brian Kirk)
Span­nungs­freier Poli­zei­thriller zwischen den 21 Brücken von Manhattan.

Tommaso und der Tanz der Geister (Abel Ferrara)
Römische Elegie mit Remi­nis­zenz an Mel Gibson.

Sonic the Hedgehog (Jeff Fowler)
Blauer Igel steigt von 8-bit-Grafik zum HQ-Animation-Character auf.

The Lodge (Severin Fiala, Veronika Franz)
Frostiger Fami­li­en­horror mit viel Schnee.

Enkel für Anfänger (Wolfgang Groos)
Senio­ren­co­medy zwischen geria­tri­schen und infan­tilen Witzen.

Der Unsicht­bare (Leigh Whannell)
Totge­sagter Soziopath gibt den Unsicht­baren.

Birds of Prey: The Eman­ci­pa­tion of Harley Quinn (Cathy Yan)
Die Jokerin & Konsortinnen als Randa­le­girls.

Just Mercy (Destin Daniel Cretton)
Zu sanfter Film über die Todes­strafe.

Intrige (Roman Polanski)
Der Film war 12 Mal für den fran­zö­si­schen Filmpreis der César-Akademie nominiert worden. Im Februar trat das César-Präsidium wegen des heftig umstrit­tenen Polanskis zurück.

Bombshell – Das Ende des Schwei­gens (Jay Roach)
#Metoo – Der Beginn vom Ende des Schwei­gens.

März

Zu weit weg (Sarah Winken­stette)
Heimat­ver­lust von Braun­koh­le­ab­bau­ge­biet bis Aleppo aus Kinder­sicht.

Für Sama (Waad al-Kateab, Edward Watts)
Aus 500 Stunden Material auf zwölf Fest­platten wurde ein preis­ge­krönter Film, der das tägliche Grauen im bela­gerten Aleppo doku­men­tiert.

New York – Die Welt vor deinen Füßen (Jeremy Workman)
Die Einsam­keit eines Langstre­cken­läu­fers.

Ip Man 4: The Finale (Wilson Yip)
Chine­sisch-US-ameri­ka­ni­sches Kampf­kunst­fes­tival der Männ­lich­keiten, untermalt mit dem Sound­track von brechenden Knochen.

Jenseits des Sicht­baren – Hilma af Klint (Halina Dyrschka)
Hilma af Klint, jenseits des Kunst­markts.

Die perfekte Kandi­datin (Haifaa Al Mansour)
Saudi-arabische Akti­vistin im Entschleie­rungs­modus.

Lady Business (Brie Larson)
Schwarz-rot-blonde Tussis im Konkur­renz­kampf.

La Vérité – Leben und lügen lassen (Hirokazu Kore-eda)
Wahrheit und Wirk­lich­keit sind nun mal nicht dasselbe.

Wagen­knecht (Sandra Kaudelka)
Wagen­knecht im Auto. Wagen­knecht im Bundestag. Wagen­knecht im Auto. Wagen­knecht im Bundestag …

Narziss und Goldmund (Stefan Ruzowitzky)
Testo­steron-Schleuder Goldmund lässt die Puppen tanzen.

Onward: Keine halben Sachen (Dan Scanlon)
Halber Vater, halbes Hendl: die Welt bleibt unvoll­kommen.

Die Känguru-Chroniken (Dani Levy)
Mit Sonnen­brille bewaff­netes, kommu­nis­ti­sches Beutel­tier im Nahkampf mit Kreuz­berger Nazis.

April

Lockdown – alle Kinos zu.

Mai

Lockdown – alle Kinos zu.

Juni

World Taxi (Philipp Majer)
Ohne Jarmusch im Taxi unterwegs.

Ip Man 4: The Finale (Reloaded): siehe März

Paris Calli­grammes (Ulrike Ottinger)
Ulrike Ottinger bleibt immer Paris.

Mina und die Traum­zau­berer (Kim Hagen Jensen)
Mädchen verbündet sich mit Zauberer­meute gegen ein uner­trä­g­li­ches Fami­li­en­idyll.

Der Geburtstag (Carlos Andrés Morelli)
Ein Kinder­ge­burtstag lässt in Abgründe blicken.

Für Sama (Reloaded): siehe März

Der Fall Richard Jewell (Clint Eastwood)
Eastwood hat auf seine alten Tage ein Herz für US-ameri­ka­ni­sche Helden­ge­schichten entdeckt.

Juli

Sibyl – Therapie zwecklos (Justine Triet)
Französinnen wider jedes doitsche Frauen- und Mutterklischee mit einer Prise Toni Erdmann.

Schwarze Milch (Uisenma Borchu)
Mit »Ossi« und »Wessi« in der Mongolei.

Das Beste kommt noch – Le meilleur reste à venir (Matthieu Delaporte, Alexandre De La Patel­lière)
Wer zuerst stirbt, hat gewonnen.

Berlin Alex­an­der­platz (Burhan Qurbani)
Von der Unmö­g­lich­keit, gut sein zu dürfen.

Helmut Newton – The Bad and the Beautiful (Gero von Boehm)
Jüdischer Fotograf imitiert Leni-Riefen­stahl-Ästhetik.

Semper Fi (Henry Alex Rubin)
Der Film mit den aller­meisten US-Flaggen.

Eine größere Welt (Fabienne Berthaud)
Mit Cécile de France in Trance.

Master Cheng in Pohjan­joki (Mika Kauris­mäki)
Weich­ge­kochte Konflikte in kuli­na­ri­scher Feelgood-Komödie.

Ronnie Wood – Somebody Up There Likes Me (Mike Figgis)
No sex, no drugs but Rock‘n‘Roll.

Undine (Christian Petzold)
Liebe, Tod, Sehnsucht, Melan­cholie … und überall Wasser.

Siberia (Abel Ferrara)
Allmän­ner­phan­ta­sien mit spre­chendem Fisch.

Auf der Couch in Tunis (Manele Labidi)
Mit Sigmund Freud auf, hinter und unter einem tune­si­schen Sofa.

Jean Paul Gaultier: Freak & Chic (Yann L’Hennoret)
Making Of eines Biopics als fulmi­nante »Fashion Freak Show«.

Marie Curie – Elemente des Lebens (Marjane Satrapi)
Die radio­ak­tive Geschichte der Marie Curie.

Harriet – Der Weg in die Freiheit (Kasi Lemmons)
Der histo­ri­sche Hinter­grund hätte einen anderen Film verdient.

The King of Staten Island (Judd Apatow)
Vom Sohn des Feuer­wehr­manns, der Feuer­wehr­mann werden will.

Into the Beat – Dein Herz tanzt (Stefan Wester­welle)
HHH: Hamburger HipHop – genial daneben.

Die schönsten Jahre eines Lebens (Claude Lelouch)
Anouk Aimée und Jean-Louis Trin­ti­gnant: sehr alt und sehr schön.

Die Känguru-Chroniken (Reloaded): siehe März

Weltreise mit Buddha (Jesco Puluj)
Crashkurs in Buddhismus aus der Bienen­per­spek­tive.

August

Exil (Visar Morina)
Auch Opfer können Arschlöcher sein.

The Secret – Das Geheimnis: Traue dich zu träumen (Andy Tennant)
Positiv gedacht und trotzdem fällt ein Baum auf‘s Dach.

Der letzte Mieter (Gregor Erler)
Mietthriller mit verzagtem Schluss.

The Song of Names (François Girard)
Uner­trä­g­li­cher Schwurbel um Clive Owen mit ange­klebtem Bart.

Still Here (Vlad Feier)
Die lang­wei­ligste Stelle im Krimi ist die, an der der Täter bekannt gegeben wird.

Die obskuren Geschichten eines Zugrei­senden (Aritz Moreno)
Wie viele Zugti­ckets braucht eine multiple Persön­lich­keit?

The Climb (Michael Angelo Covino)
Männer in Nöten, aber mit tollem Sound­track.

Kokon (Leonie Krip­pen­dorff)
Adoles­zie­rendes Schmet­ter­lings­mäd­chen knutscht mit Jella Haase.

Irre­sis­tible – Unwi­der­steh­lich (Jon Stewart)
Wider­stän­diger Wahlkampf im ruralen Absur­di­stan.

Wege des Lebens – The Roads Not Taken (Sally Potter)
Tränen­rei­cher Film mit einem wunder­schönen Javier Bardem.

Tenet (Chris­to­pher Nolan)
Zurück in die Zukunft und vorwärts in die Vergan­gen­heit.

Schlin­gen­sief – In das Schweigen hinein­schreien (Bettina Böhler)
Die Insze­nie­rung der Realität.

September

Persisch­stunden (Vadim Perelman)
Farsi für den Nazi.

Corpus Christi (Jan Komasa)
Vom Corpus Delicti zum Corpus Christi.

Drei Tage und ein Leben (Nicolas Boukhrief)
Stille Nacht, tödliche Nacht … über der fran­zö­si­schen Provinz.

Ufer­frauen – Lesbi­sches L(i)eben in der DDR (Barbara Wallbraun)
Die vom »anderen Ufer«.

Pelik­an­blut – Aus Liebe zu meiner Tochter (Katrin Gebbe)
5-jährige System­spren­gerin trifft Exor­zistin.

Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess (Steven Wouter­lood)
Sehr wunderbar und gar nicht seltsam.

Der flüssige Spiegel (Stéphane Batut)
Ghosting zwischen Dies- und Jenseits.

Body of Truth (Evelyn Schels)
Die Körperwelten der Damen Abramović, Landau, Neshat und Sieverding.

Die Epoche des Menschen (Jennifer Baichwal, Nicholas De Pencier, Edward Burtynsky)
Der betörende Bilder­bogen zeigt die Welt als vom Menschen bedrohte Nuss­schale.

Petla – Die Schlinge (Patryk Vega)
Polni­scher Bulle rammelt sich in den Ruin.

Blackbird – Eine Fami­li­en­ge­schichte (Roger Michell)
Ster­be­hilfe für Susan Sarandon.

Über die Unend­lich­keit (Roy Andersson)
Schön-spröde Anekdoten aus der Endlich­keit des Daseins.

Jean Seberg – Against all Enemies (Benedict Andrews)
Vom FBI zerstört: Jean(ne d’Arc) Seberg.

Nina Wu (Midi Z)
Über­grif­fig­keiten in der Film­branche führen zu Hallu­zi­na­tionen der unte­rernährten Haupt­dar­stel­lerin.

Space Dogs (Elsa Kremser, Levin Peter)
Animals were harmed in this movie.

Ooops! 2 – Land in Sicht (Toby Genkel, Sean McCormack)
Verhal­tens­the­rapie für angst­ge­störte Knuddel-Nestrier.

Hello again – Ein Tag für immer (Maggie Peren)
Hoch­zeits­film mit Murmel­tier­geräu­schen.

Oktober

Und morgen die ganze Welt (Julia von Heinz)
Die Sorgen der Antifa: Koksen oder doch lieber Nazis erschießen.

Die Stimme des Regen­waldes (Niklaus Hilber)
Ökig – waldig – gut.

Drachen­reiter (Tomer Eshed)
Knud­del­d­ra­chen rettet die eigene Sippe.

Bohnen­stange (Kantemir Balagov)
Unka­putt­bare Frauen gehen kaputt.

I Am Greta (Nathan Grossman)
Pappi Thunberg als Köni­gin­nen­ma­cher.

Regeln am Band, bei hoher Geschwin­dig­keit (Yulia Lokshina)
Osteu­ro­päi­sche Leih­ar­beiter*innen im Akkord des größten deutschen Schwei­ne­schlacht­be­triebs.

Ema (Pablo Larraín)
Pyromanin verführt Feuer­wehr­mann.

Gott, du kannst ein Arsch sein! (André Erkau)
Krebsfilm der Mittel­klasse mit Deflo­ra­ti­ons­szene und Till Schweiger als Pfarrer.

Mrs. Taylor’s Singing Club (Peter Cattaneo)
Grusliger Propa­gan­da­film über gelang­weilte Ehefrauen von Soldaten im Kriegs­ein­satz.

Eine Frau mit berau­schenden Talenten (Jean-Paul Salomé)
Nice people take drugs.

Oeconomia (Carmen Losmann)
Wer war zuerst da? Das Geld oder die Bank?

Winter­reise (Anders Oster­gaard, Erzsébet Rácz)
Bruno Ganz in seinem letzten Film.

Peninsula (Sang-Ho Yeon)
Zombie­jagd durch die Ruinen des Spät­ka­pi­ta­lismus.

Es ist zu deinem Besten (Marc Rothemund)
Zu wessen Bestem?

Der geheime Garten (Marc Munden)
Der britische Kolo­nia­lismus frißt in Indien seine eigenen Kinder.

Greenland (Ric Roman Waugh)
Gut frisiertes Yuppie-Pärchen kämpft mit Aste­ro­iden.

Kajil­lion­aire (Miranda July)
Null­sum­men­spiel um 525 Dollar.

Niemals Selten Manchmal Immer (Eliza Hittman)
Abtrei­bungs­o­dyssee im Trumpland.

Jim Knopf und die Wilde 13 (Dennis Gansel)
12 wilde Piraten und nur ein Rick Kavanian.

Enfant Terrible (Oskar Roehler)
Schlüp­fer­pa­rade mit bauch­freiem Oliver Masucci.

Schwes­ter­lein (Véronique Reymond, Stéphanie Chuat)
Zwei Rampen­säue als Zwillinge: Nina Hoss und Lars Eidinger.

Mein Liebhaber, der Esel & ich (Caroline Vignal)
Hausbackener Vergleich von Eseln und Männern.

Milla meets Moses (Shannon Murphy)
Krebsfilm der Extra­klasse (mit Deflo­ra­ti­ons­szene in der Todes­nacht).

November

Lockdown – alle Kinos zu.

Dezember

Lockdown – alle Kinos zu.