29.12.2011

Die Mischung macht's!

Das Schmuckstück
Verliebt ins neue Jahr?
Catherine Deneuve und Gérard Depardieu in Das Schmuckstück

Der ultimative Jahresrückblick, ohne Anspruch auf Vollständigkeit

Von Felicitas Hübner und Dunja Bialas

Ein Jahres­rück­blick hat ja etwas ganz und gar Rituelles. Man knöpft sich die Filmliste des Jahres vor, geht die einzelnen Titel durch und notiert sich, was man von den 495 Filmen (in 2011, Q: vdfkino.de) gesehen hat. Dann kommt die große Auswer­tung: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen, die guten dürfen also auf die Liste, die schlechten schluckt man runter als bittere Kinopille. Wir machen es dieses Jahr anders und listen einfach alle Filme auf, die wir gesehen haben – mit dem Versuch, sich in einem Satz noch an den Film zu erinnern. – Los geht’s!

JANUAR +++ Bergblut (Philipp J. Pamer) +++ Iden­ti­täts­drama eines HFF-Absol­venten, der zwischen Südtirol, Berlin und Bayern nach einer Heimat sucht und wohl auch findet. +++ Eine flexible Frau (Tatjana Turanskyj) +++ Die schwe­bende Jungfrau in Berlin zwischen Arbeits­suche, Iden­ti­täts­krise und Verzweif­lung, gab’s da auch ein Kind, um das gebangt wurde, oder war das nur in Angèle und Tony (siehe dort)? +++ Das rote Zimmer (Rudolf Thome) +++ Meis­ter­s­tück mit zwei Mädchen, die einem Midlife-Crises-gebeu­teltem Unter­nehmer zusetzen, sehr Jacques Rivette, sehr schön! +++ Im Alter von Ellen (Pia Marais) +++ Stewar­des­sen­film 1. Der Film ist leider unter­ge­gangen im Kinojahr, dabei spielt Jeanne Balibar großartig reduziert eine nicht mehr ganz junge Stewar­dess, die einfach aussteigt – nicht nur aus dem Flugzeug, sondern insgesamt aus ihrem Leben. +++ Black Swan (Darren Aronofsky) +++ Natalie Portman ist Prima­bal­le­rina und mindes­tens genauso beein­dru­ckend in ihrer Rolle wie Mickey Rourke als Wrestler aus der Hand des Regis­seurs ein Jahr zuvor. Brachte bestimmt nicht mehr Mütter dazu, ihre Mädels ins Ballett zu schicken.

FEBRUAR +++ The King’s Speech (Tom Hooper) +++ Eine der beein­dru­ckendsten Szenen der Films ist, wie der stot­ternde, zukün­fi­tige König (Colin Firth) Adolf Hitler vor dem Fernseher völlig faszi­niert und welt­an­schaungs­be­freit beim Reden beob­achtet und bewundert. +++ I Killed My Mother (Xavier Dolan) +++ Genie­streich 1 des franko-kana­di­schen Wunder­kindes, in dem er in einer fiktiven Auto­bio­grafie mit seiner Mutter abrechnet und sein Coming-Out feiert – als Regisseur auf der Leinwand, als Schwuler im Film. +++ Pina (Wim Wenders) +++ Der erste mati­ne­en­taug­liche 3D-Film mit einem schönen Puppen­spiel der Tänzer in der Probe­bühne; doof waren die Umschnitte von Totaler ins Close-up: Schwupp! flog einem da plötzlich ein Arm in die Fresse. Wenders hat versucht, das Beste aus der neuen Tech­no­logie zu machen. +++ True Grit (Coen-Brüder) +++ Toller Western 1. Mit einem Mädchen in der Haupt­rolle, die die harten Jungs in die Knie zwingt, zu betulich das Ende mit ihr als gealteter Jungfrau, amüsant die vielen Anschluss­fehler – siehe die Diskus­sion auf der Facebook-Seite von Artechock. +++ Trash Humpers (Harmony Corine) +++ »Ein 'Film', den man in eine Kloschüssel proji­zieren sollte.« (Fritz Göttler) +++ Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan (Harald Sicheritz) +++ Unin­spi­rierter und über­flüs­siger Sequel des ersten, großen Spaß machenden Hexe-Lilli-Films – mit meiner Tochter gesehen, die ihn ganz toll fand, aber nicht mehr ganz ihrem Alter entspre­chend.

MÄRZ +++ Mein Kampf (Urs Odermatt) +++ Eindrucks­voller Film nach dem Thea­ter­stück von George Tabori über die spät­pu­ber­tie­rende Entwick­lung des Adolf Hitler zum künftigen Diktator. +++ Das Schmuck­s­tück (François Ozon) +++ Catherine Deneuve spielt mit großer Leich­tig­keit die sich aufleh­nende Unter­neh­mer­gattin, Fabrice Luchini den dazu­gehö­rigen Unter­nehmer. Die jeweilige promis­kui­tive Vergan­gen­heit wird natürlich sehr verschieden bewertet. Selbst Gérard Depardieu als mitt­ler­weile gut situ­ierter Gewerk­schafter gibt sich hoch moralisch bei den Eskapaden der Madame Pujol. +++ Bunt, schrill, sozial engagiert, ein Frank­reich­bild, eine Diva: Catherine Deneuve als Unter­neh­mens-Über­neh­merin spielt bravourös die erste Emanze der fran­zö­si­schen Geschichte. Irgendwie erinnert sie an Hillary Clinton. +++ Unter dir die Stadt (Christoph Hoch­häusler) +++ Etwas wirres Endzeit­drama unter dem Schock des 11. September 2001. Eine junge Frau und ein älterer Herr vögeln sich dem nächsten Börsen­crash entgegen. +++ HOP – Osterhase oder Superstar? (Tim Hill) +++ Alberner Film über Oster­hasen im Kapi­ta­lismus. Der Firmen­chef senior wurde merk­wür­di­ger­weise vom stark sächsisch spre­chenden Wolfgang Stumpf synchro­ni­siert.

APRIL +++ The Fighter (David O. Russell) +++ Harte Jungs (Brüder), die sich zum Erfolg boxen. Unter Dauer­be­ob­ach­tung von sieben debilen Schwes­tern und einer karrie­r­e­be­wussten Mutter. +++ Die Mond­ver­schwö­rung (Thomas Frickel) +++ Sehr witzige Beob­ach­tung eines us-ameri­ka­ni­schen Jour­na­listen zum Thema Mond-Mercha­di­sing. Dennis Masca­renas größter Verdienst ist es, sich völlig zurück­nehmen zu können und die deutschen Mond­be­ses­sener ihren Irrsinn in Kamera und Mikrofon erzählen zu lassen.

MAI +++ Unter Kontrolle (Volker Sattel) +++ Weil das »Restrisko ein Gesicht bekam« (Angela Merkel über Fukushima), wurde dieser Film zum Eröff­nungs­film des Münchner DOK.festes 2011. Eher ein »Jungsfilm«, mit vielen tech­ni­schen Details, als Film eher etwas dröge. +++ Auf Teufel komm raus (Mareille Klein und Julie Kreuzer) +++ Ambi­va­lenter Doku­men­tar­film über einen verur­teilten Sexu­al­straf­täter. Die beiden Filme­ma­che­rinnen beob­achten mit ihrer Kamera die Familie des Karl D. sowie die protes­tie­rende Dorf­ge­mein­schaft, die den Mann nicht in ihrem Ort haben wollen. Unbe­greif­lich, dass mehrer der ursprüng­lich protes­tie­renden Frauen den Sexu­al­straf­täter bei Kaffee und Kuchen besuchen. +++ Bad Boy Kummer (Miklos Gimes) +++ Wenn das Objekt der Begierde nicht will, können auch die besten Filme­ma­cher nichts machen. Tom Kummer, der ehemalige Jour­na­list und heutige Tennis­lehrer, ließ sich filmen, erzählte ausführ­lich, gab aber nicht viel preis.

JUNI +++ Wer ist Hanna? (Joe Wright) +++ Hanna ist eine puber­tie­rende Kampf­ma­chine, die sich durch die Welt rächt. Der Film hinter­ließ vor allem den Eindruck, als ob die (Kino-)Welt an Gewalt gewöhnt werden sollte. +++ Rocka­billy Ruhrpott (Claudia Bach und Christin Feldmann) +++ Netter Doku­men­tar­film über Rocka­billy-Fans im Ruhr­ge­biet. +++ Alles koscher! (Josh Appi­gna­nesi) +++ Sehr witziger und intel­li­genter Film über einen Moslem, der über Nacht zum Juden wird. Islam meets Juden- und Chris­tentum. Die Scien­to­logy wird es übel treffen. +++ Bad Teacher (Jake Kasdan) +++ Cameron Diaz flegelt sich als Möch­te­nicht­gern-Lehrerin durch den Schul­alltag. Der Film hat ein Happy End. Sie lässt sich ihre Brüste nicht vergrößern. +++ The Bang Bang Club (Steven Silver) +++ Vier Pres­se­fo­to­grafen sind mit der Kamera an inter­na­tio­nalen Brenn­punkten dabei. Dabei müssen sie sich entscheiden, ob sie nur foto­gra­fieren oder auch eingreifen wollen. Sie überleben ihre Einsätze aus unter­schied­li­chen Gründen nicht. +++ Morgen das Leben (Alexander Riedel) +++ Stewar­des­sen­film 2, in dem es um geschei­terte Lebens­ent­würfe in einer nicht näher benannten Siedlung geht. Ein echter Runter­zieher, aber schön! +++ Yuki & Nina (Hippolyte Girardot und Nobuhiro Suwa) +++ Mädel­freund­schaften darf man doch nicht ausein­an­der­reißen! – es passiert aber doch, auf etwas bildungs­bür­ger­liche und irgendwie zu schön gestylte Art. +++ Gregs Tagebuch 2 – Gibt’s Probleme? (David Bowers) +++ Zweite Verfil­mung der Comic-Romane von Jeff Kinney, die auf jedem Grund­schul­pau­senhof für Furore sorgen. Natürlich mit meiner Tochter gesehen, die letztens sagte (nach Lektüre des 5. Bandes): »Das ist immer dasselbe!« Dem ist nichts hinzu­zu­fügen, außer dass Gregs Mutter (Rachael Harris) aussieht wie Sarah Palin. +++ Beginners (Mike Mills) +++ Für alle Bezie­hungs­ge­schä­digten war dies ein nett unter­halt­samer Film, mit einer äußerst charmant gewürzten aussichts­losen Hoffnung. +++ Arrietty – Die wunder­same Welt der Borger (Hiromasa Yone­ba­yashi). Mit Heidi-Reh-Augen animiertes Kinder­buch über die kleinen Wesen, die in Paral­lel­welten leben.

JULI +++ Portraits deutscher Alko­ho­liker (Carolin Schmitz) +++ Lang­wei­lige Wohn­zimmer und ihre Geheim­nisse – geht uns alle etwas an! +++ Herzens­bre­cher (Les amours imagi­naires) +++ Genie­streich 2 des franko-kana­di­schen Wunder­kindes Xavier Dolan. Der absolute Lieb­lings­her­zens­bre­cher­film des Jahres, mit einem süchtig machenden Sound­track. Bang bang! +++ Kleine wahre Lügen (Les petits mouchoirs) (Guillaume Canet) +++ Geschwät­ziges Midlife-Crises-Kino, mit Styu­vesant-Beck’s-Dauer­wer­be­ein­stel­lungen. +++ Belgrad Radio Taxi (Srdan Koljevic) +++ Freund­lich gemeinter Film über unfreund­liche Lebens­um­s­tände von vier Menschen. Untermalt werden die indi­vi­du­ellen Kata­stro­phen von den letzen Sende­tagen eines Belgrader Radio­sen­ders. +++ Geständ­nisse (Tetsuya Nakashima) +++ Großar­tiger Horror­film, der klein anfängt und sich in einer verschach­telten und immer schlüs­sigen Geschichte zum explo­die­renden Finale arbeitet. +++ Brau­talarm (Paul Feig) +++ Der Film zeigt Frauen wie sie auch im richtigen Leben vorkommen könnten. Warum nur mussten ihre offen­sicht­li­chen Diarrhoen so geräu­schlos bleiben?

AUGUST +++ Sommer in Orange (Marcus H. Rosen­müller) +++ Harmloser Film vom Herrn Rosen­müller. Georg Friedrich war sichtlich unter­for­dert. Kein Vergleich zu Wer früher stirbt ist länger tot. +++ Midnight In Paris (Woody Allen) +++ Nummern-Kino mit unglaub­li­chen Begeg­nungen, die uns was, bitte schön, erzählen wollen? Früher war alles besser – dass Allen diesen Reigen bis ins Absurde treibt rettet am Ende seinen Film. +++ Angèle und Tony (Alix Delaporte) +++ Verzwei­felte Frau 2 (siehe Eine flexible Frau), die um das Sorge­recht für ihr Kind kämpft, in der rauen Normandie und dabei einen sympa­thi­schen Fischer kennen­lernt. Angeblich ging es der Regis­seurin aber gar nicht um das Sorge­rechts­thema. +++ Plötzlich Star (Thomas Bezucha) +++ »Reise mit Selena Gomez in die glamouröse Welt der Stars« (Produk­tion). Dem ist nichts hinzu­zu­fügen, außer dass hier totale Fanver­ar­schung passiert: Selena als das unschein­bare Mädchen mit Boden­haf­tung. Mit meiner Tochter gesehen, die den Film noch mal sehen wollte, daraus wurde aber nichts, jep!

SEPTEMBER +++ Cairo Time (Ruba Nadda) +++ Schöner und zart erzählter Liebes­film aus der Zeit vor den Kämpfen auf dem Tahrir-Platz. Den Bayri­schen Rundfunk störte, dass die Slums von Kairo nicht gezeigt wurden. +++ Die Drei Muske­tiere (Paul W. S. Anderson) +++ Ganz im Gegensatz zur Muske­tier­ver­fil­mung von 1973 von Richard Lester hat dieser Film keinen Charme und keinen Witz. Da hilft auch keine 3D-Brille auf der Nase. +++ Der grosse Crash – Margin Call (J. C. Chandor) +++ Einer der Börsen­filme zur Volks­be­ru­hi­gung. +++ Hell (Tim Fehlbaum) +++ Wer The Road von John Hillcoat gesehen hat, wird sich schnell in der Handlung von Hell auskennen. Die einzige Über­ra­schung war Angela Winkler. +++ Roller Girl – Manchmal ist die schiefe Bahn der richtige Weg (Whip It!) (Drew Barrymore) +++ Mein persön­lich schlech­tester Film des Jahres. Warum nur spielte Juliette Lewis mit? +++ Freunde mit gewissen Vorzügen (Will Gluck) +++ »Friends with Benefits« haben nur Sex mitein­ander, aber lieben sich nicht. Das geht natürlich schief. +++ Tournée (Mathieu Amalric) +++ Wunderbar sympa­thi­scher Bour­lesque-Film, der leider völlig unter­ge­gangen ist, der Film war très Amalric und très bour­lesque mit echten Burlesque-Größen wie Mimi Le Meaux, Kitten on the Keys, Dirty Martini u.a., die sich alle selbst spielen. +++ Film Socia­lisme (Jean-Luc Godard) +++ Ein wirk­li­ches und echtes Meis­ter­werk von Godard, in dem er gekonnt zwischen philo­so­phi­schem Tiefgang und video­ge­fasster Leich­tig­keit oszil­liert. Hat großen Spaß gemacht! +++ Le Havre (Aki Kauris­mäki). Über diesen Film wird viel gemäkelt, ein schönes Märchen mit sozialem Anspruch, in tollen Kauris­mäki-Farben und mit einem wunder­baren André Wilms.

OKTOBER +++ Die Abenteuer von Tim & Struppi (Steven Spielberg) +++ Technisch perfekt (3D!), aber leblos. +++ Johnny English – Jetzt erst recht (Oliver Parker) +++ Alberner Film mit einigen berech­tigten Lachern. Rowan Atkinson in einer daneben gegan­genen 007-Persi­flage. +++ Der letzte Ange­stellte (Alexander Adolph) +++ Ein trauriger Film über Arbeits­lo­sig­keit und deren Potenzial zum Wahn­sin­nig­werden. +++ Die Liebes­fäl­scher (Copie conforme) (Abbas Kiaro­stami) +++ Was für ein blöder deutscher Verleih­titel für diesen hinreißend intel­li­genten, viel­schich­tigen Film mit einer erstaun­lich souver­änen Juliette Binoche, der man ihr Alter auf so schöne Weise ansehen kann. +++ Melan­cholia (Lars von Trier) +++ Und schon wieder ein Meis­ter­werk in diesem Jahr, das uns verändert aus dem Kino gehen ließ. Plötzlich war Sonne überall… +++ The Look – Charlotte Rampling (Angelina Maccarone) +++ Der beste Doku­men­tar­film des Jahres, was sich nicht nur der glamourös-atem­be­rau­benden und intel­li­genten Charlotte verdankt, sondern auch einem tollen Film­kon­zept! +++ Under­water Love – A Pink Musical (Shinji Imaoka) +++ Ein Märchen über die japa­ni­schen Sagen­wesen Kappa, das leider ziemlich doof war, wurden doch die Running Gags ziemlich totge­treten. Kappa! +++ Poliezei (Polisse) (Maiwenn Le Besco) +++ Hoch­gradig verschränkter Poli­zei­film über die Grau­sam­keiten, die Kinder angetan werden können, mit einer doku­men­ta­ri­schen Hand­schrift. Genervt haben nicht die aufge­heizten, manchmal hyste­ri­schen Szenen, sondern einfach nur die schöne Maiwenn als verklei­dete Foto­re­por­terin, die in der entschei­denden Szene ihr Haar lösen und die Brille absetzen durfte. Die Rolle hat sie für sich selbst geschrieben, pardonnez-moi!

NOVEMBER +++ Die Höhle der verges­senen Träume (3D) (Werner Herzog) +++ Werner Herzog labert. Die Bilder von der Höhle sind eindrucks­voll, was sie aber in 2D genauso gewesen wären. +++ Der Gott des Gemetzels (Roman Polanski) +++ Sehr irdische Thematik. +++ Zusehen, wie sich die Bürger­lich­keit zerfleischt, zusehen, wie Jodie Foster ausflippt und Christoph Waltz in sich zusam­men­fällt, eine großar­tige Schau­spieler-Perfor­mance. +++ Anonymus (Roland Emmerich) +++ Phan­ta­sie­voll und stimmige Idee eines Antis­trat­for­di­a­ners. Was wenn Shake­speare die ihm zuge­schrie­benen Werke nicht verfasst hat? Ein Roland Ememrich-Film der ganz anderen Art. +++ Der ganz normale Wahnsinn – Working Mum (Douglas McGrath) +++ Regle­men­tie­rungs­film für werk­tä­tige Mütter, das Tagesoll über­zu­er­füllen und trotzdem noch Zeit für ein schlechtes Gewissen zu haben. +++ Männer­herzen ... und die ganz, ganz grosse Liebe (Simon Verhoeven) +++ Schön gemachter Film über unser aller Nöte. +++ Im Weltraum gibt es keine Gefühle (Andreas Öhman) +++ Asperger ist die belieb­teste Behin­de­rung für roman­ti­sche Komödien der neuen Gene­ra­tion, ziemlich abge­dro­schene Gags mit Schen­kel­klopf­ga­rantie. +++ Die Mühle und das Kreuz (Lech Majewski) +++ Erbau­li­ches Bildungs­bür­ger­kino, das eine Fantasie über die Entste­hung von Peter Breughels Bild über den Kreuzweg Christi erzählt – im Muse­ums­shop gut aufge­hoben für alle, für die sich mit Kunst­ge­schichte als Trompe-l’Oeil begnügen. +++ Meek’s Cutoff (Kelly Reichardt) +++ Frauen im Western 2 (siehe True Grit), einer der besten Filme des Jahres, im 4:3-Format. Geschichte als Geschichte des Alltags, ein Durch­wan­dern entleerter Land­schaften, in der alles preis­ge­geben und vieles erobert wird. +++ Eine dunkle Begierde (David Cronen­berg) +++ Immerhin, von der Spielrein hatten wir vorher noch nichts gewusst, als Gespielin von Jung und Ergän­zerin von Freud.

DEZEMBER +++ Mission: Impos­sible – Phantom Protokoll (Brad Bird) +++ Simon Pegg und die anderen Schau­spieler müssen sich stark zurück­nehmen, damit Tom Cruise als Star dieses Films zumindest zu erahnen ist. +++ Michel Petruc­ciani – Leben gegen die Zeit (Michael Radford) +++ Ein anrührend gemachter Film über den Pianisten Michel Petruc­ciani, der wegen seiner Glas­kno­chen­krank­heit nicht viel Zeit zum Leben hatte. Es blieb der schale Nach­ge­schmack, ob er sooo geliebt worden wäre, wenn er kein so großar­tiger und berühmter Pianist gewesen wäre. +++ Perfect Sense (David Mackenzie) +++ In Casino Royale der 007-Reihe musste Eva Green im roten Kleid in einem zusam­men­s­tür­zenden Haus in Venedig ertrinken. In Perfect Sense verliert sie gemeinsam mit Ewan Mc Gregor und der gesamten Mensch­heit ihre Sinne. Eine Pres­se­ve­tre­terin meinte, dass man sich dann doch endlich auf das Wesen­liche im Leben besinnen könne. +++ Filma­po­ka­lypse über den sukzes­siven Verlust der Sinne, die nach dem Abzähl­reim funk­tio­niert. Naja, inhalt­lich immerhin eine neue Vision. Und: Love is all you have! +++ Day Is Done (Thomas Imbach) +++ Die Großar­tig­keit des Films ist nur schwer zu vermit­teln: Ein Leben aus dem Anruf­be­ant­worter, mit Blicken aus dem Fenster. Was, das soll alles sein?! +++ The Big Eden (Peter Dörfler) +++ Rolf Eden ist der letzte (oder erste?) Playboy des geteilten Deutsch­lands, Erfinder der Oben-ohne-Bars. Ein tolles Oszillat zwischen frei­wil­liger Demontage und gelun­gener Selbst­in­sze­nie­rung. +++ Habemus Papam (Nanni Moretti) +++ Obwohl Michel Piccoli per se eine unglaub­liche Lein­wand­prä­senz hat, stiehlt er sich als Papst, der »ausbüxt«, irgendwie aus dem Film. Liegt am faden Drehbuch! +++ Atmen (Karl Markovics) +++ Schön lakonisch, das Gegenteil von Sterben: der Wieder­ein­tritt ins Leben. +++ Auf ein Neues!