02.08.2012

Was für ein schöner Kino-Sommer!

Drive von Nicloas Winding Refn
Der Film des Jahres:
Drive von Nicloas Winding Refn,
jetzt noch einmal im Kino zu sehen
(Sa., 18.08., 21:15 Uhr, Atelier in OmU)

Seit 60 Jahren schon gibt es sie: Die Münchner Filmkunstwochen. Eine kleine Rundschau durch das Programm für alle, die den Sommer in München verbringen

Von Dunja Bialas

Endlich Sommer! Und endlich die Gele­gen­heit, all die Filme, die man unterm Jahr verpasst hat, nach­zu­holen. Die dies­jäh­rigen Film­kunst­wo­chen, die nun schon seit 60 Jahren das Sommer­loch mit bester Qualität füllen, warten auch dieses Jahr wieder mit einem erlesenen Programm auf. Zu sehen sind Arthouse-High­lights des letzten Kino-Jahrs, die die teil­neh­menden Kino­be­treiber (Filmeck Gräfel­fing, Rio, Isabella, Neues Rottmann, Monopol, Arena, Atelier) selbst ausge­wählt haben.

Jetzt auf keinen Fall verpassen sollte man die großen Meis­ter­werke des letzten Jahres, Melan­cholia von Lars von Trier (Do., 02.08., 21:15 Uhr im Atelier in OmU) und Terrence Malicks The Tree of Life (Mo., 13.08., 18:30 Uhr im Isabella und Fr., 17.08., 21:15 Uhr im Atelier in OmU). Nett anzu­schauen ist z.B. Beginners, eine beim Filmstart etwas unter­ge­gan­gene ameri­ka­ni­sche Tragi­komödie über die Schwie­rig­keiten, seinen Bezie­hungs­pes­si­mismus zu über­winden und sich der Liebe einfach hinzu­geben (So., 19.08., 21:15 Uhr im Atelier in OmU). Den etwas eigen­wil­ligen, aber sehr guten Cheyenne – This Must Be the Place (mit Sean Penn in der mehr als unge­wöhn­li­chen Rolle als Gothic-Nazi-Jäger), sollte man sich jetzt endlich unbedingt doch noch ansehen (Di., 07.08., 21:15 Uhr im Atelier, Do., 09.08. und Mo., 20.08., jeweils 19:00 Uhr im Monopol, alle Vorstel­lungen in OmU). Die Haut, in der ich wohne des spani­schen Altmeister Pedro Almodóvar über einen stamm­zel­len­for­schenden Schön­heits­chir­urgen, in dem es gekonnt-fiese Szenen gibt, die auch Nicht­schwan­gere an den Rand der Übelkeit bringen, sollte man trotz dieser Warnung nicht verpassen. Oder sich sogar ein zweites Mal ansehen (Sa., 04.08., 18:30 Uhr im Isabelle im OmU).

The Artist, der dieses Jahr beim Oscar abräumen konnte, haben vermut­lich die meisten Münchner Kino­gänger schon gesehen. Er eignet sich aber hervor­ra­gend, wenn man Besuch aus der Provinz bekommt, um diesen mit einem Stummfilm in Schwarz­weiß zu über­ra­schen (oder zu scho­ckieren!) (Mi., 08.08., 18:00 Uhr, Rio). Biutiful steht ja im Ruf, ein Gutmen­schen-Drama zu sein, des mexi­ka­ni­schen Vorzei­ge­re­gis­seurs Alejandro González Inarritu. Endlich bietet sich noch einmal die Gele­gen­heit, dies zu über­prüfen, und zwar am Fr., 10.08. um 21:15 Uhr im Atelier (in OmU).

Dazu kommen wertvolle Einzel­stücke aus der Film­ge­schichte, die thema­tisch zum Programm passen. So zum Beispiel die Bezie­hungs­komödie Nino­t­schka von Ernst Lubitsch von 1939 (Sa., 4.08. und So., 15.08. jeweils um 20:45 Uhr im Arena), der selten zu sehende Doku­men­tar­film Taxi Lisboa, eine Ode auf die Stadt und seinen diens­täl­testen Taxi­fahrer (Fr., 17.08., 18:00 Uhr im Rio, in Anwe­sen­heit des Regis­seurs Wolf Gaudlitz) oder Die Milch­straße aus dem Jahr 1969, eine eigen­wil­lige Begehung des Jakobsweg, dem irdischen Äqui­va­lent zur Milch­straße, von Luis Bunuel (Di., 07.08., 18:30 Uhr im Isabella). Auch jüngere Filme sind dabei, wie z.B. der nord­iri­sche Hunger­streik-Film, passen­der­weise mit dem Titel Hunger (2008) von Steve McQueen, der dieses Jahr mit Shame Aufsehen erregte (und jetzt noch einmal gesehen werden kann: Am Mi., 08.08. und 19.08., jeweils um 19:00 Uhr im Monopol und am Sa., 11.08., um 21:15 Uhr im Atelier, alle Vorstel­lungen in OmU). Auch Il Divo ist unbedingt einen Kino­be­such wert, gerade jetzt, wo das post-Berlus­co­ni­sche Italien wieder durch­atmen kann. Der italie­ni­sche Regisseur Paolo Sorren­tino (der auch bei Cheyenne Regie geführt hat) insze­niert den Staats­mann Giulio Andreotti in einem opern­haften Drama (Sa., 04.08. und Mi., 15.08., jeweils 19:00 Uhr im Monopol).

Auch einige Previews finden sich im Programm. This Ain’t Cali­fornia, ein rasantes Doku-Märchen über die Roll­brett­fahrer-Szene in der DDR der 80er Jahre, ist ein leichter und unter­halt­samer Sommer­spaß (So., 12.08., 19:00 Uhr im Monopol). Speed – Auf der Suche der verlo­renen Zeit des Münchner Doku­men­tar­fil­mers Florian Opitz ist der Film­kom­mentar zur Hektik des rest­li­chen Jahres, wenn nicht gerade Sommer ist und Film­kunst­wo­chen-Entspan­nung: Wo ist eigent­lich nur all die Zeit geblieben? (Di., 21.08., 21:15 Uhr im Atelier)

Und bevor wir wieder sagen müssen, »Leider keine Zeit, ins Kino zu gehen«, sollte man dies jetzt einfach machen und in die Film­kunst­wo­chen eintau­chen.

Wir wünschen einen schönen Kino-Sommer!

Mehr Infor­ma­tionen zum Programm, alle Filme und der Film­kunst­wo­chen-Blog finden sich unter www.film­kunst­wo­chen-muenchen.de.