15.05.2015
68. Filmfestspiele Cannes 2015

Woody Allen: IRRATIONAL MAN

Woody Allen, Irrational Man
Händeringendes Reden in Irrational Man – Woody Allen zeigt, wie Zweifeln geht
(Foto: Warner Bros.)

Cannes teilt sich uns auch mit, wenn wir nicht in Cannes sind. Wie Berichterstattung sich anfühlt, wenn man nicht vor Ort ist, wagen wir in unserer neuen Serie »Blicke nach Cannes«. Mit Trailern, Verlinkungen zu Pressekonferenzen, Querbezügen im Programm und natürlich ohne eine einzige Filmkritik zu schreiben. Denn dazu müsste man tatsächlich vor Ort sein

Von Dunja Bialas

Mein zweiter Blick nach Cannes. Wieder was gelernt: Woody Allen war (fast) immer in Cannes, aber niemals im Wett­be­werb. Ein Arthouse-Auswuchs, ohne den Cannes nicht auskommen kann? Ange­sichts der sich hinter­fra­genden Haupt­fi­guren, ein Philo­so­phie­lehrer und seine Stun­dentin, die ich kennen­lerne, während ich den Trailer sehe, beginne ich zu hinter­fragen, ob diese Blicke nach Cannes nach Kritik­maßs­täben überhaupt zulässig sind. Sicher­lich kein ernst zu nehmendes jour­na­lis­ti­sches Unter­nehmen. Es gilt, sich weiterhin selbst zu beob­achten und die Zweifel hoch zu halten.

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Woody Allen ist zum 12. Mal bei den Film­fest­spielen in Cannes vertreten. Zwar nicht im Offi­zi­ellen Wett­be­werb, so läuft doch sein neuer Film mit dem bezeich­nend Woody-esken Titel Irra­tional Man im Wett­be­werb außer Konkur­renz. Woody Allen hat seine lang­jäh­rigen Europa-Eskapaden hinter sich gelassen und zeigt nun einen Philo­so­phie­lehrer, dem die Zweifel kommen. Den sich in der Irra­tio­na­lität verhed­dernden Groß­zweifler spielt Joaquin Phoenix: »I can’t write, I can’t read«, ist sein Verzweif­lungs­mantra. Emma Stone darf ihn retten. Sie gilt – als Nach­fol­gerin von Scarlett Johansson, der Mimin der Europa-Filme – als Woody Allens neue Muse.

Sein Cannes-Debüt erlebte der nun schon 79jährige Woody Allen 1979 mit Manhattan, aller­dings auch damals schon „Out of Compe­ti­tion“. Woody Allen und Cannes, das ist wie Stan Laurel und Oliver Hardy, schreibt die fran­zö­si­sche Presse heute. Immer in Cannes, aber nie im Wett­be­werb. 2012 eröffnete Allen sogar das Festival an der fran­zö­si­schen Riviera mit seinem wahn­wit­zigen Zeitreise-Film Midnight In Paris.