Überraschung inklusive |
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Maryam Touzanis Adam | ||
(Foto: Grandfilm) |
Von Axel Timo Purr
Das Programm ist zwar nicht so umfangreich wie im letzten Jahr, aber dass die 10. Afrikanischen Filmtage trotz Pandemie sowohl online als auch wie jedes Jahr vor Ort im Gasteig stattfinden, ist ein Statement, das wahre Cineasten freuen dürfte und im Grunde dazu passt, was Afrika ausmacht: nämlich überraschen.
Und die Überraschung fängt ja nicht nur bei der Pandemie selbst an – bislang rätseln die Gesundheitsverantwortlichen verschiedener Gremien weiterhin, warum der afrikanische Kontinent trotz katastrophal aufgestellter Gesundheitssysteme und düsterer Prognosen verhältnismäßig schwach von Covid-19 heimgesucht wurde –, sondern ist auch seit Jahren im Filmbereich immer wieder spürbar. Angefangen von kreativen Kinomachern wie den Sunshine Cinemas über innovative Serien wie Queen Sono, No-Budget-Produktionen wie Cook Off oder die angolanisch-südafrikanische Blockbuster-Produktion Santana.
Die überraschende Komplexität der bestellten Felder deutet schon an, dass ein, wenn auch kleines, aber fein kuratiertes Filmfestival eine gute Idee ist, um der Überraschung ein wenig Herr zu werden.
Die 10. Afrikanischen Filmtage versuchen dies unter dem Motto »connected« – unter dem sie eine kleine Auswahl aktueller Filme aus afrikanischen Ländern ausgewählt haben, die sich vor allem zwischenmenschlichen Verbindungen widmen.
Sei es die wachsende Beziehung zwischen einer alleinerziehenden Witwe und einer schwangeren Unbekannten in Casablanca (Adam, 10. Oktober, 18:00 Uhr und 11. Oktober, 16:00 Uhr im Carl-Amery-Saal, sowie online), die unzertrennliche Liebe zweier Teenager in Addis Abeba (Fig Tree, 10. Oktober, 14:00 Uhr und 11. Oktober, 18:00 Uhr im Carl-Amery-Saal, sowie online), der freundschaftliche Zusammenhalt junger Aktivistinnen in Khartum (Khartoum Offside, 10. Oktober, 20:00 Uhr im Carl-Amery-Saal, sowie online), das zerrüttete Verhältnis von zwei Brüdern in einer senegalesischen Kleinstadt (Nafi’s Father, 9. Oktober, 18:30 Uhr und 11. Oktober, 11:00 Uhr im Carl-Amery-Saal, sowie online) oder das Zusammenleben junger Hutus und Tutsis in einem katholischen Mädchenpensionat in den Bergen Ruandas (Notre-Dame du Nil, 10. Oktober, 16:00 Uhr und 11. Oktober, 20:00 Uhr im Carl-Amery-Saal sowie online). Die kuratierte Filmauswahl ermöglicht tiefe Einblicke in »afrikanische« Beziehungswelten, die sich allerdings – unabhängig von Ort und Zeit – als verbindendes Merkmal menschlichen Zusammenlebens weltweit wiederfinden.
Neben dem Filmprogramm bieten die 10. Afrikanischen Filmtage zum ersten Mal seit 2011 wieder den Besuch einer Ausstellung an, die im Foyer der Glashalle im Gasteig, nur unweit der Filmpräsentationen, lokalisiert ist. Wie schon 2011, handelt es sich um Steinskulpturen zeitgenössischer Künstler aus Zimbabwe aus der Sammlung ConARTz. Unter dem Titel »configured« werden Werke präsentiert, die die verschiedenen Gestaltungsprinzipien des Ur-Mediums der Kreativität – des Steins – als Verbindung künstlerischen Schaffens sichtbar machen. Zwischen Abstraktion und Figuration, Leichtigkeit und Schwere, Volumen und Filigranität wird hier die Figur zur Manifestation der Beziehung von Mensch, Natur und Kultur deutlich.
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Weitere Informationen zum Programm und dem Veranstaltungsort unter http://www.aft-munich.com/2020/.