Jenseits von Afrika |
||
Blitz Bazawules The Burial Of Kojo |
Von Axel Timo Purr
Wie wichtig der afrikanische Filmmarkt inzwischen geworden, zeigt nicht nur der rege Zuspruch der »African Hub«- Veranstaltungen auf den letzten Berlinalen, sondern auch ein vermehrtes Interesse der großen Streaming-Plattformen. Netflix etwa erweitert nicht nur konsequent seinen Bestand großer afrikanischer »Mainstream«-Produktionen, sondern produziert inzwischen auch selbst – der mit Nollywood-Starbesetzung realisierte CHIEF DADDY wurde mit großem Pomp letzten Dezember in Lagos released.
Diese Aufmerksamkeit wünscht man sich auch den bescheidenen Münchner Afrikanischen Filmtagen, die seit 2011 jeden Oktober im Carl-Amery-Saal der Münchner Stadtbibliothek/Gasteig stattfinden. Ausgehend von der Annahme, dass gelebte kulturelle Diversität durch das Aufbrechen und den Abbau von Stereotypen gestärkt wird, versuchen die Afrikanischen Filmtage vor allem Einblicke in afrikanische Realitäten zu ermöglichen, um sich damit auch als Plattform für die Annäherung an ein friedliches und vielfältiges Zusammenleben in München anzubieten.
Gezeigt werden pro Veranstaltungsreihe im Zeitraum von vier Tagen durchschnittlich sieben bis acht Filme – überwiegend Spiel-, doch zunehmend auch Dokumentarfilme – allesamt von afrikanischen RegisseurInnen. Dabei bemühen sich die Veranstalter, die Vielfalt des afrikanischen Kontinents abzubilden, indem Filme aus unterschiedlichen Ländern und Regionen ins Programm aufgenommen werden. Der Fokus liegt dabei auf aktuellen Produktionen.
Unter dem Motto „beyond“ zeigt die 9. Ausgabe der Afrikanischen Filmtage vor allem aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme, deren Blick sich über gängige, medial präsente Themen hinweg auf afrikanische Realitäten richtet, die sich „hinter“ dem offensichtlich Wahrnehmbaren eröffnen.
So beleuchtet der Dokumentarfilm Buddha in Africa den wachsenden, kulturell-wirtschaftlichen Einfluss Chinas auf afrikanische Staaten wie Malawi, lässt jedoch die Möglichkeiten, die sich hierbei ergeben, keineswegs außer Acht.
Während sich das tunesische Familiendrama Regarde-moi der Annäherung eines Vaters und seines autistischen Sohnes über Blickkontakt widmet, erzählt Sew the Winter to my Skin die Geschichte des „südafrikanischen Robin Hoods“ mit eindrücklicher Bildsprache – beide Filme thematisieren nonverbale Kommunikationsformen auf höchst unterschiedliche Weise. Im Anschluss an Sew the Winter to my Skin findet außerdem ein Gespräch mit dem südafrikanischen Hauptdarsteller Ezra Mabengeza statt.
Demgegenüber verweisen die magisch-realistischen Erzählweisen der Spielfilme Mabata Bata und The Burial Of Kojo inhaltlich auf Zwischenwelten – auf ästhetischer Ebene verdeutlichen sie die oftmals enge Verflechtung zwischen künstlerischen Ausdrucksformen und einem Bewusstsein für makrokosmische Zusammenhänge.
Und während der Dokumentarfilm Talking About Trees vier ältere Herren begleitet, die sich für die Wiedereröffnung eines alten Open-Air-Kinos in Khartum und somit für mehr Freiheit im Sudan einsetzen, erzählt Maki'la von jungen Menschen, die sich auf den Straßen Kinshasas nach Freundschaft und Liebe sehnen.
Weitere Informationen zum Programm und dem Veranstaltungsort unter http://www.aft-munich.com.