Hotel Transsilvanien

Hotel Transylvania

USA 2012 · 92 min. · FSK: ab 6
Regie: Genndy Tartakovsky
Drehbuch: ,
Musik: Mark Mothersbaugh
Schnitt: Catherine Apple
Schöne, gute, banale Monster

Die Banalität des Bösen

Schön und gut, dass nun endlich auch das Vampir­film­genre bedient wird und seinen animierten Neuan­strich erhält. Nach der animierten Neuauf­lage des Westerns durch Gore Verbinskis Rango ist das sicher­lich keine Über­ra­schung, aber dass es sogar besser läuft als mit Rango, viel­leicht schon. Hotel Trans­sil­va­nien brach nicht nur den ameri­ka­ni­schen Septem­ber­re­kord für ein Film­start­wo­chen­ende, er hat auch seitdem sämtliche Prognosen über­troffen.

Ein Grund dafür könnte die Stimm­ge­bung der Charak­tere im ameri­ka­ni­schen Original sein, die bislang in fast allen großen ameri­ka­ni­schen Anime-Produk­tionen äußerst delikat war und auch im Fall von Hotel Trans­sil­va­nien beach­tens­wert ist: die beiden männ­li­chen Haupt­cha­rak­tere werden von Adam Sandler und Andy Samberg gespro­chen. Dass sie damit fast so etwas wie eine Main­stream-Abbitte für ihren Flop Der Chaos-Dad leisten, ist aller­dings nur eine weitere der vielen bitteren ironi­schen Wendungen im ameri­ka­ni­schen Film­ge­schäft.

Die deutsche Synchron­fas­sung ist bei weitem nicht so populär besetzt; ein Teil des Haupt­per­so­nals wurde aus der Fern­seh­serie »Türkisch für Anfänger« rekru­tiert. Dadurch wird von vorne­herein verhin­dert, mehr zu hören, als es zu sehen gibt und das tut Hotel Trans­sil­va­nien sichtlich gut, da der Kern der Geschichte nicht viel mehr hergibt, als das, was schon einmal in Die Monster AG erzählt worden ist: Vampire und Monster jedweder Art seien an sich nicht die Bösen, es sind vielmehr die Menschen, vor denen sich in Acht zu nehmen ist. Einge­kleidet wird diese Grundidee mit Versatz­stü­cken aus Märchen, (Vampir-) Film­ge­schichte und den üblichen Blöde­leien: Graf Dracula, der ein geheimes Retreat-Hotel für die geschun­denen Monster dieser Welt geschaffen hat, ist zwar mit seinem Hotel erfolg­reich, hat jedoch Probleme mit der Erziehung seiner fast flüggen, spät­pu­ber­tie­renden Tochter, die er vor allem vor einem bewahren will: dem Kontakt mit Menschen. Der Rest dürfte sich leicht erraten lassen und auch die Art des Filmendes liegt auf der Hand.

Diesen Leerraum an erzäh­le­ri­schen und drama­tur­gi­schen Über­ra­schungen füllt Genndy Tarta­kovsky in seinem Regie­debüt mit nahezu unun­ter­bro­chenen Action-Sequenzen auf – die 3D-Effekte sind marginal und wie die Story kaum der Rede wert. Bei Popcorn, Cola und mit ein paar Kindern lässt sich dieser hektisch pumpende und dumpf stamp­fende Rhythmus gut ertragen. Und wer nicht nach mehr fragt, dürfte dabei auch gut unter­halten werden und über den einen oder anderen netten Witz oder eine dumm-dämliche Mons­ter­blö­delei herzlich lachen können.

Und wem das nicht reicht? Oder irgendwie schon reicht, aber sich instinktiv oder reaktiv mit der Sehnsucht konfron­tiert sieht, den eigenen Kindern die Filme zeigen zu wollen, ohne die Hotel Trans­sil­va­nien nicht denkbar wäre? Der muss sich nicht gleich von dem gran­diosen Murnau­schen Klassiker der Stumm­film­zeit oder Herzogs Kinski-Inter­pre­ta­tion von Nosferatu verstören lassen, sondern könnte es einfach mit einer früherern Variante komö­di­an­ti­scher Aufbe­rei­tung des Vampir­stoffes versuchen, auch ein Klassiker inzwi­schen, aber egal: Roman Polanskis Tanz der Vampire.