Raus aus der Stadt – rein ins Kino |
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Eröffnungsfilm und Weltpremiere: Zwischen Uns Die Mauer von Norbert Lechner |
Von Ingrid Weidner
In diesem Jahr feiert das Fünf-Seen-Filmfestival seinen 13. Geburtstag. »Ich zähle damit schon zu den alten Festivalleitern«, scherzt Matthias Helwig. Kinomacher und Festivalleiter Helwig stellt jedes Jahr in München sein Programm vor. Auch in diesem Jahr lohnt es sich, in das Fünf-Seen-Land zu reisen, erläutert er. Eine Mischung aus bewährten Filmreihen und Events, neue Formate und Preise erwarten die Besucherinnen und Besucher. Der neue Termin Anfang September habe sich
bewährt; in diesem Jahr dauert das Festival nur noch neun Tagen und umfasst ein Wochenende.
Eröffnet wurde das Festival bereits am Mittwoch, dem 4. September mit Zwischen Uns Die Mauer von Norbert Lechner. Das fsff zeigt den Film als Weltpremiere in der Schlossberghalle in Starnberg und im Kino Starnberg sowie am 5., 7. und 8. September nochmals. Erzählt wird die Geschichte von Nanna und Philipp, die sich 1986 in Ostberlin kennenlernen. In einer Zeit, als die
Stadt noch geteilt war. »Ich freue mich sehr, dass wir gerade diesen Film als Eröffnungsfilm präsentieren können. Zum einen, weil Norbert Lechner mit all seinen Filmen schon bei uns zu Gast war, dazu letztes Jahr in der Jury saß und natürlich ganz besonders, weil das Thema des Films – eine Liebe vor und nach dem Mauerfall – zu unserem Jahresthema „Raum“ passt. Hinzu kommt, dass sich der Fall der Mauer in diesem Jahr zum 30. Mal jährt«, sagt Helwig.
Zeitbezüge finden sich auch an anderer Stelle des unabhängigen, persönlich ausgewählten Programms, das sich aus vielen kleinen Perlen zusammensetzt, die es zu entdecken gilt, beispielsweise in der Reihe »Junges Kino« mit einem Schwerpunkt Mitteleuropa. Dort sind beispielsweise Filme wie IRINA von Nadejda Koseva zu sehen. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die in ärmlichen Verhältnissen in einem bulgarischen Dorf lebt. Die Idee, als Leihmutter für eine wohlhabende Familie aus Sofia Geld zu verdienen, entpuppt sich als vertrackte Lösung. Thou Shalt Not Kill von Gabi Virginia Şarga und Cătălin Rotaru basiert auf wahren Begebenheiten und thematisiert die allgegenwärtige Korruption in Rumänien. Cristian, ein Kinderchirurg in einem rumänischen Krankenhaus, will nur das beste für seine kleinen Patienten. Als ein Kind stirbt und die Eltern ihn dafür verantwortlich machen, recherchiert er und entdeckt einen Skandal, den alle Profiteure am liebsten verschweigen wollen.
Das fsff zeigt Filme, die Mainstream-Kinos und Streaming-Dienste den Zuschauern meist vorenthalten. Neben mitteleuropäischen Filmen lässt sich aus dem Gastland Taiwan Neues entdecken, Kurz- und Kunstfilme finden sich ebenso im Programm wie »Tango im Kino«, neue Filme und Klassiker, die sich dem Thema Raum widmen. Ausgewählt und zusammengestellt wurde das Programm von einem kleinen Team um Matthias Helwig.
Das Budget des fsff ist mit rund 270.000,- Euro verglichen mit anderen
Festivals bescheiden. Unterstützt wird Helwig auch durch viele Sponsoren, die kleinere Beträge spenden oder als Filmpate das Festival unterstützen. Die Förderung der Großen wie des Freistaats, des Bezirks Oberbayern, des Landratsamts Starnberg, der Kreissparkasse oder des FFF Bayern sei wichtig und in Summe unverändert. Von dem Geldregen des Freistaats, mit dem das Münchner Filmfestivals überhäuft wurde, kam in Starnberg (noch) nichts an. Doch Helwig hofft, dass er im kommenden
Jahr auch mehr Geld zur Verfügung hat; den Förderantrag für 2020 muss er bereits im Oktober einreichen. »Ich habe ein tolles Team und möchte meinen Mitarbeitern gerne mehr für ihre Arbeit zahlen«, sagt Helwig. Mehr als 150 Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme aus 41 Ländern werden an den neun Festivaltagen zu sehen sein, darunter vier Weltpremieren, zwölf Deutschlandpremieren, zwölf Süddeutschlandpremieren und 20 Bayernpremieren.
Ein Festival lebt natürlich auch von den Gesprächen mit Regisseurinnen und Regisseuren, Schauspielern und Drehbuchautoren. Ehrengäste sind in diesem Jahr die Münchner Regisseurin Caroline Link (Der Junge muss an die frische Luft) sowie Regisseur und Autor Tom Tykwer (Lola rennt, BABYLON BERLIN) und Szenenbildner Uli Hanisch (Das Wunder von Bern). Neben den Gesprächen mit Schauspielern und Regisseuren nach vielen Filmen etablierte sich in den vergangenen Jahren auch das »Filmgespräch am See«, zu dem die Akademie für Politische Bildung in Tutzing gemeinsam mit dem fsff einlädt. Am Sonntag, 8. September, um 14 Uhr diskutieren Caroline Link, Tom Tykwer und Uni Hanisch über das Thema »Verfilmte Räume«.
Was ist neu in diesem Jahr? Das Programm verteilt sich kompakter auf neun Tage und umfasst nur noch ein Wochenende. Die Dampferfahrt über den Starnberger See am Mittwoch, dem 11. September, bildet einen weiteren Höhepunkt des Festivals. Gezeigt werden wieder ausgewählte Kurzfilme, über die das Publikum abstimmt. Neben dem »Goldenen Glühwürmchen« für den besten Kurzfilm werden dort in diesem Jahr auch viele der Hauptpreise des Festivals überreicht.
Neu ist auch der von Matthias
Helwig initiierte Hannelore-Elsner-Schauspielpreis. Die im Frühjahr verstorbene Hannelore Elsner war selbst mehrmals Gast auf dem fsff, Helwig und Elsner verband eine Freundschaft. Auch wenn der Festivalleiter von ihrer Erkrankung wusste, überraschte ihn der plötzliche Tod. Es entstand die Idee, einen Preis zu ihren Ehren auszuloben. Mit dem Einverständnis ihres Sohnes machte sich der Festivalmacher auf die Suche nach Geldgebern. Das Preisgeld von 5000,- Euro stellte ein
Sponsor bereit, der anonym bleiben möchte. Schnell war für Matthias Helwig klar, dass die Schauspielerin Barbara Auer die erste Preisträgerin sein soll. Die 60-Jährige reist zur Preisverleihung am Samstagabend nach Starnberg. Gezeigt wird Vakuum (2017) von Christine Repond um 20 Uhr in der Schlossberghalle. Außerdem zeigt das Festival aus dem umfangreichen Werk von Barbara Auer Die innere Sicherheit (2000) und Transit (2018), beide von Christian Petzold. Zu Ehren von Hannelore Elsner zeigt das Festival ihren letzten Film Kirschblüten & Dämonen von Doris Dörrie. »Ich schätze Barbara Auer
sehr«, sagt Helwig, der die Schauspielerin als erste Preisträgerin auswählte. Ausgezeichnet wird Auer auch wegen ihrer Vielseitigkeit, mühelos zwischen Kino und Fernsehen die Rollen zu wechseln. Auch im kommenden Jahr soll es den Preis geben, der anonyme Sponsor stellt auch 2020 das Preisgeld bereit. Helwig will damit in erster Linie deutsche Stars auszeichnen, die bereits über ein umfangreiches Werk verfügen. Zwar wird auch die nächste Preisträgerin wahrscheinlich wieder eine
Schauspielerin sein, doch Helwig kann sich auch vorstellen, in Zukunft den ein- oder anderen Schauspieler auszuzeichnen.
Das wichtigste in Kürze: Insgesamt kommen 155 Filmschaffende ins Fünf Seen Land. Spielorte sind Starnberg, Seefeld, Gauting und Weßling mit insgesamt 255 Vorstellungen.
Das vollständige Programm unter http://fsff.de
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