01.12.2011

Berlus­coni ist weg, alles wird gut

La famiglia
La famiglia
der unbedingt sehenswerte
Klassiker von Ettore Scola

Der Münchner Circolo Cento Fiori erinnert an »150 Jahre Italiener«

Von Dunja Bialas

Hoffent­lich verhält es sich mit Berlus­coni und den Italie­nern nicht wie mit Stuttgart 21 und den Baden-Würt­tem­ber­gern: Zuerst laut­starker Protest, und dann haben sie ihn doch alle gewollt. Der gegangene italie­ni­sche Staats­prä­si­dent Silvio Berlus­coni zumindest kann nicht mehr per Volks­ent­scheid zurück­ge­holt werden. Das immerhin ein Erleich­te­rung. Wir können aufatmen.

Grund zu feiern haben die Italiener allemal, und jetzt viel­leicht noch mehr: Italien wurde dieses Jahr 150 Jahre alt. Mit drei Filmen gedenkt der in München ansässige italie­ni­sche Kultur­verein Circolo Cento Fiori der Staats­grün­dung anno 1861. Sein Programm dazu heißt: »150 Jahre Italiener – Eine Anregung zum Nach­denken«. Ob der Circolo dabei an die Italiener als Mehrzahl des einzelnen Italie­ners (Silvio Berlus­coni?) abzielte oder gar an die Masse der Italiener, die gerne mal maro­die­rend durch die Altstadt von Prag oder besoffen über das Okto­ber­fest ziehen, sei dahin­ge­stellt. Fest steht: Anschei­nend traut der italie­ni­sche Kultur­verein seinem eigenen Volk nicht so ganz über den Weg. Klar, in diesen Zeiten. Denn der 150. Jahrestag der Staats­grün­dung hat, wie der Circolo schreibt, »zu einer Diskus­sion über den Zustand des Landes angeregt«, »eine Debatte ausgelöst und vieles in Bewegung gebracht«.

Mit drei Filmen will der Circolo nun anregen, über »das heikle Thema der Italiener« nach­zu­denken:

Il Brigante di Tacca del Lupo (Der Rebell von Tacca del Lupo)(1952) spielt um 1863. Besagter Rebell kämpft gegen die neue Regierung. Dabei geht es um die Konfron­ta­tion von Altem und Neuem, zwischen Nord und Süd. Das kommt auf Italien jetzt viel­leicht auch wieder zu. (Freitag, 2.12., 19:00 Uhr, OF mit italie­ni­schen (!) Unter­ti­teln, Vortrags­saal der Biblio­thek im Gasteig)

La Famiglia (Die Familie) (1987) nimmt sich dem Heiligsten der katho­li­schen Italiener an. Zwischen 1906 und 1986 liegt die ganze Geschichte des Fami­li­en­clans von Professor Carlo. (Samstag, 3.12., 18:00 Uhr, OmeU, Vortrags­saal der Biblio­thek im Gasteig)

Mit dem Doku­men­tar­film L’Italia del nostro scontento (Das Italien, mit dem wir unzu­frieden sind) (2009) kommt das Programm schließ­lich auf den Punkt. Die Natio­nal­farben Grün, Weiß und Rot stehen für drei brennende Themen des modernen Italien: die Umwelt­ver­schmut­zung, die sich selbst über­las­sene Jugend und die allent­halben herr­schende Poli­tik­ver­dros­sen­heit. (Sonntag, 4.12., 18:00 Uhr, OF, Vortrags­saal der Biblio­thek im Gasteig)

Mehr Infor­ma­tionen unter www.cento­fiori.de.