Berlusconi ist weg, alles wird gut |
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La famiglia der unbedingt sehenswerte Klassiker von Ettore Scola |
Von Dunja Bialas
Hoffentlich verhält es sich mit Berlusconi und den Italienern nicht wie mit Stuttgart 21 und den Baden-Württembergern: Zuerst lautstarker Protest, und dann haben sie ihn doch alle gewollt. Der gegangene italienische Staatspräsident Silvio Berlusconi zumindest kann nicht mehr per Volksentscheid zurückgeholt werden. Das immerhin ein Erleichterung. Wir können aufatmen.
Grund zu feiern haben die Italiener allemal, und jetzt vielleicht noch mehr: Italien wurde dieses Jahr 150 Jahre alt. Mit drei Filmen gedenkt der in München ansässige italienische Kulturverein Circolo Cento Fiori der Staatsgründung anno 1861. Sein Programm dazu heißt: »150 Jahre Italiener – Eine Anregung zum Nachdenken«. Ob der Circolo dabei an die Italiener als Mehrzahl des einzelnen Italieners (Silvio Berlusconi?) abzielte oder gar an die Masse der Italiener, die gerne mal marodierend durch die Altstadt von Prag oder besoffen über das Oktoberfest ziehen, sei dahingestellt. Fest steht: Anscheinend traut der italienische Kulturverein seinem eigenen Volk nicht so ganz über den Weg. Klar, in diesen Zeiten. Denn der 150. Jahrestag der Staatsgründung hat, wie der Circolo schreibt, »zu einer Diskussion über den Zustand des Landes angeregt«, »eine Debatte ausgelöst und vieles in Bewegung gebracht«.
Mit drei Filmen will der Circolo nun anregen, über »das heikle Thema der Italiener« nachzudenken:
Il Brigante di Tacca del Lupo (Der Rebell von Tacca del Lupo)(1952) spielt um 1863. Besagter Rebell kämpft gegen die neue Regierung. Dabei geht es um die Konfrontation von Altem und Neuem, zwischen Nord und Süd. Das kommt auf Italien jetzt vielleicht auch wieder zu. (Freitag, 2.12., 19:00 Uhr, OF mit italienischen (!) Untertiteln, Vortragssaal der Bibliothek im Gasteig)
La Famiglia (Die Familie) (1987) nimmt sich dem Heiligsten der katholischen Italiener an. Zwischen 1906 und 1986 liegt die ganze Geschichte des Familienclans von Professor Carlo. (Samstag, 3.12., 18:00 Uhr, OmeU, Vortragssaal der Bibliothek im Gasteig)
Mit dem Dokumentarfilm L’Italia del nostro scontento (Das Italien, mit dem wir unzufrieden sind) (2009) kommt das Programm schließlich auf den Punkt. Die Nationalfarben Grün, Weiß und Rot stehen für drei brennende Themen des modernen Italien: die Umweltverschmutzung, die sich selbst überlassene Jugend und die allenthalben herrschende Politikverdrossenheit. (Sonntag, 4.12., 18:00 Uhr, OF, Vortragssaal der Bibliothek im Gasteig)
Mehr Informationen unter www.centofiori.de.