68. Festival de Cine de San Sebastián 2020
Die Verhältnisse, die sind nicht so |
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Einer der besten Filme des Festivals: Zhou Ziyangs Wuhai | ||
(Foto: Press Service SSIFF 2020) |
»Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen/
an Land um dicke Dämme zu zerdrücken/
die meisten Menschen haben einen Schnupfen/
und Eisenbahnen fallen von den Brücken.«
Jacob van Hoddis »Weltende«
Heute tobt ein Sturm in San Sebastián, wie ich ihn in all den Jahren noch nicht erlebt habe. Bis zu sechs Meter hohe Wellen klatschen gegen die Felsen, was toll aussieht, die meisten Fußgängerwege an den Küsten sind gesperrt, und kurz vor 13 Uhr knallte ein Schieferdachziegel etwa ein Meter neben mir auf den Boden, als ich mich gerade in einem Hauseingang untergestellt hatte. Soll man ja auch nicht machen. Dies wäre mal ein ungewöhnlicher Kritikertod gewesen – so ähnlich muss es gewesen sein, als Ödon von Horvath im Sturm von einem Baum erschlagen wurde. Man denkt an nichts Böses, sondern nur »doofer Sturm«. Und Patsch!
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Filmfestivals sind Risikogebiete, nicht erst in Corona-Zeiten. Und das ist auch gut so. Ich fahre auf Festivals, weil (nicht obwohl) ich nicht weiß, was mir hier alles passieren kann. Denn auf Festivals riskiert man gar nicht so selten sein Seelenheil und seine geistige Gesundheit, die Filme können einen zu einem anderen Menschen machen, oder verrückt. Oder beides. Immerhin mit den Aerosolen ist es im Sturmwind vorbei. Aber es gibt viele Dinge, die sind in der einen oder anderen Form gefährlicher als die Pandemie: Dachziegel, Fahrradfahren im Sturm oder Filme.
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Heute Morgen erreichte uns folgende Festivalmitteilung:
On Wednesday evening, Sept. 23, at the Principe 9 movie theater, at the screening of „Atarrabi et Mikelats“ from the Zinemira section, an unpleasant incident occurred.
The director of the film, Eugène Green, was asked up to five times by the Festival staff to put on the mask and to put it on correctly. Finally, due to his lack of cooperation, the Festival management asked him to leave the theater. Two Basque
Police agents informed him that an administrative complaint will be processed, for which he could receive a fine.
The Festival has suspended the accreditation of Eugène Green, who has lost his status as a guest of the Festival, for his lack of respect for the measures agreed with the health authorities and for the Festival staff and for putting the health of the spectators and the film crew at risk during and after the screening.
The Q&A continued with actors Lukas Hiriart
and Saia Hiriart.
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»What an imbecil!« ist hier das Urteil. Die provokative Geste von Green ist natürlich albern. Man kann sagen, dass sie seinen im Prinzip etwas arroganten Filmen entspricht, wobei diese Filme ja ganz schön sind. Und es ist natürlich schade, dass ein Filmregisseur sich so decouvriert, dass er auch nicht begreift, dass es auch bei diesem Filmfestival bestimmt viele Leute gibt, die die Corona-Maßnahmen mindestens genauso blöd finden, wie er selber, dass man dies aber machen muss, um das Festival zu erhalten, weil »die Macht«, »das System« in diesem Fall stärker sind, als der Autorenfilmemacher, der gegen es kämpft.
Das ist genau der Punkt: Jeder macht hier den Scheiß mit. Nicht immer aus Überzeugung, manchmal sogar trotz Skepsis gegen die Maßnahmen, und obwohl man insbesondere die ganzen Corona-Gläubigen, die 150-prozentigen Maßnahmenbefolger innerlich verabscheut.
Keine Frage: Vieles spricht dafür, dass diese »Hygienemaßnahmen« und die teuren Dauertests an den Grenzen heillos übertrieben sind. In anderen Ländern, Belgien zum Beispiel, wird der öffentliche Maskenzwang gerade abgeschafft. Man kann und muss vielleicht kritisieren, dass unsere Gesellschaft eben nicht nur in Gesundheitsdingen, sondern auch im Zusammenhang mit der Kunst ihre Risikobereitschaft verliert. Risikobereitschaft ist das eigentliche Thema hier. Denn wie eine Gesellschaft ist, das beweist sich sowohl in alltäglichen Dingen, wie in der Kunst. Es beweist sich daran, welche Filme öffentlich gefördert werden und nicht gefördert werden, und es beweist sich auch im Umgang mit seiner Pandemie.
Ein Filmfestival wäre für dieses Risiko-Thema eine hervorragende Bühne. Für Corona-Debatten ist es das nicht. Und so wirkt Green hier nur wie ein gealterter Hippie, der seinen Dauerprotestgestus nicht unter Kontrolle hat.
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Vor jedem Festivalfilm läuft hier in San Sebastián dieser kleine feine Animationsfilm, der auf die wichtigsten »Corona-Regeln« hinweist.
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Am Donnerstag kam bereits die Nachricht, dass Lili Hinstin als Locarno-Chefin de facto gefeuert wurde. Das ist für mich alles andere als überraschend gewesen, denn Hinstins erste Ausgabe im vergangenen Jahr war alles andere als überzeugend; Hinstin schien von Anfang an verdammt. Man kann mit reinem Kunst-Snobismus kein Filmfestival machen.
Wir hatten damals auf Artechock über »die Mandarins von Locarno«
geschrieben: »eine überaus durchwachsene Bilanz im ersten Jahr der neuen Direktorin Lili Hinstin ... Das liegt auch daran, dass die neue künstlerische Leiterin, die in Paris prächtig vernetzt ist, und lieber als in der Tessiner Provinz in der Quinzaine von Cannes den Direktorenposten bekommen hätte, ein bisschen sehr viel der üblichen Verdächtigen und des elitären Festival-Jet-Sets an den Lago Maggiore gebracht hat ... im Gesamtbild wirkt das alles schon sehr einseitig. Es
fehlt die Diversität, die doch gerade von Hinstin in anderem Zusammenhang so betont wird. ... stilistisch ist es die Norm des Anti-Normalen, der Affekt gegen die Konventionen, die sich hier durchsetzen, obwohl sie längst keinen mehr überraschen. ... Ein überwiegend anti-narratives, meditatives, lakonisches, mit sehr langen Einstellungen arbeitendes Kino. Das ist nicht weniger konventionell, als das Blockbuster- und Mainstream-Kino, nur anders. Es gibt nämlich auch einen
›Kunst-Mainstream‹, der einen Teil der aktuellen Kinolandschaft insgesamt prägt.«
Wenn man in anderen Fällen sehr zu Recht den Hang zum Inhaltismus kritisiert, zu Filmen, die nur gefeiert werden, weil sie ohne Rücksicht auf Ästhetik irgendwelche Inhalte oder Themen auf die Leinwand bringen, die man für wertvoll hält, dann muss man hinzufügen: Die andere Seite dieses Inhaltismus, die diesem komplett entspricht, ist der Formalismus, die Verabsolutierung der Form.
Die Eindimensionalität des Mainstream-Kinos wird nur gespiegelt durch die
Eindimensionalität des Kunstsektors.
Wenn das »Dazwischen« fehlt, schadet das dem Kino.
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Die dazugehörige Pressemitteilung war allerdings brutal und für Hinstin demütigend in ihrem Verzicht auf Diplomatie und der unverstellten Feindschaft gegenüber der scheidenden Direktorin:
»The Locarno Film Festival and Lili Hinstin terminate their collaboration«
The Locarno Film Festival, under the Presidency of Marco Solari, and the Artistic Director Lili Hinstin decided today by mutual agreement to end their working relationship.
Having acknowledged their diverging strategic views, the Locarno Film Festival and Lili Hinstin have decided by mutual consent to follow separate ways.
The Locarno Film Festival would like to express its gratitude to Lili Hinstin for her intense work in the artistic field over the past two years and wishes her
all the best for the future.
The Executive Board, and subsequently the Board of Directors, will soon meet to discuss succession related matters.
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Jetzt stellt sich natürlich die Frage nach der Nachfolge. Seit ich nach Locarno fahre – erstmal 2006 und seitdem immer –, war nur ein einziger Schweizer im Chefsessel für die kurze Periode von 3 Jahren: Frederic Maire, der heute die Cinémathèque Suisse in Lausanne leitet. Ein integrer Mann, der sich aber sichtbar in der Position nicht besonders wohl fühlte, nachher mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Es gab zweimal Franzosen: einmal den vielleicht nicht
super-sympathischen, aber als Festivalleiter brillanten Olivier Père, heute eine der wichtigsten Personen bei Arte. Nach wie vor wird Père nachgesagt, dass er darauf wartet, vielleicht doch noch irgendwann als Nachfolger von Thierry Fremaux in Cannes berufen zu werden. Ich persönlich glaube nicht daran – obwohl ich es mir wünschen würde – denn in Frankreich funktionieren die Dinge alteuropäischer, also hierarchischer und über Vater-Sohn Nachfolgen, nicht etwa
wie in Deutschland über den Vatermord. Lili Hinstin war ebenfalls Französin, angeblich wurde sie seinerzeit von Olivier Père empfohlen.
Und dazwischen wurde Carlo Chatrian überraschend Nachfolger von Olivier Père. Damals eine mehr als überraschende Wahl. Chatrian leitete Locarno gut, und konnte das Niveau, das Père binnen kurzem erreicht hatte, einigermaßen halten – wenn auch mit Hilfe seines von Père übernommenen Auswahlkommittees. Auf der Bühne der Piazza Grande wirkte
Chatrian immer blass und das hat man jetzt auch bei der Berlinale merken können – wenn auch 2020 sein erstes Jahr war, das er unter äußerst erschwerten Bedingungen anzutreten hatte. Die meiste Zeit seines ersten Amtsjahrs in Berlin war Chatrian damit beschäftigt, die Steine aus dem Weg zu räumen, die ihm Dieter Kosslick vor seinem endgültigen Abschied noch hingelegt hatte.
Dies mal als kleiner flüchtiger Ausschnitt aus den Gesprächen unter Kollegen.
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Filme gab es auch: Vorgestern habe ich den ersten von zwei japanischen Wettbewerbsfilmen gesehen. Nakuko wa ineega / Any Crybabies Around von Takuma Sato. Einen Film, in dem es darum geht, dass ein junger Mann überraschend Vater wird, sich durch eigene Schuld, aber auch die Kleingeisterei der Provinzgesellschaft seiner Verantwortung entzieht, dies nach drei Jahren bereut, und in sein Heimatdorf zurückkehrt. Dort kämpft er verzweifelt darum, von seiner Ex-Frau wieder aufgenommen, und zumindest in seiner Vaterrolle anerkannt zu werden. Der Film ist sympathisch, er ist bewegend, er ist aber auch sehr klein, und ein bisschen nichtssagend. Ich finde ihn für mich nicht besonders interessant – auch seine normale sozialrealistische Ästhetik hinterlässt wenig Spuren. Der Küstenort und dessen Szenarien, auch die alten Rituale sind nicht uninteressant, aber der Film ist dann doch nicht weiter wichtig.
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Sehr interessant und gut ist dagegen Wuhai, der chinesische Wettbewerbsbeitrag. Er fängt ganz hervorragend an und ist eigentlich über anderthalb Stunden lang einer der besten Filme, die ich auf dem Festival gesehen habe: Streng und schön, der aber auch eine Menge zu sagen hat und der auch auf eine ganz merkwürdige Art verspielt ist. Dies merkt man vor allem am Anfang, wo erstmal ein paar Bilder zu sehen sind, die man überhaupt nicht richtig einordnen
kann.
In der allerersten Einstellung ist die ganze Leinwand eingenommen von scheinbar dokumentarischen Bildern, in denen sehr arme Leute Sandplatten eines offenbar eingetrockneten Sees (oder auch verschmutzte Eisschollen) aufbrechen. Ganz genau ist das nicht zu erkennen. Es ist eine verklumpte, braun-graue, schmutzige Masse, und sie brechen einzelne Stücke daraus ab. Erstmal weiß man nicht genau, was die tun, und warum. Was wir von ihnen sehen, sind Hände und Füße, die nackt und
dreckig sind – und das Bild ist klar: Es ist eine ganz harte mühsame Arbeit im Schmutz. Vielleicht ist dies die Erinnerung an den Überlebenskampf, den das Leben in China ganz lange Zeit bedeutet, und aus dem die Chinesen erst in den letzten Dekaden durch den Wirtschaftsboom hinausgeführt wurden. Vielleicht aber auch eine Erinnerung an den Überlebenskampf, dem die Menschen der Inneren Mongolei, also im Nordwesten Chinas, wo dieser Film spielt, immer noch ausgesetzt
sind.
Wir sehen also nackte Füße und die dazugehörigen Hände die Stücke aus dieser Erde herausbrechen und untersuchen. Offensichtlich suchen sie irgendetwas. Das, was sie suchen, zeigt sich ein paar Sekunden später: In einem dieser dann freigelegten feuchteren Löcher finden sie nämlich Fische, ich glaube, es sind Aale, die im feuchten lehmigen Etwas doch überleben. Diese Fische heben sie aus der Erde heraus und werfen sie in Plastikeimer. Das ist offensichtlich ihr Verdienst. Dieses Bild steht ganz am Anfang und nimmt die ganze Leinwand ein. Dann fährt die Kamera zurück, und wir sehen, dass es sich eigentlich um ein Handybild handelt, das sich ein Mann anschaut, der halbwegs gut gekleidet ist und in einem gut eingerichteten modernen Wohnzimmer sitzt. Er sitzt am Tisch und in dem Moment klingelt es an der Tür und er legt das Handy weg, und wir hören, wie er Mister Yang genannt wird. Dieser Mann wird die Hauptfigur des Films sein. Die Menschen, die vor der Tür stehen, sind – das stellt sich schnell heraus – Schuldeneintreiber, denn Yang ist ganz vorsichtig und bewegt sich in der Wohnung nur so, dass keine Geräusche nach außen dringen, und lauscht dann an der Tür. Die Leute vor der Tür sagen: Wir wissen, dass Sie da sind, Sie haben noch zwei Tage Zeit zu zahlen.
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Was nun eigentlich passiert, ist, dass wir diesen Yang in den nächsten drei Tagen seines Lebens durch mehrere Stationen begleiten. Die Schuldeneintreiber kehren regelmäßig wieder, das zweite Leitmotiv sind seine Versuche, an Geld zu kommen. Drittes Leitmotiv ist die Tatsache, dass auch alle anderen Menschen fortwährend über Geld reden, meistens über das, was sie nicht haben. Ein junges Mädchen, von dem Yang offensichtlich Geld zu bekommen hat, kann nicht zahlen und bietet ihm stattdessen sexuelle Dienstleistungen an, die er ablehnt. Ein Freund, dem er offensichtlich Geld geliehen hat, um sich an einem Projekt, einem Freizeitpark über Dinosaurier, zu beteiligen, vertröstet ihn auf später, noch habe er alles Geld ausgegeben, bald aber werden die Einnahmen sprudeln, behauptet er. Seine Schwiegereltern – denn Yang ist verheiratet – schimpfen darüber, dass er sich von ihnen Geld geliehen habe und nichts zustande bringen würde.
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So geht es also weiter: Wir begleiten einen Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs, denn durch ein Missverständnis glaubt seine Frau, er sei fremdgegangen – was wie gesagt nicht stimmt. Wir wissen also – aber nur wir –, dass er moralisch integer ist (wenn diese Frage etwas mit moralischer Integrität zu tun haben sollte). Er wiederum verdächtigt seine Frau des Fremdgehens, weil sie merkwürdige Textnachrichten von einem alten Verehrer von der Uni erhält. Wir wissen – aber eben nur wir, nicht der Mann –, dass sie diesem Verehrer gerade eine Nachricht geschrieben hat, dass er sie in Ruhe lassen soll und sie von ihm nicht mehr belästigt werden möchte. Wir wissen auch – aber eben nur wir –, dass sie schwanger ist. Sie will es aber ihrem Mann in einem anderen Moment sagen. Nur streiten sich beide dann so sehr, dass er nach einem heftigen Streit das Haus verlässt.
Ziemlich genau und konzentriert und sehr konsequent entfaltet dieser Film eine einzige andauernde Abstiegsspirale. Es wird für Yang immer schlimmer. Und der besondere Charme dieser Geschichte, die Stärke, liegt darin, dass wir Zuschauer zumindest ganz genau wissen, dass dieser ja nichts dafür kann: Er hat einem Freund Geld geliehen. Er ist nicht fremdgegangen. Er gibt sich Mühe, das Geld wieder zu bekommen, hat aber keinen Erfolg. Wir wissen auch, dass er seine Frau liebt.
Insofern
haben wir Mitleid und Anteilnahme mit ihm. Wir verstehen: Die Verhältnisse, die sind nicht so. Wir verstehen: Die Verhältnisse in China sind die eines Raubtierkapitalismus, in dem jeder nur an sich denkt und jeder den anderen betrügt, in dem keinem mehr zu trauen ist, auch nicht Freunden. In denen das Verbrechen herrscht, obwohl es selbst den Gangstern nicht gut geht, in denen junge Mädchen sich prostituieren, weil sie unbedingt ihre Schulden zurückzahlen müssen, in denen zugleich
Ehrbegriffe, also das, was etwa die Eltern über ihre Kinder denken, archaische Ehrbegriffe, immer noch den Ton angeben. Wir verstehen, wie Menschen in eine aussichtslose Lage geraten. Das junge Mädchen, das sich prostituieren wollte, sagt Yang irgendwann, sie habe das Geld gebraucht, um sich ein iPhone zu kaufen, weil sie in ihrer Studenten-WG verspottet worden sei. Was für ein banaler blöder Grund! Erst recht, um sich dann umzubringen – was geschieht: Denn das junge Mädchen, das
auch von jemand anderem erpresst wird, bringt sich um, als sie erfährt, dass Nacktbilder von ihr im Internet gelandet sind.
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Ganz wunderbar geht es fast bis zum Ende: Yang rächt sich an dem Freund, der ihn betrogen hat, indem er einige Elemente seines Dinosaurierparks in Brand setzt.
Wir sehen ein Bild, in dem Yang, weil er nicht zu Hause sein kann, in den Mund eines Tyrannosaurus-Rex-Modells hineinkriecht, vor einem Sonnenuntergang. Dies wäre ein wunderbares Schlussbild geworden.
Leider geht der Film dann noch eine Viertelstunde weiter, und in dieser Viertelstunde macht der Regisseur Zhou
Ziyang seinen Film wieder ein bisschen kaputt. Denn was er dann noch erzählt, ist, wie Yang am nächsten Morgen seine Frau anruft und sie zu einem Ausflug in die Berge überredet. Dort gesteht er ihr alles, dass er die Wohnung belastet habe, auch den Wagen, und dass er jetzt nichts zurückzahlen kann. Die beiden streiten sich, er will ihren Vater um Hilfe bitten, sie verweigert ihre Unterstützung, will die Scheidung. Auch das wäre noch ein passables Ende gewesen. Doch dann auf der Rückfahrt
vom Berg streiten sich die beiden im Auto. Sie reden über das ungeborene Kind, und er verdächtigt sie, dass es nicht von ihm sei und sie – obwohl wir wissen, dass das falsch ist – sagt: ja genau, es ist nicht von dir, es ist nicht von dir. Dann steigt sie aus, er fährt weiter, dann dreht er um und fährt seine Frau mit Absicht über den Haufen. Dies diskreditiert die Hauptfigur bereits komplett. Aber damit nicht genug: Es folgen noch drei gewaltsame Enden. Im Hintergrund sehen
wir dann einen großen Fluss mit einer Brücke und die Berge. Und das allerletzte Bild zeigt uns die Statue des Dschingis Khan, der nach Westen blickt. Sollen wir jetzt denken: so sind die Mongolen?
(to be continued)