42. Filmfest München: Kurzkritiken |
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In Kooperation mit der LMU München.
Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Pansy hat unglaublich schlechte Laune, schimpft sich durch den Alltag, entfesselt Streit, wann auch immer sich die Gelegenheit ergibt. Spoiler: Es gibt etliche. Unter der Wut und dem Zorn aber verbirgt sich viel Trauer, das macht Mike Leigh mit viel Gespür für seine Hauptfigur deutlich. Depression und unverarbeitete Erlebnisse verwandeln sich unter seiner Regie zu einer durch und durch komischen Schwarzgalligkeit . Diese Film-Trouvaille des 82-jährigen Briten spielt zudem zur Gänze in der blacken Community, die Weißen sind Randfiguren, fungieren als Möbelverkäuferinnen, Kassiererinnen etc. Eine Umkehrung der sonst in europäischen Filmen abgebildeten rassischen Normverhältnisse, die bravourös funktioniert, uns aber weniger einen moralischen, denn einen zutiefst humanistischen Spiegel vorhält. – Dunja Bialas
Tour de Force durch die Wüste. Ein Rave in Marokko: Ausgelassenes Tanzen, sphärische, harte Musik, eine Lichtshow, die eine Treppe in die alles umgebenden Felsen zeichnet. Mittendrin: Vater und Sohn, sie suchen die ausgerissene Tochter. Schon der erste Bruch in diesem Film, der erste Störfaktor in der eigens erschaffenen, randständigen Harmonie.
Weitere werden folgen, werden ein abgründiges, pessimistisches Bild unserer Welt zeichnen. Ständig im Hintergrund: Der Krieg, eine
bevorstehende Apokalypse, und die traurige Erkenntnis, dass jener Kampf nie temporär bleiben wird, dass sich die Bomben in die Geschichte einschreiben, in den Boden, in die Landschaften. Eine Aussichtslosigkeit entsteht, der die Freiräume genommen wurden, in der keiner mehr tanzen kann, sich lediglich linear nach vorne bewegen lässt. – Benedikt Guntentaler, LMU München