26.06.2025

42. Filmfest München: Kurzkritiken

Filmfest München 2025

Kurz und gut: Spots auf Filme aus allen Sektionen (in alphabetischer Reihenfolge)

Von artechock-Redaktion

In Koope­ra­tion mit der LMU München.

HARD TRUTHS (GB 2024 · R: Mike Leigh · Wett­be­werb CineMas­ters)

Frau am Rande des Nerven­zu­sam­men­bruchs. Pansy hat unglaub­lich schlechte Laune, schimpft sich durch den Alltag, entfes­selt Streit, wann auch immer sich die Gele­gen­heit ergibt. Spoiler: Es gibt etliche. Unter der Wut und dem Zorn aber verbirgt sich viel Trauer, das macht Mike Leigh mit viel Gespür für seine Haupt­figur deutlich. Depres­sion und unver­ar­bei­tete Erleb­nisse verwan­deln sich unter seiner Regie zu einer durch und durch komischen Schwarz­gal­lig­keit . Diese Film-Trou­vaille des 82-jährigen Briten spielt zudem zur Gänze in der blacken Community, die Weißen sind Rand­fi­guren, fungieren als Möbel­ver­käu­fe­rinnen, Kassie­re­rinnen etc. Eine Umkehrung der sonst in europäi­schen Filmen abge­bil­deten rassi­schen Norm­ver­hält­nisse, die bravourös funk­tio­niert, uns aber weniger einen mora­li­schen, denn einen zutiefst huma­nis­ti­schen Spiegel vorhält. – Dunja Bialas

SIRÂT (FR, ES 2025 · R: Óliver Laxe · Wett­be­werb CineMas­ters)

Tour de Force durch die Wüste. Ein Rave in Marokko: Ausgelassenes Tanzen, sphärische, harte Musik, eine Lichtshow, die eine Treppe in die alles umgebenden Felsen zeichnet. Mittendrin: Vater und Sohn, sie suchen die ausgerissene Tochter. Schon der erste Bruch in diesem Film, der erste Störfaktor in der eigens erschaffenen, randständigen Harmonie.
Weitere werden folgen, werden ein abgründiges, pessimistisches Bild unserer Welt zeichnen. Ständig im Hintergrund: Der Krieg, eine bevorstehende Apokalypse, und die traurige Erkenntnis, dass jener Kampf nie temporär bleiben wird, dass sich die Bomben in die Geschichte einschreiben, in den Boden, in die Landschaften. Eine Aussichtslosigkeit entsteht, der die Freiräume genommen wurden, in der keiner mehr tanzen kann, sich lediglich linear nach vorne bewegen lässt. – Benedikt Gunten­taler, LMU München