12.12.2024

Von wegen: Stille Nacht

Munix Fomo

Die wichtigsten Filme des Jahres, Neue Münchner Gruppe, Very britische Filme, Zwischenspiel von REVÜ, Georgisches Kino, Längste Nacht des Kurzfilmtags: Munix' FOMO im Dezember (und ein bisschen Januar)

Von artechock-Redaktion

Weil wir gerade ganz schlimmes FOMO-Gefühl haben: Immer am falschen Ort, ständig verpasst man was, und die wichtigen Kino-Termine häufen sich, neben den Weih­nachts­feiern, versteht sich. Deshalb: Nach einer langen Pause haben wir beschlossen, unser beliebtes FOMO in neuem Format wieder aufer­stehen zu lassen. Künftig gibt es einmal im Monat einen Rund­um­schlag mit den wich­tigsten Kino-Terminen, die so anstehen. Wir verzichten bewusst auf Volls­tän­dig­keit (Stichwort: Overkill), ergänzen aber durch vertie­fende Ankün­di­gungen zu besonders erwäh­nens­werten Film­reihen der Kinos. Für den vollen Durch­blick empfehlen wir wie immer unser Kino­pro­gramm.

Around the World in 14 Films

Bis 17.12. City Kinos | Infos

Bird
Bird (Andrea Arnold) (Foto: Around the world | Andrea Arnold)

Die Berliner cine­as­ti­sche Weltreise und Jahres­rück­blick in einem findet zum zweiten Mal auch in München statt. Leider sind nicht alle 14 Filme im Programm, was den anderen Filmen aber natürlich keinen Abbruch tut.
Nicht verpassen: Grand Tour (Miguel Gomes) (12.12.), Mond (Kurdwin Ayub) (12.12.), Miser­i­cordia (Alain Guiraudie) (13.12), Harvest (Athina Rachel Tsangari) (14.12.) Armand (Halfdan Ullmann Tøndel) (14.12.) und Bird (Andrea Arnold) (14.12.), die wir alle schon persön­lich gesehen und gefeiert haben!

Zuschau­er­kino

Do 12.12. 19 Uhr Film­mu­seum München | Infos

Wer ständig auf die Leinwand guckt, hat oft Lust, selbst einmal einen Film zu drehen. Noch besser, wenn das auch geschieht. Tataa! Und schon sind wir beim Zuschau­er­kino, das seit etlichen Jahren im Film­mu­seum für Abwechs­lung vom kano­ni­sierten Programm sorgt. Ausge­wählt hat die Filme der Zuschauer*innen das sehr umtrie­bige Münchner Film­zen­trum. Die Filme­ma­cher*innen sind zu Gast und stellen sich (den) Fragen.
Nicht verpassen: Im Anschluss an die Film­vor­füh­rung Meet & Greet im 1. Stock des Film­mu­seums

Kathleen Collins, afro-ameri­ka­ni­sche Filme­ma­cherin

Sa 14.12. Habibi-Kiosk (Kammer­spiele), Theatiner
REVÜ Film­ma­gazin mit Perfor­mance und Film

Losing Ground
Kathleen Collins: Losing Ground (Foto: Theatiner Film | Kathleen Collins)

Das Film­ma­gazin der Filme­ma­cher*innen veröf­fent­licht nicht nur tolle Texte (hier gibt es die aktuelle Ausgabe zum Thema »Land­schaft«), sondern macht auch Release-Abende und neuer­dings auch Zwischen­spiele, in denen Film mit anderen künst­le­ri­schen Ausdrucks­formen ausge­lotet wird.
Auf dem Programm steht zum Auftakt des neuen Formats die ameri­ka­ni­sche Schrift­stel­lerin und Produ­zentin Kathleen Collins (1942-1988). Von ihr gibt es das Drehbuch »A Summer Diary«, das nicht mehr verfilmt werden konnte. REVÜ führt den Text als szenische Lesung auf.
18:30 Habibi-Kiosk, Eintritt frei | Infos

Anschließend kann im Theatiner erfahren werden, wie sich Collins’ Dreh­bücher auf der Leinwand ansehen lassen, und zwar beim semi-fiktio­nalen Losing Ground (1982), den sie auch in Szene setzte. Der Film ist einer der ersten der Film­ge­schichte, bei dem eine Afro-Ameri­ka­nerin Regie führte.
20:15 Theatiner | Infos

Mit Noncha­lance am Abgrund: Die Neue Münchner Gruppe 1964-1972

Sa 14.-18.12.24 Werk­statt­kino

Zur Sache Schätzchen
Zur Sache, Schätz­chen (Foto: Deutsche Kine­ma­thek | May Spils)

Rudolf Thome, Eckhart Schmidt, Klaus Lemke, Max Zihlmann, Marran Gosov, May Spils, Martin Müller, Werner Enke: Das sind die Namen der »Neuen Münchner Gruppe«, die sich in den späten Sech­zi­ger­jahren gebildet hat. Ihre Treff­punkte und Schau­plätze ihrer Filme waren die Münchner Cafés, die Bürger­steige vor den Kinos, ihre Objekte der Begierde die Schaukästen mit den Star-Bildchen. Entstanden sind leicht­hän­dige Filme, die sich wie Skizzen anfühlen, Tagebuch-Filme. »Man spürt förmlich die Energie und Leiden­schaft in den Start­löchern: Spring­time in Munich!« (Bernd Brehmer, Werk­statt­kino)
Gezeigt werden außerdem in Erin­ne­rung an den kürzlich verstor­benen Eckhart Schmidt Atlantis – Ein Sommer­mär­chen (1970) (14.12.) und Jet Gene­ra­tion (1968) (15.12. und 17.12.)
Nicht verpassen: Buch­prä­sen­ta­tion mit Gespräch und Film­bei­spielen von »Mit Noncha­lance am Abgrund« (das Buch gibt es hier). Zu Gast: Marco Abel (Univer­sity of Nebraska), mit einer exem­pla­ri­schen Auswahl an (Kurz-)Filmen von Max Zihlmann, Klaus Lemke, Rudolf Thome und Martin Müller. (14.12.)

Very British Cinema

So 15.12.-25.12.24 Theatiner | Infos

The Tales of Hoffmann
The Tales of Hoffmann (Foto: Theatiner | Powell & Press­burger | Criterion Coll­ec­tion)

Das weih­nacht­liche Theatiner zeigt gemeinsam mit »edition text+kritik« ein Programm mit sehr, sehr briti­schen Filmen. Dabei sind natürlich Alec Guinness, Karel Reisz, Powell & Press­burger. Den Anlass, das Programm-Portfolio zu öffnen (bislang galt: alles außer englisch), gibt die neu erschie­nene Publi­ka­tion »Der britische Film« von Jörg Helbig (die es hier gibt).
Auf dem Programm stehen drei schwarze Komödien mit Sir Alec Guinness – die die Besinn­lich­keit der Advents­sonn­tage gehörig aushebeln. Außerdem zu sehen: Zwei preis­ge­krönte Langfilme von den British-New-Wave-Mitbe­grün­dern Karel Reisz und Tony Richardson und der Free-Cinema-Meilen­stein Momma Don’t Allow von Karel Reisz als Vorfilm.
Nicht verpassen: An Weih­nachten wird es weih­nacht­lich mit dem Opernfilm The Tales of Hoffmann des legen­dären briti­schen Regie-Duos Michael Powell & Emeric Press­burger. Wenn das keine will­kom­mene Alter­na­tive zum ewigen Nuss­kna­cker-Ballett ist.

Geor­gi­sches Kino: Familie Gogo­be­r­idse

18.12.24-26.02.2025 Film­mu­seum München | Infos | PDF-Programm­heft

Under One Sky
Lana Gogo­be­r­idse: Under the Sky (Foto: Film­mu­seum München | Lana Gogo­be­r­idse)

Nutsa Gogo­be­r­idse (1902-1966) ist die erste geor­gi­sche Regis­seurin. Sie hat eine ganze Genea­logie filmender Frauen hervor­ge­bracht: Lana Gogo­be­r­idse (heute 96 Jahre alt) und Tochter Salomé Alexi (58). Drei Gene­ra­tionen, die verschie­dene poli­ti­sche Zustände des Landes erfahren haben, die sowje­ti­sche und die post­so­wje­ti­sche Zeit, den Umbruch zur Demo­kratie, die Drohung des auto­ri­tären Staates. Es sind auch drei Frau­en­stimmen in einer patri­ar­chalen Welt, in der allein das Erheben der Stimme zum Risiko wird. (Siehe auch unser Text zu Dea Kulum­ge­bash­vili.)
Nicht verpassen: Vom 17.-19.01.2025 sind Lana Gogo­be­r­idse und Salomé Alexi zu Gast im Film­mu­seum!

Inter­na­tio­naler Kurz­filmtag: Banden bilden!

Sa 21.12. 20:00 Pasinger Fabrik, Kleine Bühne | Infos

Frau­en­banden in München, queere Banden im Nordosten Kolum­biens, Mädchen­banden in Deutsch­land, familiäre Banden in der Türkei, reale und fiktive Banden – die Filmstadt München zeigt am 21. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, in der Pasinger Fabrik ein inter­na­tio­nales Kurz­film­pro­gramm.