06.02.2013
63. Berlinale 2013

Vor dem Gold­rausch

Thomas Arslans Gold
Auf dem Ritt nach dem Goldenen Bären: Thomas Arslans Gold
(Foto: Thomas Arslan)

Wo steht das Deutsche Kino, wo steht die Berlinale? Til Schweigers Potenzschwächen, Gedanken, Begegnungen und ein Streifzug vor dem Start der 63. Berliner Filmfestspiele

Von Rüdiger Suchsland

Das war in den letzten Jahren nicht so: Ich freue mich auf die Berlinale. Die Wochen vorher sind für uns Kritiker zwar furchtbar: Wir müssen viel schreiben, wollen möglichst viel sehen, und nebenbei läuft die Orga­ni­sa­tion und der Alltag weiter. »Ich fühle mich, als wäre die Berlinale gerade vorbei, und möchte seit vier Tagen endlich mal einen Mittags­schlaf machen«, erzähle ich einer Bekannten, die an der dffb Produk­tion studiert, als ich sie in der S-Bahn treffe.
Trotzdem freue ich mich auf die nächsten zwölf Tage. So man das von der Papier­form her, vom Eindruck, den Ankün­di­gungen und Programm­hefte machen, überhaupt sagen kann, wirken die Filme inter­es­sant. Besonders die Panorama-Sektion, auch der Wett­be­werb. Nur das Forum erscheint auf den ersten Blick etwas steif und über­ra­schungslos.

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Als ich am Tag vor der Berlinale den Ausweis hole, ergibt sich auf der Straße neben dem Berlinale-Palast ein kurzes Gespräch mit einem deutschen Verleiher. Dem sage ich das so ungefähr, wie ich es oben geschrieben habe, und er antwortet: »Klar, dass das Forum lang­wei­liger geworden ist, seit die besten Forums-Filme im Wett­be­werb laufen.« Und weiter: »Unglaub­lich, dass ausge­rechnet seit Kosslick Berlinale-Chef ist, alle lustigen Filme aus dem Programm verschwunden sind. Da läuft nur noch erwei­terte Berliner Schule.« Ich sehe das etwas anders, aber das Gemäkel am Berlinale-Chef, der mitt­ler­weile auch schon im zwölften Jahr amtiert, also über die Hälfte der Amtszeit des ewigen Berlinale-Direktors Moritz de Hadeln hinter sich hat, geht unter­gründig weiter. Sie hat bei den Kritikern begonnen, inzwi­schen hört man das Gemecker vor allem aus der Film­branche.

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In diesem Jahr wird es wieder darum gehen, was die Berlinale eigent­lich mit dem deutschen Film macht. Das ist ein delikates Thema, und Kosslick kann es kaum allen recht machen. Zwei deutsche Filme im Wett­be­werb sind eigent­lich ganz in Ordnung. Es gibt Jahre, in denen können es keine vier sein. Und die beiden Beiträge klingen auf dem Papier zumindest toll. Aber wenn man als Film­kri­tiker, wie ich, bereits das Vergnügen hatte, Oskar Roehlers neuen Film Quellen des Lebens zu sehen, dann versteht man nicht, warum es nicht drei Filme sind. Quellen des Lebens ist toll! Einfach toll!! Toll heißt ja auch irre, und das ist der Film auch, aber er ist es auf eine so groß­ar­tige und bewegende Weise, dass man denkt, da kann die Auswahl­kom­mis­sion nur Tomaten auf den Augen gehabt haben.

Weil andere Jour­na­listen bereits nach Roehler gefragt haben, hat sich Kosslick schon eine Ausrede zugelegt. Leider keine gute, sondern eine so offen­sicht­lich konstru­ierte, dass man sich erst recht fragt, was denn die wahren Ursachen sein mögen. Kosslick behauptet nämlich der Ableh­nungs­grund sei gewesen, dass Roehlers Film während der Berlinale startet. Das ist natürlich Unsinn, denn dann hätte Kosslick schon ganz andere Filme ablehnen müssen. Außerdem lassen sich Film­starts locker mal in Absprache verschieben.

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Drei Tage vor der Berlinale gibt es in der Berliner Akademie der Künste (AdK) eine Debatte zwischen Til Schweiger und dem FAZ-Film­kri­tiker Andreas Kilb. Worum es gehen soll, ist bis zum Ende leider nicht ganz klar. Denn da saßen Schweiger, der nur über sich redete und wohl einfach unfähig war, von sich zu abstra­hieren, und Kilb, der immer die ganze Film­kritik vertei­digen musste, nie über sich reden durfte. Und im Publikum saßen – für die Akademie auffal­lend – viele dumme oder zumindest sehr naive Leute, die bei jedem Schweiger-Witz lachten, nicht merkten, wie Schweiger sie nachäffte, und sich zum Beispiel darüber aufregten, dass in einer Kritik ein Film anders gefunden wurde, wie sie ihn selbst finden. Na sowas aber auch!

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Irgendwie geht es am ehesten um Til Schweiger und dessen Probleme mit der Film­kritik. Diese Probleme zeigen sich daran, dass Schweiger als einziger Filme­ma­cher in Deutsch­land seine Filme nicht in Vorab-Pres­se­vor­füh­rungen den Film­kri­ti­kern zeigt. Das ist natürlich sein gutes Recht, auch wenn bei der Diskus­sion leider der falsche Eindruck entstand, als seien die deutschen Film­kri­tiker bzw. ihr Verband vor allem damit unzu­frieden, dass sie auf diese Weise ausge­schlossen werden.

Das Umge­kehrte ist richtig: Am besten wäre es, es gäbe gar keine Pres­se­vor­füh­rungen. Nur würde dann halt über die aller­meisten Filme – außer über die, die schon auf Film­fes­ti­vals zu sehen waren – erst geschrieben, wenn sie bereits zwei, drei Tage laufen. Frühes­tens. Das wäre zum einen für die Leute blöd, die immer noch gern Film­kri­tiken lesen. Zum anderen für die Film­ver­leihe. Denn an Pres­se­vor­füh­rungen haben, machen wir uns bitte nichts vor, vor allem die Marke­ting­ab­tei­lungen Interesse, die Vorab­be­richt­erstat­tung wollen und Vorab­in­ter­views.

Die will übrigens auch Til Schweiger. Denn es stimmt ja gar nicht, dass er seine Filme niemandem zeigt. Er zeigt sie einem Haufen obskurer Gefäl­lig­keits­jour­na­listen, Hofbe­richt­erstatter, und anderer, die alles machen, um noch ein paar Euro zu verdienen. Obskur erscheint mir jeder, der sich auf die Schweiger-Bedin­gungen einlässt, zu der schon mal grund­sätz­lich ein Zwei­klas­sen­system für Jour­na­listen gehört: Die, die rein­dürfen, und die, die draußen gehalten werden.

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Über die AdK-Veran­stal­tung und die Bericht­erstat­tung danach müsste man viel und viel länger schreiben. Das geht jetzt nicht. Was sie – in Kurz­fas­sung gesagt – vor allem gebracht hat, ist die Erkenntnis, was für ein Feigling Til Schweiger ist. Ausge­rechnet der, der als Schau­spieler die harten Männer spielt, und gerne cool und ameri­ka­nisch rüber käme, ist ein kleiner Junge, der an dem Abend dauernd grinste wie ein puber­tärer Klas­sen­clown und mindes­tens siebenmal sagte: »Ich bin nicht beleidigt; ich bin nicht gekränkt«, bis jeder im Saal wusste: Der muss ja wahn­sinnig beleidigt sein.
Er verwi­ckelte sich in zig Wider­sprüche, etwa, wenn er die russi­schen Film­kri­tiker lobte, weil man dort angeblich Film­kritik studiert haben muss, dann aber wollte, dass Kritiker die Filme »mit normalen Leuten sehen.« Warum? Damit sie Volkes Atem im Nacken spüren?

Hätte Schweiger sich doch mal von seinem Vorbild Bernd Eichinger nicht die große Klappe abgeguckt, sondern die Souver­ä­nität und das Interesse an echtem Austausch, auch die Achtung vor Leuten, die vom Kino mehr verstehen als er.

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Am Ende setzte sich der Eindruck durch, dass Schweiger ein Medi­en­profi und Populist ist, aber auch ein klein­ka­rierter Jammer­lappen, dem alle Groß­zü­gig­keit fehlt. Immer noch der nackte Junge im Schrank vom Bewegten Mann, der nicht erwachsen werden kann. Mit 50 wird es 2013 langsam Zeit. Mein Eindruck ist nach der Veran­stal­tung aber auch, dass der Verband der deutschen Film­kritik sich damit keinen Gefallen getan hat, Schweiger ein Forum zu bieten, ihn noch durch das Label »Akademie der Künste« und »Verband der deutschen Film­kritik« zu adeln.

Die deutsche Film­kritik hat mit Schweiger nichts zu bereden. Er hat ihr nichts zu sagen und ist an Film­kritik erklär­ter­maßen nicht inter­es­siert. Wozu also noch mit ihm reden? Über Schweiger reden, den »Schweiger-Film« als popkul­tu­relles Phänomen und Publi­kums­er­folg ernst­zu­nehmen und zu erklären – das wäre inter­es­sant. Seine Filme als Zeitgeist-Phänomen zu begreifen, seine irri­tierten, schwachen Männer­fi­guren und die Kastra­ti­ons­fan­tasie hinter dem Potenz-Getue bloß­zu­legen, das wäre spannend. Aber dazu braucht man Schweiger selbst nicht.

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Jetzt aber endlich zum Berlinale-Programm: So etwas hat man seit den Winnetou-Filmen aus Ost und West nicht mehr gesehen: Deutsche Cowboys in einem Western aus Deutsch­land. Der Berliner Regisseur Thomas Arslan hat das gewagt, in den Weiten Kanadas gedreht und die Haupt­rolle mit einem inter­na­tio­nalen Star besetzt: Nina Hoss, vor einigen Jahren für Yella schon mit einem Silbernen Bären ausge­zeichnet, spielt in Gold die deutsche Auswan­derin »Emily«, die im Jahr 1898 im Wilden Westen ihr Glück sucht – und das begehrte titel­ge­bende Edel­me­tall. Der mit Spannung erwartete Film kata­pul­tierte Arslan, der zuletzt 2010 mit Im Schatten einen span­nenden Gangs­ter­thriller gedreht hat, erstmals in den Wett­be­werb der Berlinale.

Auch der zweite deutsche Wett­be­werbs­bei­trag ist für die Regis­seurin das Debüt in Berlin: Layla Fourie, der dritte Film der Berli­nerin Pia Marais, ist ein Para­noiath­riller, der vor allem in Südafrika spielt. In den Haupt­rollen ist August Diehl zu sehen und die Südafri­ka­nerin Rayna Campell.

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Western, Thriller – auch ansonsten treibt offenbar viele Regis­seure in diesem Jahr die Lust am Genrekino um: Die Nonne, der fran­zö­si­sche Beitrag von Guillaume Niclous, ist die Verfil­mung eines Romans von Denis Diderot aus dem 18. Jahr­hun­dert. Eine junges mittel­loses Mädchen wird ins Kloster gezwungen, und kämpft um ihre Freiheit – katho­li­scher Sadomaso mit Schau­ef­fekten. Und ausge­rechnet Isabel Huppert übernimmt hier die Rolle einer Äbtissin, die ihren Novi­zinnen an die Wäsche geht: Toll trieben es die alten Nonnen!

Ebenfalls die Verfil­mung eines fran­zö­si­schen Romank­las­si­kers ist die Hollywood-Produk­tion Les Miséra­bles, die außer Konkur­renz gezeigt wird. Der Film von Tom Hooper (The King’s Speech) geht zurück auf Victor Hugos Roman und das auf ihm beruhende Musical – beides Welt­erfolge. Anne Hathaway, Hugh Jackman und Russell Crowe spielen die Haupt­rollen in diesem satten Spektakel, das einen Gassen­hauer an den nächsten reiht und eine Handvoll Oscar­no­mi­nie­rungen einheimste. Die Story erzählt von Liebe, Leid und roten Fahnen, einem bösen Poli­zisten, einem von ihm verfolgten Unschul­digen, und von den Armen Paris', die 1832 den Aufstand proben – Wutbürger des 19. Jahr­hun­derts.

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Poli­ti­sche Themen und der Geist der Revolte, der auch in vielen demo­kra­ti­schen Ländern gärt, hält Berlinale-Chef Dieter Kosslick für besonders aktuell: »Filme können immer neue Sicht­weisen eröffnen«, meinte Kosslick im Gespräch, »und Perspek­tiv­wechsel tragen manchmal zu mehr Vers­tändnis und Koope­ra­tion bei.« Zu Kosslicks Lieb­lings­filmen gehört Trevor Grahams briti­scher Film Make Hoummus, Not War: Ein eher humor­voller Beitrag zum Thema Politik. »Im 'Monty Python'-Stil beschäf­tigt sich dieser Film mit den ethni­schen Diffe­renzen der beliebten Kicher­erbse. Kleines Thema, großer Hinter­grund.«

Viele Filme, so Kosslick, kreisten derzeit um gesell­schaft­liche Reali­täten – oft wird der Kampf gegen alte Systeme thema­ti­siert. Vor allem aus Osteuropa seien solche Entwick­lungen zu sehen: »Ob Danis Tanovic, der für seinen Wett­be­werbs­film Epizoda u zivotu beraca zeljeza zur Hand­ka­mera greift oder Calin Peter Netzer, der uns in Pozitia Copilului mit Entwick­lungen einer ehema­ligen Diktatur und ihren mafiösen Wurzeln konfron­tiert.« Politik also auch hier. Wie in Pardé dem mit beson­deren Erwar­tungen behaf­teten Film des Iraners Jafar Panahi: Der hat von den Teheraner Mullahs eigent­lich ein sechs­jäh­riges Film­verbot erhalten – und das Berliner Festival hofft, dass ihm seine Wett­be­werbs­teil­nahme jetzt nicht neue Bedro­hungen einbringt.

Mit Shia LaBeouf und Mads Mikkelsen kommen am Samstag zwei Weltstars nach Berlin. In Frederick Bonds Thriller The Necessary Death of Charlie Coun­tryman treffen sie dabei auch auf die rumä­ni­sche Mafia in Gestalt von Til Schweiger, der in dieser Neben­rolle wieder einmal auf seinen inter­na­tio­nalen Durch­bruch hofft: Mit knapp 50 wird es auch dafür langsam Zeit.

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Rock the Casbah, der inter­na­tio­nale Hit von »The Clash«, gab diesem Film den Titel: Eine Gruppe isra­li­scher Soldaten tut Dienst in den besetzten Gebieten an. Allmäh­lich eska­lieren die Ausein­an­der­set­zungen mit der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung, und irgend­wann wird einer der Soldaten nur halb absicht­lich von einer Wasch­ma­schine erschlagen, die vom Dach eines Wohn­hauses gestürzt wird. Um den Täter zu finden, werden ein paar Soldaten auf dem Dach statio­niert. Nun lernen sie die Paläs­ti­nenser auf eine neue Weise kennen...

Der israe­li­sche Regisseur Yariv Horowitz leistete seinen Mili­tär­dienst bereits im Bereich Film des Ausbil­dungs­corps in den besetzten Gebieten. In seinem ersten Langfilm verar­bei­tete er seine Erfah­rungen. Rock the Casbah konzen­triert sich auf die Psyche der Betei­ligten. Dies ist ein eher medi­ta­tiver Kriegs­film, der mit den klas­si­schen Stil­ele­menten des Genre spielt. Einer­seits zeigt der Regisseur, wie Krieg alle Betei­ligten dena­tu­rieren kann, zugleich aber beim Zuschauer mehr und mehr Vers­tändnis für die Lage der Soldaten weckt, die sich von Feinden umgeben fühlen, und die Entschei­dungen der Politik ausbaden müssen. Nach anfäng­li­cher Eska­la­tion werden die üblichen Mecha­nismen von Schlag und Gegen­schlag außer Kraft gesetzt, und als die Truppe am Ende ersetzt wird, hat auch sie eine Lektion gekernt.

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Das israe­li­sche Kino boomt und gewinnt zur Zeit Preise auf vielen Festivals der Welt – ein Goldenen oder wenigs­tens Silbernen Bären wird es in diesem Jahr aber nicht geben. Denn unter den 19 Filmen im Wett­be­werb findet sich kein einziger israe­li­scher Film. Dafür gleich drei in der – erfah­rungs­gemäß oft etwas publi­kums­af­fi­neren, aber auch mitunter popu­lis­ti­scheren – Sektion »Panorama«. Der zweite Spielfilm neben Rock the Casbah ist Youth, der erste Langfilm des 31-jährigen Tom Shoval, dessen Kurzfilme bereits mehrere inter­na­tio­nale Auszeich­nungen erhielten. Shoval, der einen Lehr­auf­trag an der Jeru­sa­lemer »Sam-Spiegel-School« hat, hat sich auch als Regisseur einiger prämierter Musik­vi­deos einen Namen gemacht, und ist Mitbe­gründer der »Baboon Group«, eines Kollek­tivs unab­hän­giger Regis­seure. Youth spielt in Petah Tikva, einer Satel­li­ten­stadt bei Tel Aviv, wo Shoval auch aufwuchs. Im Zentrum stehen die Brüder Yaki und Shaul. Yaki leistet gerade seinen Mili­tär­dienst ab. Während­dessen schwärmt Shaul für ein hübsches Mädchen aus der Nach­bar­schaft und folgt ihr heimlich auf Schritt und Tritt, filmt sie mit dem Handy. Was als Geschichte jugend­li­cher Lange­weile beginnt, und als Portrait der israe­li­schen Mittel­klasse in der Krise verstanden werden kann – der Vater des beiden ist arbeitslos, der Familie drohen Wohnungs­ver­lust und sozialer Absturz – wendet sich in eine hoch­bri­sante Groteske, als die beiden Brüder am Wochen­ende das Mädchen entführen, im Keller verste­cken und Lösegeld fordern wollen. Doch sie haben nicht bedacht, dass Sabbat ist...

Im Gegensatz zu diesem Film ist der Doku­men­tar­film State 194 konven­tio­nell, zugleich bietet er aber selten zu sehende Einblicke ins Innere des Poli­tik­be­triebs: Im Stil einer jour­na­lis­ti­schen Reportage geht es um die Auto­no­mie­ver­hand­lungen zwischen Israel, der paläs­ti­nen­si­schen Führung und der Uno im Herbst 2011. Regisseur Dan Setton erhielt auf paläs­ti­nen­si­scher wie israe­li­scher Seite exklu­siven Zugang zu den Zirkeln der Macht und inter­viewte die wich­tigsten poli­ti­schen Akteure wie Akti­visten und Lobby­isten auf allen Seiten.

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Die Retro­spek­tive widmet sich diesmal dem »Weimar Touch«, also den Spuren, die die deutschen Film-Emigranten und mit ihnen die 15 größten Jahre des deutschen Films in der Welt hinter­lassen haben. Die Reihe dürfte eher eine Idee des New Yorker MoMa (Museum of Modern Art) gewesen sein, mit dem zusammen sie kuratiert wurde. Darauf deutet unter anderem die Tatsache hin, dass sie den Verant­wort­li­chen erstmals seit Jahr­zehnten keinen Katalog wert war; ebenso wie die deutliche US-Lastig­keit der Auswahl. Als ob die deutschen Emigranten nur in Hollywood und nicht auch in vielen anderen Teilen der Welt gewirkt hätten. Immerhin bietet dies eine Gele­gen­heit, Klassiker wie Max Rein­hardts A Midsummer Night’s Dream, Anatole Litvaks Confes­sions of A Nazi Spy oder Fritz Langs Hangmen Also Die – 1943 gedreht nach Brecht-Drehbuch über das Heydrich-Attentat – einmal im Kino oder überhaupt einmal anzusehen.

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Eröffnet werden die Film­fest­spiele, die bis zum 17. Februar über 300 Filme aus aller Welt präsen­tieren, am Donnerstag-Abend mit The Grand­master des Chinesen Wong Kar-wai (In The Mood For Love; für alle, die nicht auf die Berlinale fahren können: auf 3Sat läuft gerade eine Werkschau seiner Filme), einem fantas­ti­schen Schwert­kampf­film, der bestimmt im Wett­be­werb liefe, wäre der Regisseur nicht auch der Jury­prä­si­dent. Gemeinsam mit Tim Robbins, Andreas Dresen, Susanne Bier, und anderen entscheidet Wong aus neunzehn Filmen – unter anderem von Steven Soder­bergh, Gus Van Sant und Richard Linklater – über den Goldenen und viele andere Bären. Der rote Teppich ist ausge­rollt – Film ab!