USA 2025 · 90 min. · FSK: ab 16 Regie: Timo Tjahjanto Drehbuch: Umair Aleem, Derek Kolstad, Bob Odenkirk, Aaron Rabin Kamera: Callan Green Darsteller: Bob Odenkirk, Connie Nielsen, Christopher Lloyd, RZA, Sharon Stone u.a. |
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Segen der Familie... | ||
(Foto: Universal) |
Als Ilya Naishuller 2021 mit Nobody mitten in die Vereinzelung und Isolation der Covid-Epidemie knallte und damit verstummten Seelen eine verdiente Katharsis bescherte, fügte Naishuller dem Vigilante-Thriller-Genre mit »Breaking Bad«- und »Better Call Saul«-Star Bob Odenkirk auch einen neuen, vertrackten Helden hinzu, der sich eines tatsächlich ungewöhnlichen apokalyptisch-schwarzen Humors bediente. Es war ein toxischer Genre-Remix, so überraschend wie gelungen, der mit weiteren ungewöhnlichen Rollenbesetzungen wie Aleksei Valeryevich Serebryakov (Leviathan) und Christopher Lloyd (Back to the Future) in seiner Absurdität noch einmal gesteigert wurde, so dass bei all der grotesken, brachialen Zerstörungswut und Gewalt mit ihrer triefend-ironischen Anbiederung an die Lobgesänge der National Rifle Association die kreative Gewalt und der ausgelebte Spaß, hier etwas völlig Neues aus einem alten Genre zu schaffen, bei weitem überwogen haben. Vor allem war dieser erste Teil auch erzählerisch stark, weil eine gut fundierte Coming-of-Age-Story der von Bob Odenkirk verkörperten Hauptperson im Zentrum stand.
Im zweiten Teil ist alles anders. Statt Naishuller hat der indonesische Action- und Horror-Regisseur Timothy Tjahjanto den Zuschlag für die Regie erhalten. Immerhin hat Derek Kolstad wieder am Drehbuch geschrieben, aber die experimentelle erzählerische Finesse ist ihm diesmal ausgegangen. Denn Nobody ist da, wo er im ersten Teil aufgehört hat. Es gibt keine Entwicklung mehr, stattdessen eine einigermaßen solide Pflege des Status Quo. Dazu gehört dann halt auch, das Geld zu ersetzen, das er im ersten Teil abgefackelt hat und zwar mit simplen Auftragsmorden, die so routiniert ablaufen und so grotesk daherkommen wie im ersten Teil. Aber der Funke will nicht überspringen.
Vielleicht weil Tjahjanto wie in so vielen amerikanischen Filmen (aller Genres) auf die Familie setzt, die als letzte Bastion der Glaubwürdigkeit und der Hoffnung übriggeblieben ist, da die Politik ja eh nur noch versagt. Das ist so erzkonservativ und reaktionär wie es schon in dem kürzlich in den Kinos platzierten B-Movie Guns Up von Edward Drake zu sehen war, in dem eine andere Familie sich bewaffnet und gegen das Böse zur Wehr setzt. Das illustriert zwar beeindruckend das gegenwärtige Amerika und einige andere fragmentierte Staatsgebilde, ist aber alles andere als überraschend.
Auch wenn in Nobody 2 wieder Christopher Loyd und Connie Nielson ihr Bestes geben und Nobody während eines gewissermaßen erzwungenen Familienurlaubs in einem Themenpark erkennen muss, dass der einzige Urlaub mit seinem Vater in eben diesem Themenpark alles andere als ein Familienurlaub war.
So wie in Guns Up erkennen auch hier die Kinder und die Frau des Helden, dass sie Gott sei Dank die genetische Anlage zur Gewalt mit sich bringen. Auch das ist nicht sonderlich originell. Und Sharon Stone als eiskalte Führerin eines Kartells, die selbst sich gern in Schale wirft und mit dem Teufel näher als Gott steht? Gerade im letzten Gefecht mit Nobody hat das große Klasse, wie natürlich auch in Nobody 2 die Stunts große Klasse sind. Aber sowohl das Selbstjustiz-Genre als auch die lahme, immer wieder aufgesetzt wirkende Story bekommen hier keine Frischzellenkur, sondern sind nicht mehr als schale Stangenware.