USA 2013 · 109 min. · FSK: ab 16 Regie: Baltasar Kormákur Drehbuch: Blake Masters Kamera: Oliver Wood Darsteller: Denzel Washington, Mark Wahlberg, Paula Patton, Bill Paxton, James Marsden u.a. |
||
Elegant, gradlinig, altmodisch |
Allein die Kombination der beiden so ungleichen, wie großartigen Hollywoodstars Denzel Washington (Malcolm X, American Gangster) und Mark Wahlberg (Boogie Nights, The Departed) wäre Grund genug, diesen Film zu empfehlen. Aber 2 Guns hat viel mehr: Er spielt im »Borderland«, jenem südwestamerikanischen Streifen, hinter der Grenze zu Mexiko, die von der einen Seite her der Anlaufpunkt der Armen Lateinamerikas ist, die in den USA ihr Glück machen wollen, von der anderen her der Fluchtpunkt für all jene, die Grund haben, der USA den Rücken zu kehren, und in Mexiko ihre Spuren zu verwischen. Man spricht hier neben Englisch auch Spanisch, es ist heiß und die Luft ist so trocken wie der Wüstenboden. Polizisten wie Gangster, Politiker wie Schlepper überqueren fortwährend den Grenzstreifen. Seit Orson Welles Touch of Evil ist der »Borderfilm« ein eigenes Hollywoodgenre.
Wahlberg und Washington spielen Bobby und Stig, zwei vermeintliche Gangster, die bei einem Banküberfall mehr Geld erbeuten, als ihnen lieb ist. Klar, dass es sich um blutige Dollars handelt, und die beiden »anständigen« Verbrecher nicht nur schnell in den Drogenkrieg hineingezogen werden, sondern dass sie verdeckte Ermittler sind, die die Mafia mit ihren eigenen Waffen schlagen wollen.
Dies ist ein ebenso eleganter wie gradliniger, altmodischer Thriller. Elegant, weil er seine Story und Figuren nicht zu ernst nimmt, sondern mit Coolness und Ironie erzählt, und mit seinem abgründigen Witz an den frühen Tarantino erinnert, gradlinig, weil er trotzdem schnörkellos gebaut ist. Altmodisch, weil er in alldem die Stilmittel der siebziger Jahre aufnimmt.
Regisseur Baltasar Kormákur ist Isländer mit spanischen Wurzeln. Bereits sein Debüt, die abgründige Komödie 101 Reykjavik machte ihn international bekannt und sicherte ihm ein Ticket nach Hollywood. Seitdem pendelt er zwischen der kalifornischen Traumfabrik, wo er – bisger vergeblich – versucht, als »A«-Regisseur Fuß zu fassen, und seiner Heimat wie zuletzt in The Deep, der auch bei uns anlief.
Sein neuer Film ist durch flotte Dialoge und aufwendige Baller-Action geprägt, bei der am Ende von allerlei Wendungen das Gute siegt, aber ein Bild universaler Korruption der Welt dominiert. Vor allem aber prägt den Film eine herrliche anarchistische Verspieltheit, wie man sie aus Filmen der 70er, aber auch der 90er Jahre kennt.
Der Weg ist das Ziel, die schöne Form der prachtvolle Zweck in diesem überaus kurzweiligen, sehenswerten Film, der en passent deutlich Kritik am »Krieg gegen Drogen« übt: Wenn Sätze fallen, wie »Wir haben einen freien Markt, kein freies Land«, dann ist das ein hochinteressantes Zeichen: Nicht dafür, dass »Two Guns« ein heimlich oberkritischer Film ist, sondern dafür, dass in Zeiten von Waterbording und NSA-Skandal sogar so ein Stück im Prinzip schwachköpfiges, aber gutes Durchschnittsentertainment Kritik am US-Regime übt, und Institutionen, die einst als heroisch und staatsrettend geschildert wurden, nun als durch und durch korrupt, böse und staatsgefährdend dargestellt werden. Das bedeutet nichts anderes, als dass eine derartige Darstellung sogar bei den Rednecks der »Moral Majority« im »Bible Belt« hoffähig, oder jedenfalls akzeptabel geworden ist. Wir leben in interessanten Zeiten.