29.05.2025

Schlafen kann ich, wenn ich tot bin

Rainer Werner Fassbinder 1968
Rainer Werner Fassbinder, 1968
(Foto: Fassbindertage e.V. / Ulrich Handl.)

Fassbindertage, Kurdische Filmtage, iranische Klassiker im Filmmuseum München

Von Redaktion

Nach dem Festival ist vor dem Festival! Was sich zwischen das soeben mit 36.000 Kino­zu­schauern mit großem Erfolg zu Ende gegangene DOK.fest und das bereits in einem Monat begin­nende Filmfest München schiebt, ist mal wieder unbedingt ein FOMO wert. Motto: Kein Stress!

Los geht es mit den Fass­bin­der­tagen, die dieses Jahr den 80. Geburtstag von Rainer Werner Fass­binder mit der coolen Chiffre RWF*80 feiern. Die umtrie­bigen Andrea Funk und Ferdinand Leopolder, Vorstand der Fass­bin­der­tage e.V., die sich seit über zehn Jahren um die Präsenz des Fass­binder-Erbes in der Stadt verdient machen, haben diesmal ein umfang­rei­ches Symposium orga­ni­siert. Filme­ma­cher und Film­wis­sen­schaftler stellen in kurzen Vorträgen und Gesprächs­ein­heiten Aspekte des Werks von Fass­binder vor, immer perspek­ti­viert durch einen spezi­ellen Ansatz.

Am heutigen Donnerstag, 29.5. wird der Filme­ma­cher und Film­pro­fessor Nicolas Wacker­barth in der HFF München (Bernd-Eichinger-Platz 1) einen Kurzfilm von Alexander Kluge vorstellen, der in dessen Abwe­sen­heit als Urauf­füh­rung zu sehen ist. Der Titel: »Welche Worte gibt es für das Gegenteil von 'Arbeit'«? Anschließend läuft Casting, ein Film von Nicolas Wacker­barth, den wiederum Christian Wagner vorstellt. (Wacker­barth ist anwesend.)

Weiter geht es am Freitag um 13 Uhr im Philo­lo­gicum der LMU (Schel­lingstr 1 EG) mit dem Symposium »Rainer Werner Fass­binder: Kino der Subver­sion«. Juliane Lorenz von der Rainer Werner Fass­binder Foun­da­tion, ohne die nichts geht, wenn es um Fass­binder geht, wird die Grußworte sprechen, bevor dann die Film­wis­sen­schaft­lerin Ute Holl zum Thema »Melodram« sprechen wird. Es geht darin um Fass­bin­ders Angst essen Seele auf. Unter dem Titel »Gefühlskälte als poli­ti­sches Prinzip« wird anschließend Clemens Porn­schlegel sprechen (Film: Fontane Effi Briest). Schließ­lich kommt dann noch Georg Beuerlein mit Aspekten der epis­te­mo­lo­gi­schen Ästhetik von RWF. Sein Vortrags­titel: »Filme befreien das Denken«.

Am Samstag winken dann weitere Vorträge ab 10:15 Uhr, wieder im Philo­lo­gicum der LMU. Inter­es­sant könnte es bei Nicole Colin werden. Die Kunst­his­to­ri­kerin (Marseille, Amsterdam) spricht zu »Toxische Mensch­lich­keit: Domes­ti­zierte Subver­sion«. Im Zentrum steht Peter von Kant von François Ozon (10:55 Uhr). Und um 12:30 erwartet alle Wiss­be­gie­rigen ein Vortrag von Georg Seeßlen, der zu »Was ist Macht? (und was zum Teufel haben Liebe, Sex und Geld damit zu tun?)« spricht. Leider ist Seeßlen nur online dabei.

Mehr Infos unter www.fass­bin­der­tage.de

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The Life of a Snowflake
The Life of a Snowflake (Foto: Kurdische Filmtage München | Kazim Öz)

Die 3. Kurdi­schen Filmtage beginnen am Freitag, 30.05. und geben einen Einblick in das aktuelle kurdische Film­schaffen in Kurdistan und in der Diaspora, erstmals sind auch Kinder­filme zu sehen. Zentral ist der kultu­relle Austausch, weshalb sich ein Besuch unbedingt lohnt. Es gibt Musik, Filme und Gespräche. Die feier­liche Eröffnung ist am 30.05. in den Münchner Kammer­spielen mit When the Walnut Leaves Turn Yellow (Demo ke pelê gozan benî zer) von Mehmet Ali Konar, der anwesend ist. Im Film geht es um die wichtige Frage des Über­le­bens der kurdi­schen Ethnie und der Gesell­schaft, ange­sichts der poli­ti­schen Konflikte, Verbote und das Verschwinden von Menschen, herun­ter­ge­bro­chen auf das Schicksal vom schwer­kranken Civan, der seinen Sohn Feyzi auf seinen Tod vorbe­reitet.

Vor dem Film gibt es ein Konzert des renom­mierten Sängers und Kompo­nisten Mehmet Akbaş, begleitet vom Multi­in­stru­men­ta­listen Erdem Altınses. Gemeinsam präsen­tieren sie die Magie der kurdi­schen und zazai­schen Musik. (Beginn: 20 Uhr)

Im Gasteig HP8 geht es am nächsten Tag weiter mit einem Kurz­film­pro­gramm für Kinder. Als erstes zu sehen ist ein Film aus der Autonomen Region Kurdistan. In Die Arena (YARÎGA) geht es um Fußball und Hêwa, den 11-jährigen Kapitän der Fußball­mann­schaft »Die Löwen von Kirkuk«. In der Nähe des Fußball­platzes ist Militär statio­niert, das ihren Fußball zerstört hat. Nun muss das Team alles daran­setzen, einen neuen Ball zu finden. Ein viel­sa­gendes Plädoyer für den Frieden und die Toleranz. (Sa 31.05. 14:30, HP8)

Spannend auch Kazim Öz’ The Life of a Snowflake (Jiyana Kuliyeke Berfê), der in die winter­liche Land­schaft von Trabzon eintaucht. Zwei Schüler, Miase und Adar, treffen sich zufällig an einer Bushal­te­stelle und verlieben sich inein­ander. Um möglichst viel Zeit mitein­ander zu verbringen, schwänzen sie die Schule und erleben Liebe und Leiden­schaft in nur 31 Tagen, bis in der Silves­ter­nacht Adar spurlos verschwindet. Miase begibt sich nach Dersim, um ihn zu suchen. (Sa 31.05. 20:00, HP8)

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Close Up <qkr>Abbas Kiarostami</qkr>
Klassiker des irani­schen Kinos: Abbas Kiaros­t­amis Close-up (Foto: Film­mu­seum München | Abbas Kiaros­tami)

Unver­hofft aktuell zeigt sich das mit einem halben Jahr im Voraus fest­ge­legte Programm im Film­mu­seum München. Bei den irani­schen Klas­si­kern, die am Freitag, 30.05., mit Ebrahim Golestans Lehm­ziegel und Spiegel (1964) beginnen und bis zum 22.06. gehen, ist zual­ler­erst an einen Namen zu denken, der im Programm des Film­mu­seum München leider nicht auftaucht, sich aber alle Meriten verdient hat, zuletzt die Goldene Palme von Cannes: Jafar Panahi. Panahi ist, weil zu jung, bei den Klas­si­kern natürlich nicht dabei. Dafür aber: Ebrahim Golestan, Shorab Sharid Saless, der beim letzten Filmfest München eine Retro­spek­tive hatte, und der leider auch schon gestor­bene Abbas Kiaros­tiami mit Close-up, ein Film, der die iranische Nouvelle Vague inter­na­tional losge­stoßen hat, und, ebenfalls ein Klassiker: Bahram Beyzaie mit Die Reisenden.