Schlafen kann ich, wenn ich tot bin |
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Rainer Werner Fassbinder, 1968 | ||
(Foto: Fassbindertage e.V. / Ulrich Handl.) |
Von Redaktion
Nach dem Festival ist vor dem Festival! Was sich zwischen das soeben mit 36.000 Kinozuschauern mit großem Erfolg zu Ende gegangene DOK.fest und das bereits in einem Monat beginnende Filmfest München schiebt, ist mal wieder unbedingt ein FOMO wert. Motto: Kein Stress!
Los geht es mit den Fassbindertagen, die dieses Jahr den 80. Geburtstag von Rainer Werner Fassbinder mit der coolen Chiffre RWF*80 feiern. Die umtriebigen Andrea Funk und Ferdinand Leopolder, Vorstand der Fassbindertage e.V., die sich seit über zehn Jahren um die Präsenz des Fassbinder-Erbes in der Stadt verdient machen, haben diesmal ein umfangreiches Symposium organisiert. Filmemacher und Filmwissenschaftler stellen in kurzen Vorträgen und Gesprächseinheiten Aspekte des Werks von Fassbinder vor, immer perspektiviert durch einen speziellen Ansatz.
Am heutigen Donnerstag, 29.5. wird der Filmemacher und Filmprofessor Nicolas Wackerbarth in der HFF München (Bernd-Eichinger-Platz 1) einen Kurzfilm von Alexander Kluge vorstellen, der in dessen Abwesenheit als Uraufführung zu sehen ist. Der Titel: »Welche Worte gibt es für das Gegenteil von 'Arbeit'«? Anschließend läuft Casting, ein Film von Nicolas Wackerbarth, den wiederum Christian Wagner vorstellt. (Wackerbarth ist anwesend.)
Weiter geht es am Freitag um 13 Uhr im Philologicum der LMU (Schellingstr 1 EG) mit dem Symposium »Rainer Werner Fassbinder: Kino der Subversion«. Juliane Lorenz von der Rainer Werner Fassbinder Foundation, ohne die nichts geht, wenn es um Fassbinder geht, wird die Grußworte sprechen, bevor dann die Filmwissenschaftlerin Ute Holl zum Thema »Melodram« sprechen wird. Es geht darin um Fassbinders Angst essen Seele auf. Unter dem Titel »Gefühlskälte als politisches Prinzip« wird anschließend Clemens Pornschlegel sprechen (Film: Fontane Effi Briest). Schließlich kommt dann noch Georg Beuerlein mit Aspekten der epistemologischen Ästhetik von RWF. Sein Vortragstitel: »Filme befreien das Denken«.
Am Samstag winken dann weitere Vorträge ab 10:15 Uhr, wieder im Philologicum der LMU. Interessant könnte es bei Nicole Colin werden. Die Kunsthistorikerin (Marseille, Amsterdam) spricht zu »Toxische Menschlichkeit: Domestizierte Subversion«. Im Zentrum steht Peter von Kant von François Ozon (10:55 Uhr). Und um 12:30 erwartet alle Wissbegierigen ein Vortrag von Georg Seeßlen, der zu »Was ist Macht? (und was zum Teufel haben Liebe, Sex und Geld damit zu tun?)« spricht. Leider ist Seeßlen nur online dabei.
Mehr Infos unter www.fassbindertage.de
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Die 3. Kurdischen Filmtage beginnen am Freitag, 30.05. und geben einen Einblick in das aktuelle kurdische Filmschaffen in Kurdistan und in der Diaspora, erstmals sind auch Kinderfilme zu sehen. Zentral ist der kulturelle Austausch, weshalb sich ein Besuch unbedingt lohnt. Es gibt Musik, Filme und Gespräche. Die feierliche Eröffnung ist am 30.05. in den Münchner Kammerspielen mit When the Walnut Leaves Turn Yellow (Demo ke pelê gozan benî zer) von Mehmet Ali Konar, der anwesend ist. Im Film geht es um die wichtige Frage des Überlebens der kurdischen Ethnie und der Gesellschaft, angesichts der politischen Konflikte, Verbote und das Verschwinden von Menschen, heruntergebrochen auf das Schicksal vom schwerkranken Civan, der seinen Sohn Feyzi auf seinen Tod vorbereitet.
Vor dem Film gibt es ein Konzert des renommierten Sängers und Komponisten Mehmet Akbaş, begleitet vom Multiinstrumentalisten Erdem Altınses. Gemeinsam präsentieren sie die Magie der kurdischen und zazaischen Musik. (Beginn: 20 Uhr)
Im Gasteig HP8 geht es am nächsten Tag weiter mit einem Kurzfilmprogramm für Kinder. Als erstes zu sehen ist ein Film aus der Autonomen Region Kurdistan. In Die Arena (YARÎGA) geht es um Fußball und Hêwa, den 11-jährigen Kapitän der Fußballmannschaft »Die Löwen von Kirkuk«. In der Nähe des Fußballplatzes ist Militär stationiert, das ihren Fußball zerstört hat. Nun muss das Team alles daransetzen, einen neuen Ball zu finden. Ein vielsagendes Plädoyer für den Frieden und die Toleranz. (Sa 31.05. 14:30, HP8)
Spannend auch Kazim Öz’ The Life of a Snowflake (Jiyana Kuliyeke Berfê), der in die winterliche Landschaft von Trabzon eintaucht. Zwei Schüler, Miase und Adar, treffen sich zufällig an einer Bushaltestelle und verlieben sich ineinander. Um möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen, schwänzen sie die Schule und erleben Liebe und Leidenschaft in nur 31 Tagen, bis in der Silvesternacht Adar spurlos verschwindet. Miase begibt sich nach Dersim, um ihn zu suchen. (Sa 31.05. 20:00, HP8)
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Unverhofft aktuell zeigt sich das mit einem halben Jahr im Voraus festgelegte Programm im Filmmuseum München. Bei den iranischen Klassikern, die am Freitag, 30.05., mit Ebrahim Golestans Lehmziegel und Spiegel (1964) beginnen und bis zum 22.06. gehen, ist zuallererst an einen Namen zu denken, der im Programm des Filmmuseum München leider nicht auftaucht, sich aber alle Meriten verdient hat, zuletzt die Goldene Palme von Cannes: Jafar Panahi. Panahi ist, weil zu jung, bei den Klassikern natürlich nicht dabei. Dafür aber: Ebrahim Golestan, Shorab Sharid Saless, der beim letzten Filmfest München eine Retrospektive hatte, und der leider auch schon gestorbene Abbas Kiarostiami mit Close-up, ein Film, der die iranische Nouvelle Vague international losgestoßen hat, und, ebenfalls ein Klassiker: Bahram Beyzaie mit Die Reisenden.