07.12.2023

Grenzen überschreiten

Final forever
Final Forever von Tess Quatri: Die Leidenschaft eines älteren Paars
(Foto: Filmschoolfest | Tess Quatri)

Junge Filmschaffende visualisieren auf innovative Art Liebe und Sexualität beim 42. Filmschoolfest München

Von Jakob Gerstmayr

Das Film­school­fest in München bot eine eindrucks­volle Bühne der Krea­ti­vität, auf der junge Film­schaf­fende aus aller Welt ihre visi­onären Werke präsen­tierten. Dieses Fest verwan­delte sich in einen bunten Treff­punkt von unter­schied­li­chen Kulturen, in dem jedes Werk seine eigene, einzig­ar­tige Geschichte erzählte. Es war eine wahre Feier der filmi­schen Vielfalt, die frische und aufre­gende Perspek­tiven auf altbe­kannte und noch unent­deckte Themen warf. Ein Thema, das besonders hervor­stach, war die Perspek­tive auf moderne Formen von Sexua­lität, Liebe und Zurück­wei­sung. Vier Filme haben dieses Thema auf ganz eigene Weise und mit unter­schied­li­cher Tonalität bear­beitet.

Super­du­per­me­ga­gi­gasingle, Final Forever, Poisoned Well und Of Kisses and Crapes entfal­teten dieses Thema in facet­ten­rei­chen Farben und Tönen. Jeder Film war ein tiefer Einblick in die viel­schich­tigen und oft uner­forschten Aspekte mensch­li­cher Bezie­hungen und den Blick­winkel der jungen Film­schaf­fenden auf diese Lebens­welten.

In ihrer Gesamt­heit zeigen diese Filme, wie junge Kreative Sexua­lität und Liebe jenseits tradi­tio­neller Grenzen und Stereo­typen erfor­schen. Sie widmen sich komplexen und oft vernach­läs­sigten Themen wie der Angst vor Intimität, der Liebe im Alter, den Heraus­for­de­rungen und Ausgren­zungen der LGBTQ+ Gemein­schaft sowie der oft tabui­sierten Sexua­lität von Menschen mit körper­li­chen Behin­de­rungen. Diese Themen werden mit einer Offenheit und Sensi­bi­lität behandelt, die in der etablierten Film­in­dus­trie selten zu finden ist. Die Filme bieten Einblicke in die viel­fäl­tigen Erfah­rungen und Emotionen, die mit Liebe und Sexua­lität verbunden sind. Sie stellen gängige Normen in Frage und eröffnen neue Perspek­tiven auf mensch­liche Bezie­hungen.

So wird etwa in Super­du­per­me­ga­gi­gasingle subtil die Unsi­cher­heit junger Erwach­sener thema­ti­siert, während Final Forever die andau­ernde Leiden­schaft eines älteren Paares beleuchtet. Poisoned Well konfron­tiert die Zuschauer mit der harten Realität der Ausgren­zung in der LGBTQ+ Gemein­schaft und zeigt durch seinen doku­men­ta­ri­schen Stil die unge­schönte Wahrheit von Homo­phobie in der slowa­ki­schen Gesell­schaft. Of Kisses and Crapes öffnet die Augen für die sexuellen Bedürf­nisse und Heraus­for­de­rungen von Menschen mit Behin­de­rungen und zeigt eine einfühl­same Erkundung dieser Bezie­hungen.

Zusammen genommen zeigen diese Werke, wie junge Film­schaf­fende tradi­tio­nelle Vorstel­lungen von Liebe und Sexua­lität aufbre­chen und neue Wege beschreiten. Sie illus­trieren die Wich­tig­keit, viel­fäl­tige und authen­ti­sche Geschichten zu erzählen, die verschie­dene Aspekte mensch­li­cher Erfah­rungen beleuchten und ein tieferes Vers­tändnis für die Komple­xität mensch­li­cher Bezie­hungen fördern. Das Film­school­fest hat somit nicht nur eine Plattform für inno­va­tive Filmkunst geboten, sondern auch einen wert­vollen Beitrag zur Diskus­sion um Sexua­lität und Liebe in der modernen Gesell­schaft geleistet. Die unter­schied­li­chen Ansätze und Tona­li­täten der Filme spie­gelten die Vielfalt und Komple­xität der Themen wider. Von humorvoll und leicht bis zu tief­gründig und ernst – die Filme boten ein breites Spektrum an Emotionen und Perspek­tiven. Diese Vielfalt unter­strich das Talent und die Krea­ti­vität der jungen Film­schaf­fenden und ihre Fähigkeit, wichtige gesell­schaft­liche Themen auf viel­sei­tige und packende Weise zu vermit­teln. Ihre Arbeiten trugen wesent­lich dazu bei, ein authen­ti­sches und nuan­cen­rei­ches Bild von verschie­denen Lebens­welten zu zeichnen.

Die Filme des Film­school­festes in München waren somit nicht nur Ausdruck von künst­le­ri­schen Visionen, sondern auch ein lebhafter Ausdruck der sich wandelnden Dynamik in der jungen Gene­ra­tion und dem gesell­schaft­li­chen Diskurs. Durch die viel­fäl­tigen Erzäh­lungen und Stil­mittel dieser Filme wurden die Zuschauer einge­laden, die Welt durch unter­schied­liche Blick­winkel zu betrachten und sich mit Themen ausein­an­der­zu­setzen, die oft im Schatten der Main­stream-Kultur stehen. Das Fest wurde dadurch zu einem leuch­tenden Beispiel dafür, wie Film als Medium genutzt werden kann, um Empathie, Vers­tändnis und Bewusst­sein zu fördern.