14.10.2021

Kreuz&Queer: Gendern für Fortgeschrittene

La nuit des rois
VI QFFM meets X AFT: La nuit des rois
(Foto: 6. QFFM)

Am 13. Oktober ist es soweit! Das QUEER FILM FESTIVAL MÜNCHEN geht in die sechste Runde. Und das ist gut so.

Von Felicitas Hübner

In diesen Zeiten der gewal­tigen Gender­dis­kus­sionen wissen natürlich ALLE, für was »LGBTQIA*« steht. Wer es nicht hören wollte, kann es jetzt lesen: Lesbian Gay Bisexual Trans Queer Inter Asexual *Gender­stern­chen
Die regen­bogen- und zuweilen quietsch­bunte Community beher­bergt also alle Menschen, die vom hete­ro­nor­ma­tiven Main­stream und dem dualen Frau-Mann-Konzept abweichen und selbst­be­stimmt und unkom­men­tiert leben und lieben wollen.

Unter dem Begriff der Toleranz und #loveislove hat die queere Community an Sicht­bar­keit gewonnen. Queerness ist aber nicht einfach eine Besetzung des bürger­li­chen Konzepts der Liebe mit neuem Personal. Queerness ist politisch. Sie über­schreitet die Grenze zwischen erlaubt und unerlaubt und unter­mi­niert Vorstel­lungen des Konven­tio­nellen. Die Filme des 6. QFFM erzählen genau das: Sie zeigen diverse Formen von Begehren und Liebe, zum Beispiel in Rebel Dykes, der von lesbi­schem, trans­po­si­tivem Punk­wi­der­stand im London der 1980er-Jahre erzählt. Der Film begleitet doku­men­ta­risch eine Gruppe von Lesben, die Teil der UK Post Punk Dyke Culture war: Sie setzten sich für sexuelle Freiheit und Selbst­be­stim­mung ein – abge­bildet in einer wunder­baren Kombi­na­tion aus kreativen und klugen Anima­tionen, Archiv­ma­te­rial und Inter­views mit denen, die damals dabei waren. Der Film Shiva Baby handelt von einer bise­xu­ellen Jüdin in New York. In Passion geht es um BDSM, Sexua­lität und Religion. Die Festi­val­ma­cher*innen suchen nach neuen Formen des Zusam­men­le­bens, zum Beispiel Schwes­tern­schaft im utopi­schen Musik­video Ladies und im Spielfilm Shirley, der sich inspi­riert von der Autorin Shirley Jackson damit ausein­an­der­setzt, wie sich die Dynamiken verschieben, als ein zweites Paar zu ihr und ihrem Mann zieht. Die Grenzen zwischen Kunst und Leben werden verwischt. Nicht zuletzt geht es aber auch um Identität, zum Beispiel im Film Valentina, in dem eine jugend­liche trans-Person für ihre Rechte kämpft. Sie machen so eine andere Welt denkbar und viel­leicht für die einen oder anderen zugäng­lich.

#Diver­si­ty­OnScreen! Das Programm des 6. Queer Film Festival München zeigt genreü­ber­grei­fend diverse Formen von Identität, Liebe und Begehren, über­schreitet Grenzen zwischen gesell­schaft­lich erlaubt und unerlaubt und unter­mi­niert so Vorstel­lungen des Konven­tio­nellen. Im Eröff­nungs­film STOP-ZEMLIA wird eine erfri­schend unkon­ven­tio­nelle Coming of Age-Geschichte erzählt, die das klischee­freie Bild einer ukrai­ni­schen Jugend zeichnet, die sich selbst finden muss. Schließen wird das dies­jäh­rige Festival mit Große Freiheit, in dem Sebastian Meise aufzeigt, wie Gesetze von Gesell­schaft und Staat Menschen auf indi­vi­du­eller Ebene zerstören und Leben unmöglich machen.

Das Festi­val­pro­gramm ist akti­vis­tisch. Das Festi­val­team kämpft für queere Reprä­sen­ta­tion jenseits stereo­typer Vermark­tung und für inter­sek­tio­nale Perspek­tiven. Deshalb heben sie auch besonders das queere Kurz­film­pro­gramm des Berliner Kollek­tivs Queer Asia hervor.

Neben einem inter­sek­tio­nalen Film­pro­gramm gibt es ein Rahmen­pro­gramm mit tollen Gäst*innen, Film­ge­sprächen und Panels. Den Start machte bereits einen Tag vor offi­zi­ellem Festi­val­be­ginn, am 12. Oktober, die ACTOUT PODIUMSDISKUSSION. Im Harry Klein wurde disku­tiert, wie Film­rollen richtig besetzt werden können und was sich in der Film­branche ändern muss, damit Rollen vorur­teils­frei besetzt werden.

QFFM goes TV! Bereits im dritten Jahr bietet das QFFM einen spezi­ellen SERIEN-SLOT an – diesmal mit It’s a Sin sowie insgesamt drei Kurz­film­pro­grammen – eines davon kuratiert vom Berliner Kollektiv Queer Asia, in dessen Anschluss es eine Podi­ums­dis­kus­sion geben wird. Ebenso gibt es wieder eine geson­derte Spät­schiene, die im Schwer­punkt Filme aus dem Horror- und Fanta­sy­genre präsen­tiert.

Wie jedes Jahr wird das City Kino in der Sonnen­straße zum Zentrum des Festivals – mit Ausnahme des Eröff­nungs­abends, der in diesem Jahr im Kristelli Theater, in der Schwere-Reiter-Straße 15, statt­finden wird. Gezeigt werden fesselnde Langfilme, diverse Kurzfilme, doku­men­ta­ri­sche Einblicke sowie High­lights des queeren Horror- und Fanta­sy­kinos!

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Aktuelle Infor­ma­tionen und Updates zum Rahmen­pro­gramm und zum Festival gibt es auf Social Media und auf der Festi­val­web­site.
Für das inter­es­sierte Publikum außerhalb Münchens und für dieje­nigen, die queeres Kino lieber auf dem Sofa genießen, gibt es einen Online-Festi­val­pass, mit dem ausge­wählte Filme von zu Hause aus ange­schaut werden können.