USA 2002 · 142 min. · FSK: ab 12 Regie: George Lucas Drehbuch: George Lucas, Jonathan Hales Kamera: David Tattersall Darsteller: Ewan McGregor, Natalie Portman, Hayden Christensen, Christopher Lee u.a. |
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Die Schwerter glühen wieder... |
Initiation und Liebe, Macht und (Selbst-)Disziplin, dies vor dem Hintergrund einer interstellaren politischen Intrige, dem nachgeholter Auftakt zu jenem »Krieg der Sterne«, der bereits seit 1977 auf den Kinoleinwänden folgt – universale Themen sind es, die diesen Film bestimmen; wie im technischen ist auch der filmische Anspruch dieser Weltraumsaga bei allem Wunsch zu unterhalten, so groß wie möglich. Nun also Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger, bei dem wieder George Lucas selbst für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet.
Star Wars ist kein Film, sondern ein Phänomen. Was vor 25 Jahren als Märchenabenteuer jugendlicher Filmemacher begann, verlor bereits mit seinem dritten, 1983 erschienenen Teil viel vom Zauber des Anfangs, hatte sich zu einem Ereignis entwickelt, das die Filmgeschichte verändern sollte. Der kommerziell erfolgreichste Film seiner Zeit setzte auch neue Maßstäbe des Marketing und der Tricktechnik, deren Folgen das Hollywoodkino bis heute prägen. In gewissem Sinn sind diese Filme vor allem als überdimensionierte Werbespots für Spielzeugfiguren und andere Produkte zu verstehen. Damit dies aber wirklich gelingt, muss zugleich auch auf der Leinwand gute Unterhaltung und Niveau geboten werden, muss es ein guter Film werden.
Wie schon Episode I vor zwei Jahren erzählt Der Angriff Der Klonkrieger die Vorgeschichte der ursprünglichen Trilogie. Den einst von Alec Guiness gespielten greisen Jedi-Ritter »Obi Wan Kenobi« verkörpert Ewan McGregor als jugendlichen Helden. Mehr als in – der zehn Jahre früher angesiedelten – Episode Idarf er dies hier wirklich sein, und kämpfen, Feinde verfolgen, das Böse bezwingen. Nicht nur weil McGregor allen, auch Natalie Portman, Christopher Lee (hier beide ebenfalls in schönen Auftritten zu sehen) oder Samuel L. Jackson als Schauspieler die Schau stiehlt, gehören seine Szenen zu den besten des Films. Mit einer Intensität, die man sonst vermißt, bilden sie das Zentrum eines Films, der in seinen besten Momenten an Das Imperium schlägt zurück erinnert. Wie dort teilt sich auch hier die Handlung in Hauptgeschichten, die parallel zueinander erzählt werden: Obi Wans Versuch, die Verschwörung gegen die Sternen-Konföderation aufzuklären, und die Reise seines Schülers Annakin (Hayden Christensen), der als kleiner Junge in Episode I die Welt rettete. Er muss die schöne Prinzessin Padmé (Portman) schützen, eine Schlüsselfigur der politischen Intrigen, deren Leben durch die im Verborgenen agierenden Bösen bedroht ist. Dieser Annakin, der eigentlich sein Held sein sollte, ist die schlimmste, dümmste, peinlichste Figur des Films. Wer die Star Trek-Fortsetzung kennt, wird sich an Wesley erinnern, den kosmischen Nerd. Annakin, der jungfrauengezeugte künftige Darth Vader ist ein pubertierender Langweiler, mit dem sich wohl auch die wenigsten Teenies identifizieren dürften. Das Böse als gefallener Engel, gescheiterter Mönch, überdies als ein rasend gewordenes Muttersöhnchen. Er ist der wahre Klon dieses Films. Nebenbei bekommt man Gendertheorie a la Lucas geboten: Die Frauen sind schuld, wenn Jungs vom rechten Pfad abkommen, zuviel Mutter, zu früh(reif) die Freundin.
Die Story selbst ist auch diesmal dünn. Überraschend langatmig rollt die Erzählung an, es wird viel geredet, dauert aber eine gute halbe Stunde bis zur ersten Action-Szene – die aber doch der Grund ist, warum man solche Filme sehen möchte. Eine Stunde lang wird gelabert und gelabert und gelabert und gelabert – und nicht eine Zeile lohnt die Erinnerung, nicht ein Satz hat das Potential zur zukünftigen Pop-Referenz a la »Die Macht sei mit Dir!« Erst danach kommt der Film allmählich in Fahrt, mündet schließlich in einen großen Showdown. Doch über zweieinhalb Stunden stockt der Schwung immer wieder, es fehlt an einer hier nötigen intelligenteren Dramaturgie, Szene reiht sich an Szene ohne echte Höhepunkte. Dafür kann auch die keusche Liebesgeschichte zwischen Padmé und Annakin nicht entschädigen, die pubertär-verklemmt und in erlesen kitschigen Kulissen – grüne Wiese, blauer See, Blumenmeer – als Tagtraum des kollektiven Unterbewußten daherkommt. Auch in der Inszenierung merkt man, dass Lucas ein eher schwacher Regisseur und Autor ist, dem zu wenig einfällt, um den selbstgesetzten Ansprüchen – etwas Einmaliges, zumindest Besonderes zu schaffen und nicht nur Durchschnittsware – gerecht werden kann.
Was den Besuch hingegen wirklich lohnt, ist das Bilddesign. Zwar fehlt es den digitalen Bildern an Tiefe und klarheit. Gavin Bouquet gestaltete atemberaubende Landschaften, Kulissen und Weltraumstädte – vor allem die Hauptstadt des Planeten Naboo, in deren Straßen unter anderem eine wahnwitzige Verfolgungsjagd stattfindet, erscheint als eine Mischung aus den Hochhauskulissen von Metropolis, Blade Runner und The Fifth Element. Auch sonst ist das Setting bezaubernder und erheblich einfallsreicher als in Episode I – hier bekommt Der Angriff Der Klonkrieger genau jene Poesie, die man insgesamt vermißt. Denn im Ganzen hat Star Wars längst seine Unschuld verloren. Es ist zu klug, zu bewußt, zu sehr bemüht, es allen im Publikum recht zu machen. Ein Märchen wie einst aber wird es nie wieder sein.