USA 2002 · 95 min. · FSK: ab 12 Regie: Tom Dey Drehbuch: Keith Sharon, Alfred Gough, Miles Millar Kamera: Thomas Kloss Darsteller: Robert De Niro, Eddie Murphy, Rene Russo, Pedro Damián u.a. |
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Bitte lächeln – De Niro und Murphy |
Nachdem bei der letzten Oscar-Verleihung erstmalig beide Hauptdarstellerpreise sowie ein Ehren-Oscar an schwarze Schauspieler (Halle Berry, Denzel Washington und Sidney Poitier) vergeben wurden, entbrannte umgehend die Diskussion darüber, ob die Filmindustrie damit endlich ihre Vorbehalte gegenüber Minderheiten überwunden hat oder ob diese Preise nicht doch nur wieder ein gefälliges Lippenbekenntnis Hollywoods im Sinne der Political Correctness waren.
Vor allem der gewohnt unbequeme Spike Lee erklärte, dass es mit diesen Oscars noch lange nicht getan sei. Um die bestehenden Benachteiligungen wirklich zu beenden, müsse es mehr schwarze Produzenten geben, so forderte er.
Dass dies nicht das einzige Fehlerverhalten der Filmindustrie gegenüber den Afroamerikanern ist, zeigte Lee in seinem letzten Film Bamboozled, der gnadenlos die
stereotype Darstellung der Schwarzen in den Medien kritisierte. It´s Showtime hieß Lees Film hierzulande, bei dem manchen der Eindruck beschleichen mochte, dass er mit seiner Kritik etwas über das Ziel hinaus schoss.
»It’s Showtime« verkündet nun auch der großmäulige, publikumsgeile und nicht besonders clevere Polizist Trey Sellars (Eddie Murphy) das Motto der gleichnamigen Reality Show,
in der er gemeinsam mit dem mürrischen Cop Mitch Preston (Robert De Niro) auf Verbrecherjagd geht. Zu sehen ist dies im ebenfalls Showtime betitelten neuen Film von Tom Dey und mehr als einmal muss man während des Zusehens an Spike Lees Film und an das, was er darin kritisierte, denken.
Natürlich würden die Macher von Showtime den Vorwurf der klischeehaften Figurenzeichnung weit von sich weisen und erklären, dass gerade sie diese Problematik aufgreifen und sich darüber lustig machen, etwa wenn die Fernsehproduzentin Chase Renzi (durchgehend nervtötenden gespielt von Renee Russo) vorschlägt, dem mürrischen, weißen Preston einen »lustigen Partner aus einer Minderheit« zur Seite zu stellen. Das parodiert durchaus die in Hollywood gängige
Praxis des (vorwiegend spaßigen) »Quoten-Schwarzen« an der Seite des ernsten Weißen, doch endet damit auch schon die leise Kritik und fortan darf Eddie Murphy (weitgehend ironiefrei) alle Stereotypen bedienen, die man von der Rolle des schwarzen Sidekicks erwartet.
Die Macher von Showtime erliegen dabei der irrigen Annahme, dass man einen Fehler, den man ironisch anprangert, nicht auch gleichzeitig selber begehen kann.
Ähnlich verhält es sich mit den anderen Objekten des Spotts, auf die Showtime abzielt. Wird sich auch über Buddy-Movies, das Genre des Polizeifilms oder Reality Shows lustig gemacht, so verfällt der Film doch mehr und mehr in deren Gesetzmäßigkeiten und Klischees.
Ganz mau wird es, wenn sich Showtime auf Filme wie z. B. Zwei stahlharte Profis
– Lethal Weapon bezieht. Diese Filme waren bereits Parodien auf den klassischen Polizeifilm, weshalb hier versucht wird, eine Parodie zu parodieren – und das hat eigentlich noch nie richtig funktioniert.
Gerahmt wird all das von einer vorhersehbaren Handlung, die kaum Höhepunkte bietet und die die wenigen, tatsächlich witzigen Momente entweder mit vollkommen planlosen Actionszenen oder end- und sinnlosem Gequassel (die deutsche Übersetzung davon ist vermutlich noch schlimmer) erschlägt.
Schlussendlich fehlt dem Film einfach der Mut, wirklich gegen einige filmische Konventionen zu verstoßen, um so zu einer bissigen Satire zu werden.
Den anderen Weg, hin zum typischen
Popcornkino à la Rush Hour, versperrt sich Showtime durch sein bemühtes Streben nach Anspruch selbst.
Auch die Kombination von Eddie Murphy und Robert De Niro, die gerade den Reiz des Films ausmachen sollte, erweist sich oft als Fehler.
Murphy zeigt hier den selben hektischen Klamauk, der ihn in den 80ern mit Beverly Hills Cop berühmt gemacht hat. Diese Art von Humor ist laut, nervös und explizit.
De Niro dagegen ist ein ziemlich schlechter Komiker, kann aber enorm komisch sein, wenn ihn eine gute Regie dazu bringt, seinen gewohnten Rollentypus subtil zu
untergraben. Die Macher von Showtime dagegen wollen (so wie es die Produzenten der Fernsehshow mit dem Cop Preston versuchen) De Niro als Faxenmacher zeigen. Da dies nicht wirklich gelingt, passt auch die Symmetrie zwischen Murphy und De Niro nicht (man vergleiche im Gegensatz dazu De Niro zusammen mit Bill Murray in Mad Dog And Glory), und viele Witze laufen ins Leere.
Der oben erwähnte Sidney Poitier hatte einen seiner größten Erfolge 1967 mit dem Klassiker In der Hitze der Nacht. Als FBI Agent Virgil Tibbs ist er durch einen Zufall gezwungen, im rassistischen Süden der USA, zusammen mit dem engstirnigen Chief Gillespie (Rod Steiger) gemeinsam einen Mordfall aufzuklären. Zwei vollkommen verschiedene Welten treffen da aufeinander, doch im Laufe der Ermittlungen überwinden die beiden ungleichen Polizisten ihr (wortwörtliches) Schwarz-Weiß-Denken.
Wagt man nun den (sicher nicht ganz fairen) Vergleich zwischen diesem Film und Showtime, so gelangt man zu zwei bedrückenden Einsichten:
Hollywood hat offensichtlich in den letzten 35 Jahren immer noch kein besseres Erfolgsrezept gefunden, als zwei möglichst verschiedene Charaktere in eine ungewöhnliche Situation zusammenzuzwingen und die daraus entstehenden Probleme lustig, spannend, dramatisch oder wie auch immer aufzubereiten.
Und heute
scheinen Klischees und Stereotypen nicht mehr als etwas Schlechtes zu gelten, sofern man sich ihrer nur bewusst ist und sie offen ausspielt.