USA 2001 · 82 min. · FSK: ab 16 Regie: Keenen Ivory Wayans Drehbuch: Shawn Wayans, Marlon Wayans, Alyson Fouse Kamera: Steven Bernstein Darsteller: Marlon Wayans, Anna Faris, Regina Hall, Shawn Wayans u.a. |
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very scary – very funny |
»Befrei mich von diesem Dämon!« – ein priesterlicher Teufelsaustreiber steigt die Treppen hoch, ein besessenes junges Mädchen rollt mit den Augen und spuckt höllische Säfte... Ganz am Anfang von Scary Movie 2 steht eine Parodie von William Friedkins Welterfolg The Exorcist. James Woods als Priester steht mit würdiger Ironie im Zentrum eines Wirbels von analen Scherzen, deren Pointen in Obszönitäten und literweise Kot und grünen Schleim münden – ein fünfminütiger Vorspann, der zwar denkbar derb und unsubtil angelegt ist, aber immerhin als Filmreferenz beim Zuschauer noch ein Lächeln erzeugt.
Verweise dieser Art waren das Erfolgsrezept, mit dem Keenen Ivory Wayans' Scary Movie zum Überraschungshit des Filmjahrs 2000 wurde. Der ganze Film war ein einziges Zitat, basierend auf dem Erfolg von Wes Cravens Scream und der ihm nachfolgenden Welle von Teenie-Slasher-Horror-Komödien, die mit dem vor allem jugendlichen Multiplexpublikum ihr mal recht gut, mal weniger geglücktes Spiel mit der Angst trieben. Scary Movie wollte wiederum zu dieser Mode die Farce bieten. Stilistisch glückte das zwar nur halb, weil vor allem die Scream-Trilogie Zitate, Selbstironisierung, die Reflexion der Reflexion schon eingebaut hat, und sich die Verweisschraube eben nicht so mir nichts dir nichts eine Stufe weiter drehen lässt. Doch als Scream-Parodie war das noch erträglich, und der auch für die Macher überraschende Kassenerfolg tat ein Übriges, nun auch hier ein Sequel folgen zu lassen.
Wayans' Scary Movie 2 illustriert nun aufs Beste, wie sich das Bescheidwissertum totläuft, und die Ironie ohne Referenzebene – also einen ernsten Gegenstand, etwas, das ironisiert wird – implodieren muss. Am Anfang, auch nach dem beschriebenen Auftakt, scheint es noch zu gehen: Die Steadycam schwenkt großzügig – »wie in Scream« – über den High-School-Pausenhof, und ein paar Schüler unterhalten sich über ihren Psychologiekurs: »Was haben wir diesmal?« – »Wachträume«. Der Professor ist sogleich als bös-wahnsinnig identifizierbar. Ihn spielt Tim Curry – der erste, sozusagen fleischgewordene von mehreren Verweisen auf die Rocky Horror Picture Show, von deren Humor Scary Movie 2 allerdings weit entfernt bleibt.
Im Folgenden erzählt der Film von einer Gruppe von Psychologie-Studenten, die sich für ein Wochenendseminar in einem geheimnisvollen Haus befinden. Statt einer echten Handlung bietet der Film eine lose zusammengehaltene Abfolge von meist recht geschmacklosen Gags, die Körperflüssigkeiten aller Art über die Leinwand gießen und bevorzugt mit vermeintlicher »Political Correctness« brechend, rassistische, behindertenfeindliche oder sexuell diskriminierende Pointen haben. Bei allem Verständnis für den Charme des Tabubruchs, mag man kaum glauben, dass dieser so schlicht auch jenseits der puritanischen Verhältnisse des »Middle America« noch funktionieren könnte – vor allem nicht über die Länge von 90 Minuten. Auch wer Scherze dieser Art mag, dürfte von ihrer Flachheit enttäuscht sein.
Einzig interessant an diesem Film ist, dass er eine gewisse neue Tendenz im Mainstream-Film sichtbar macht: In Thrillern werden schon länger Suspense und Horror durch eine Art »Ekel-Ästhetik« abgelöst. Der begegnet man – nach zarten Ansätzen in den Filmen der Farelli-Brüder – nun zunehmend auch in Filmen, die wie Scary Movie 2 allein für den Mainstream designed wurden.