Deutschland 2009 · 104 min. · FSK: ab 6 Regie: Detlev Buck Drehbuch: Ruth Toma Kamera: Jana Marsik Darsteller: David Kross, Apinya Sakuljaroensuk, Stefan Konarske, Jens Harzer, Anne Müller u.a. |
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Wenn Sextourismus Liebe wird |
Schön anzusehen ist dieser Film immer. Die Bilder sind ruhig, der Schnitt dynamisch, aber nicht so, dass es stört, die ist Musik angenehm. Erzählt wird von zwei Jungs aus Deutschland, die in Kambodscha Urlaub machen, als Rucksacktouristen. Sorglos reisen sie durch die Gegend, haben ihren Spaß. Es ist kein ziemlich geglücktes Portrait, das Detlev Buck (Wir können auch anders, Männerpension) in seinem ersten im Ausland gedrehten Film hier präsentiert, ein Portrait des neuen Kolonialismus mit Namen Ferntourismus in all seiner Oberflächlichkeit, in all der Sorglosigkeit jugendlicher Menschen, die im Vergleich zur Bevölkerung unermesslich reich sind und entsprechend all das bekommen, was sie haben möchten, sofort, hier und jetzt.
Dazu gehören auch die jungen Mädchen vor Ort. Und bis zu dem Moment, in dem Ben (sensibel gespielt von David Kross, der in Knallhart, Bucks vielleicht bestem Film entdeckt wurde, und dann mit Der Vorleser an der Seite von Kate Winslet weltberühmt wurde) die junge Sreykeo (Apinya Sakuljaroensuk) trifft, erweckt Same Same But Different fast den Eindruck, als ob es sich die Sextourismus-Perspektive seiner Figuren zu eigen macht. Doch die Begegnung mit Sreykeo löst etwas in Ben aus, und es ist dieser Moment, der zum entscheidenden des Films wird: Der Augenblick der Liebe. Auch als der Urlaub zuende ist, reist er immer wieder zu Sreykeo, telefoniert mit ihr, unterstützt sie und ihre Familie finanziell.
Das klingt so schön und leicht und unbeschwert, wie es anfängt, wird aber bald ernst und auch traurig. Denn Sreykeo arbeitet als Straßenmädchen. Und sie ist krank. Ihr Husten ist nicht nur einfach eine chronische Atemkrankheit, sondern Sreykeo hat Aids. So erzählt dieser Film auch von einer mehrfachen moralischen Konversion der Hauptfigur: Ben lernt in jeder Hinsicht, Verantwortung zu übernehmen: Als Reicher, der ein armes Mädchen aus der Dritten Welt nicht ihrem Schicksal überlässt. Als Liebender, der seine Vorurteile abschütteln muss, und lernt, das Richtige zu tun, und nicht das moralisch Bequeme.
»Nach einer wahren Geschichte« – das Echtheitsiegel rechtfertigt auch im Kino inzwischen vieles, wenn nicht alles. Und es dient auch zur zusätzlichen Rechtfertigung, zur Beglaubigung dieser märchenhaften Geschichte. Ihr zugrunde liegen die Erlebnisse von Benjamin Prüfer, der 2006 in der Illustrierten »Neon« über seine Freundin, damals 23-Jährige Kambodschanerin Sreykeo geschrieben hatte. Aus der Liebesgeschichte ist inzwischen das Buch »Wohin du auch gehst« geworden.
Doch wenn das alles auch so gewesen sein mag, muss es der Zuschauer doch einfach hinnehmen, dem Film jedenfalls gelingt es nicht immer, das Handeln von Ben verständlich zu machen. Wie die plötzliche Wandlung Bens wirkt auch manches andere plakativ und aufgesetzt.
In seinen Bildern gelingt es dem Film allerdings immer wieder, die Wirklichkeit in Kambodscha auch in ihren unangenehmen Seiten einzufangen. Der Film allerdings ist ein wenig zu angenehm, um wahr zu sein, und strahlt
insgesamt doch auch neben aller Schönheit, die er dem Elend gibt, Glätte und mehr als einen Hauch moralischer Wellness aus.
Same Same But Different beeindruckt nicht von der Story her, aber als starke Leistung des Regisseurs Detlev Buck, der einmal mehr beweist, dass er zu den besten, interessantesten, vor allem auch vielfältigsten Regisseuren der Bundesrepublik gehört.