USA 2025 · 106 min. · FSK: ab 12 Regie: Jay Roach Drehbuch: Tony McNamara Kamera: Florian Hoffmeister Darsteller: Benedict Cumberbatch, Olivia Colman, Allison Janney, Andy Samberg, Ncuti Gatwa u.a. |
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Therapie ohne Katharsis... | ||
(Foto: Disney) |
»Whoa, it’s hard to tell, it’s hard to tell
When all your love’s in vain.«
– Love in Vain, The Rolling Stones (Ein „Remake“ des Robert Johnson Originals aus dem Jahr 1937.)
Liebe altert schlecht. Im wirklichen Leben wie auch in Literatur und Film. Was vor 36 Jahren noch eine aufregend groteske Aufarbeitung ehelicher Verhältnisse war, sieht sich heute nur noch verschmockt grotesk an. Ein wenig trifft das auch auf einen der großen Komödienklassiker des amerikanischen Films zu, Danny DeVitos Der Rosenkrieg aus dem Jahr 1898 nach dem gleichnamigen Roman von Warren Adler, in dem ein Scheidungsanwalt (Danny DeVito) süffisant die 20-jährige Eheleidensgeschichte des Ehepaars Oliver Rose (Michael Douglas) und Barbara Rose (Kathleen Turner) erzählt, um den Zuschauer eindringlich davor zu warnen, sich jemals in den Ehestand zu begeben. Allein wegen Douglas und Turner lohnt sich der Film noch immer und auch das Timing der Slapstick-Szenen ist vom Feinsten. Doch sieht man sich die Gender- und Arbeitsverhältnisse an, die hier vorgeführt würden, kommt einen dann doch der Gedanke, dass die Geschichte eine Frischzellenkur braucht.
Jay Roach, der sich bereits durch komödiantische Beziehungswirrungsklassiker wie Meine Braut, ihr Vater und ich (2000), aber auch düsteres politisches Kino wie Trumbo (2015) und Bombshell – Das Ende des Schweigens (2019) ausgezeichnet hat, hat sich mit seinem Drehbuchautor Tony McNamara dieser Frischzellenkur angenommen. Und ohne zu viel zu sagen: Es hat dem Stoff gut getan.
Denn McNamara hat sich nicht einfach nur bei der Buchvorlage bedient, sondern referenziert auch liebevoll die filmische Umsetzung aus dem Jahr 1998 und schafft gleichzeitig einen ganz neuen Film. Statt zwanzig Jahre Ehe- und Familienleben wie im Original zu erzählen, fokussiert das Remake mehr auf dem so unheilvollen wie unmerklichen Prozess, wie aus Liebe Leben und dann irgendwann Verachtung und Hass wird. Das ist in vielen Momenten weniger die groteske Komödie, die Danny DeVito vor 36 Jahren angelegt hat, sondern vielmehr August Strindberg in seinen düstersten Momenten.
Um das zu erreichen, überführen Roach und McNamara die Geschichte in unsere Gegenwart und entreißen sie dem amerikanischen Original, denn mit Olivia Colman als Ivy Rose und Benedict Cumberbatch als Theo Rose führen Regisseur und Drehbuchautor spielerisch die globalisierte Welt in die Geschichte ein. Deshalb ist es eigentlich unbedingt empfehlenswert, sich das Original mit Untertiteln anzusehen, denn wie die beiden britischen Großschauspieler hier auf amerikanische Sprach- und Lebensrealität treffen – man denke nur an die großartige Szene bei der Paartherapeutin – ist allein schon und abseits der Ehegeschichte den Kinobesuch wert.
Und dann ist da natürlich trotzdem noch die Geschichte, die ebenfalls unserer Gegenwart angepasst wurde, ist es nämlich der in seinem Beruf gescheiterte Mann, der sich der Kindererziehung annimmt und dabei vor die Hunde geht und ist es die Frau, die hier mit ihrem Restaurant unerwartet großen Erfolgt hat. Doch allein das macht noch keine tiefgründige Tragikomödie aus. Aber auch hier überrascht der Film mit psychologischen Facetten, die in diesem Genre sonst eher rar sind. Denn Roach und McNamara zeichnen sehr fein nach, wie Entfremdung und schließlich Ehekrieg über die Kinder ausgetragen werden, wie Kinder instrumentalisiert werden, ohne es selbst zu merken. Und damit vom Beziehungsbindeglied zum Trennungsmotor werden und dabei dann selbst Schaden nehmen, weil sie intuitiv ihre eigene Schuld spüren.
Gleichzeitig zeigt Die Rosenschlacht aber auch mit feinem Gespür, dass es nie zu spät ist, dass selbst im schlammigsten Sumpfgelände negativer Beziehungsdynamik es wie bei zunehmender Demenz, es Momente des Erinnerns, der Klarheit gibt, in dem die Vergangenheit und die einstigen Gefühle wieder so spürbar wie zu Anfang sind und eine Umkehr möglich scheint. Diesem Gedanke ist dann auch das Ende geschuldet, das einerseits den Klassiker zitiert, gleichzeitig aber einen ganz anderen Weg geht. Und damit auch zeigt, dass dieser Film zwar einerseits die Komödie ist, als die er einst sowohl literarisch als auch in Danny DeVitos Adaption angelegt wurde, aber auch das volle Potential eines exzellenten Ehedramas hat und es über die brillanten Dialoge von McNamara, die souveräne Regie von Roach und das großartigen Schauspiel der Hauptdarsteller dann auch einlöst.