The Punisher

USA/D 2004 · 122 min. · FSK: ab 18
Regie: Jonathan Hensleigh
Drehbuch: ,
Kamera: Conrad W. Hall
Darsteller: Thomas Jane, John Travolta, Rebecca Romijn-Stamos, John Pinette u.a.
The Punisher in Aktion

»Sic vic pacem para bellum«

Frank Castle (gespielt von Thomas Jane), ehema­liger Navy Seal, arbeitet nun als Under­cover-Agent für das FBI. Doch auch dort hält es nicht lange. In seinem letzten Auftrag für die Bundes­behörde fädelt er einen Waffen­deal mit »Geschäfts­män­nern« aus Florida ein – die geplante Festnahme im Hafen aller­dings läuft nicht nach Plan: Nach einer kurzen Schießerei, welche auch den fingierten Tod Franks beinhaltet, ist einer der beiden Krimi­nellen tot. Zu dumm, dass gerade dieser einer der beiden Söhne Howard Saints (gespielt von John Travolta) – Tages­be­schäf­ti­gung Kapital-Über­ver­bre­cher – ist. Schnell bekommt der zutiefst entzürnte Don spitz, dass Frank gar nicht friedlich ruht, sondern zusammen mit seiner Familie den Umzug von Tampa nach London plant. Zuvor aller­dings findet sich der Fed zu einer Fami­li­en­zu­sam­men­kunft in der Karibik ein. John Travolta gibt nun auf Anraten seiner Ehefrau Livia (gespielt von Laura Harring) das tapfere Schnei­der­lein – sieben (oder mehr) auf einen Streich! Kurzer­hand radiert ein Hit Team die Familie aus, auch Frank wird – erneut totge­glaubt – im Wasser zurück­ge­lassen.

Doch Castle kehrt zurück – und beginnt einen mörde­ri­schen Rache­feldzug gegen Saint. Dabei greift der Punisher nicht auf physische Gewalt zurück, sondern bedient sich auch geschickt der psychi­schen Intrige: Er streut Miss­trauen zwischen den Eheleuten Saint. Uner­wartet erfährt Castle Zuspruch. Seine Haus­nach­barn – allesamt selbst gesell­schaft­liche Rand­fi­guren – stehen für ihn ein, auch wenn es hart auf hart kommt. Nach der finalen Konfron­ta­tion zwischen Castle und Saint endet jedoch keines­wegs der Weg des Punishers – viel mehr entschließt er sich, weiterhin für Gerech­tig­keit im urbanen Milieu zu sorgen.

The Punisher basiert auf einer Comi­cvor­lage aus dem Marvel-Universum. Dabei hat es Castle im tradi­tio­nellen Super­helden-Milieu nicht leicht: Schließ­lich verfügt er über keine gestei­gerten Kräfte oder Fähig­keiten – einzig sein enormer Hass, seine tiefe Verbit­te­rung scheinen ihn zu bemäch­tigen, Unmensch­li­ches zu erdulden und gleich­zeitig auszu­führen. Ob die Verfil­mung der Vorlage gerecht wird, soll in diesem Kritik­rahmen nicht erörtert werden, dazu fehlt dem Autor schlicht die Expertise.

Bereits 1989 erfuhr The Punisher eine Verfil­mung – damals spielte Video­the­ken­perle Dolph Lundgren den Rächer. Das Resultat war ein monotoner, lang­at­miger Action­film. Apropos Haupt­dar­steller, die Produ­zenten wollten ursprüng­lich Vin Diesel oder Hugh Jackman für die Rolle des Frank Castle verpflichten, aller­dings stellte sich nach Abschluss der über zwei Monate Drehzeit heraus, dass der mächtig auftrai­nierte Thomas Jane durchaus der Heraus­for­de­rung gewachsen war.

Das 33-Mio. Dollar Remake ist ein ambi­va­lentes Konstrukt. Inter­pre­tiert man The Punisher als Hollywood-Dutzend­ware kann man sich an den linearen Hand­lungs­strängen, den scha­blo­nen­haften Figuren (so scheint Travolta seine Rolle direkt aus Passwort: Swordfish re-impor­tiert zu haben) und den schnell geschnit­tenen Action­s­e­quenzen erfreuen bzw. stoßen. Inter­pre­tiert man hingegen den Streifen als zeit­genös­si­schen Ausdruck ameri­ka­ni­scher Politik, so zeichnen Zitate wie: »In certain...›extreme‹ situa­tions, the law is inade­quate. In order to shame its inade­quacy, it is necessary to act outside the law. To pursue... natural justice [...]This, is punish­ment.« ein wenig schmack­haftes Bild. Neocons wie John Ashcroft und Paul Wolfowitz würden sich vor Freude weinend in die Arme fallen, wenn sie das hörten, bietet es doch das perfekte Abbild der US-Außen­po­litik.

Auch verschenkt der Film die Möglich­keit, sich fundiert mit dem Phänomen RACHE und JUSTIZ ausein­ander zu setzen. Denn die Frage, ob der Rächer sich durch die Erfüllung der Rache nicht seine eigene Exis­tenz­be­rech­ti­gung und -möglich­keit entzieht, wird nur unzu­rei­chend beant­wortet, indem der Bestra­fende die Flucht nach vorne antritt. Nur eine Stei­ge­rung seiner Rache, falsch verstanden als zwei­fel­hafter Auftrag der Gesell­schaft, welche sich durch recht­staat­liche Mittel nicht mehr wehren kann, schenkt Castle Seelen­frieden. Die Polizei verküm­mert zu einem in ihrem Regelwerk verstrickten, unbe­weg­li­chen Apparat, der so gut wie keinen Hand­lungs­spiel­raum lässt. Das Gesetz muss ergo in die eigene Hand genommen werden. Schön, wenn es so einfach ist.