USA 2024 · 112 min. · FSK: ab 12 Regie: Ben Smallbone Drehbuch: Jeff Kirkham, Jason Ross, Ben Kasica Kamera: Matthew Rivera Darsteller: Dawn Olivieri, Kearran Giovanni, Bailey Chase, Neal McDonough u.a. |
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Was ist wichtiger? Zahlen oder Liebe? | ||
(Foto: Kinostar) |
Welche zwei Dinge haben das Jahr 2016 und 2025 gemeinsam? Dass sie in das Anfangsstadium einer Trump-Regierungszeit fielen, ist noch einfach zu erraten, doch in beiden Jahren schwappte auch eine kleine Welle evangelikaler Filme über Deutschland hinweg.
Waren es damals die gut gemachten Erbauungsfilme Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott und Himmelskind, war es dieses Jahr Bonhoeffer: Pastor. Spy. Assassin., der sogar mit deutscher Schauspielbeteiligung aufwarten konnte, und nun der ebenfalls von den Angel Studios und den beiden Mormonen-Brüdern Neal und Jeff Harmon produzierte Homestead, der sich anfänglich noch wie ein klassischer Blockbuster-Dystopie-Film ansieht. Nach einem terroristischen Anschlag mit einer Atombombe sind große Teile Kaliforniens verstrahlt. Menschen flüchten, Chaos breitet sich aus. Ein Stromausfall legt dann auch die Ostküste der USA lahm und jeder flieht, wohin er nur kann. Der Film folgt zwei Familien, eine wohlhabend, die andere eher nicht, die aber beide das gleiche Ziel haben, eine Wohnanlage in den Bergen mit dem Namen Homestead, die von dem Milliardär Ian Ross (Neal McDonough) unterhalten wird, der sich – ganz und gar Prepper – schon seit Jahren auf diesen Fall vorbereitet hat, aber natürlich nicht auf die zwischenmenschlichen Abgründe, die damit einhergehen.
Homestead ist der Pilotfilm zu einer Serie, die im vergangenen Dezember in den USA startete und sich zu großen Teilen auch so ansieht wie eine mit einem eher schmalen Budget produzierte Serie und stark gegen die eingangs erwähnten Filme aus dem Jahr 2016 abfällt. Die schauspielerischen Leistungen sind so durchschnittlich wie die Special Effects, aber das ist natürlich Nebensache, denn Homestead geht es explizit um die Botschaft. War die bei Bonhoeffer noch recht differenziert, wurde in Ansätzen immerhin versucht, auch Geschichtsschreibung für unsere Gegenwart zu betreiben, geht Homestead mit der Zukunft deutlich härter ins Gericht, als Bonhoeffer mit der Vergangenheit.
Nicht nur wird die über den Bürgermeister der nahen Stadt verkörperte Staatsgewalt als gemeingefährlich dargestellt, sondern auch die von Sicherheitsexperte Jeff (Bailey Chase) geleitete kleine Privatarmee, die Homestead schützt, als unersetzlich. Doch, und das ist dem Film zu Gute zu halten, werden auch hier interne Probleme in den Raum gestellt, so wie in jedem klassischen Western, in dem die Guten erst zueinander finden müssen, um am Ende gegen das Böse zu siegen. Denn die Hinzugekommenen wissen natürlich zu Anfang nicht, wo sie sich befinden, und über eine kleine, jugendliche Liebesgeschichte macht die Tochter des Hauses klar, dass es durchaus helfen kann, wenn man für den anderen betet. Und auch die Alteingesessenen haben ihre Probleme, muss selbst dem eingefleischten Prepper Ross durch seine Frau Jenna (Dawn Olivieri) deutlich gemacht werden, dass Gott größer ist als seine Berechnungen und dass man sich am Ende nicht nur für die Liebe entscheiden kann, sondern sogar muss, um alle Menschen zu retten.
Dieses Ringen um die Liebe (und den richtigen Glauben) nimmt dem Film zwar nicht seine Wut und Ignoranz auf alles, was staatlich ist, macht aber immerhin klar, dass das evangelikale Lager nicht ganz so homogen ist, wie es über das Wahlverhalten bezüglich Trump aufgetreten ist. Gleichzeitig wird deutlich, dass die evangelikale Blase auch in Deutschland weiter am Wachsen ist, denn es steht schon der nächste teuer synchronisierte Film der Angel Studios in den Startlöchern, Joshua Weigels Adoptionsdrama Sound of Hope.