USA/GB 1998 · 105 min. · FSK: ab 12 Regie: Bill Condon Drehbuch: Bill Condon Kamera: Stephen M. Katz Darsteller: Ian McKellen, Brendan Fraser, Lynn Redgrave, Lolita Davidovich u.a. |
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Gruppenbild mit Monster |
Als Gene Wilder in Mel Brooks Young Frankenstein seinen Assistenten losschickte, um ein Gehirn für seine Schöpfung zu besorgen, entscheidet sich Igor ausgerechnet für ein Organ, das in einem Glas mit der Aufschrift »Do not use this brain – abnormal« lagerte.
Wenn man den Film Gods And Monsters gesehen hat, könnte man glauben, dass sich auch der zynische Frankensteinschöpfer James Whale diesen Ratschlag immer dann zu eigen machte, wenn die »Abnormalitäten« seines Geistes einmal mehr mit dem täglichen Leben kollidierten. Beginnende bei der tristen Jugend des begabten Kindes im armen London über die psychischen Schäden des Krieges zu den kreativen Ausgeburten als Regisseur zu der »abnormen« Homosexualität und schließlich endend beim defekten Gehirn, das nach einem Schlaganfall mit Drogen betäubt werden muss, weil es sonst an 200 Dinge gleichzeitig denkt.
In ausgewählt stilvollen Bildern zeigt uns der Regisseur Bill Condon die letzten Wochen dieses außergewöhnlichen Menschen und dabei ist am Schluß kaum etwas so, wie es am Anfang schien. Als informative Biographie scheitert dieser Film grundlegend, denn er stiftet mehr Verwirrung als dass er Rätsel lösen würde, aber gerade das macht den Reiz dieser Reminiszenz aus.
Fragen werden in Gods And Monsters Dutzende aufgeworfen und für jede Frage zudem mindestens zwei Antworten präsentiert. Warum hörte Whale auf Filme zu machen? Wegen seiner Homosexualität, seiner körperlichen Schwäche, seiner Abneigung gegen Hollywood? Wie stand Whale nun wirklich zu seinen Frankenstein-Filmen die ihn einerseits wie ein Fluch verfolgten, ihm andererseits Anerkennung und Ruhm brachten? Waren diese Filme wirklich »nur« Komödien oder steckte in ihnen doch einiges von Whales eigenem Charakter? Geht es Whale im Film tatsächlich um etwas Sexuelles, wenn er sich mit dem Gärtner anfreundet oder versucht er sich nur ein weiteres Monster zu erschaffen, das ihn von seinen Schmerzen erlösen soll? Fragen über Fragen, von denen man keine einzige beantworten muss, um von diesem Film angetan zu sein.
Alleine die zentrale Freundschaft zwischen Whale und seinem Gärtner Clay Boone ändert ständig ihr Gesicht. Mal schwule Sehnsucht wie in Love And Death On Long Island, mal bizarr morbide Freundschaft, die an Harold And Maude erinnert und manchmal knapp am Buddy-Movie vorbei.
Die beiden wechseln
ständig die Vorherrschaft, die Abhängigkeit, die Ablehnung von- und zueinander, wodurch ein vielschichtiges Charakterbild entsteht, dass man in letzter Zeit vielleicht nur bei David Lynch' Straight Story so gesehen hat.
Wer sich dabei in Gods And Monsters die großen Hintergründe über Frankenstein, das alte Hollywood und die Universal Studios erhofft hat, wird ähnlich enttäuscht wie der junge Reporter im Film, der im wörtlichen Sinn sein letztes Hemd dafür hergibt, um alles über Frankenstein zu erfahren. Wer nach so etwas sucht, ist in Ed Wood von Tim Burton oder Targets von Peter Bogdanovich besser aufgehoben.
Neben der derart gelungenen Regie, dem geistreichen Drehbuch und dem (wie eigentlich immer) großartigen Ian McKellen als James Whale, sei vor allem auf zwei weitere Einzelleistungen hingewiesen.
Zum einen ist da die wunderbare Musik von Carter Burwell, der es auch so hervorragend versteht die Filme der Coen-Brüder musikalisch zu untermalen und da ist Lynn Redgrave, die in der Rolle der treusorgenden (und heimlich verliebten?) Haushälterin Hanna ihre ganz eigene Variation
von der »Bride of Frankenstein« findet.