Frankreich 2003 · 95 min. Regie: André Téchiné Drehbuch: Gilles Taurand, André Téchiné Kamera: Agnès Godard Darsteller: Emmanuelle Béart, Gaspard Ulliel, Grégoire Liprence-Ringuet, Clémance Meyer u.a. |
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Ein schöner Frühsommertag im Juni 1940. Eine Karawane von Autos, Lastwagen und Pferdekutschen zieht durch die ländliche Landschaft, beladen mit Frauen, Kindern, Hab und Gut. Paris steht vor der Kapitulation, der Exodus aus der Hauptstadt hat begonnen. Das Blau des wolkenlosen Himmels erweist sich als trügerisch: Messerschmitts fallen wie wütende Hornissen über die Flüchtlinge her, Kinder sacken getroffen in sich zusammen, Menschen werden durch die Luft geschleudert. Auch Odil sucht mit ihren Kindern Cathy und Philippe Schutz in der dürftigen Deckung der Straßenböschung. Aus dem Nichts taucht Yvan auf, ein verschlossener 17-Jähriger mit kurzgeschorenen Haaren. Mit seiner Hilfe entkommen Odil und die Kinder dem Gemetzel. Sie flüchten sich in ein einsam gelegenes, verlassenes Haus, eine friedliche Bastion, die außerhalb der Zeit zu existieren scheint.
Krieg ist ein Ausnahmezustand, der die Regeln des Zusammenlebens außer Kraft setzt. Wenn das größte Tabu, das Töten der eigenen Art, zum legitimen Akt wird, fallen schnell auch andere moralische Grenzen. Für den 13-jährigen Philippe wird der Außenseiter Yvan zum bewunderten Helden, auch wenn er bei seinen Streifzügen nicht nur Lebensmittel organisiert, sondern auch die Toten ausplündert. Yvans verzweifelte Skrupellosigkeit, die ihn in Friedenszeiten zum gesuchten Kleingauner gemacht hat, wird nun mitten im Krieg zur wertvollen Gabe.
Philippe und Cathy finden sich der neuen Situation schnell zurecht: Das Mädchen adoptiert anstelle ihrer zurückgelassenen Katze einen Frosch als Schmusetier oder vergnügt sich, indem sie »toter Flüchtling« spielt. Der sonst so sensible Philippe sperrt seine kleine Schwester kurzerhand in einen Kaninchenstall, wenn sie ihm auf die Nerven geht. Anfangs wehrt sich Odil noch gegen den Zusammenbruch ihres bürgerlichen Wertekanons. Doch der Krieg bewirkt nicht nur eine Verrohung der Sitten, auch Klassen- und Altersschranken werden nebensächlich. Eine zarte Liebegeschichte zwischen dem streunenden Analphabeten und der verwitweten Lehrerin beginnt.
Das Glück ist nicht von Dauer: Obwohl Yvan gleich zu Beginn heimlich das Telefon gekappt hat und das Radio im Keller verschließt, lässt sich die Wirklichkeit nicht aussperren. Eines Tages tauchen zwei französische Soldaten das abgelegene Anwesen. Der Anfang vom Ende für Odil und Ivan...