Das Dschungelbuch 2

The Jungle Book 2

USA/AUS 2003 · 72 min. · FSK: ab 0
Regie: Steve Trenbirth
Drehbuch: , ,
Musik: Joel McNeely, Lorraine Feather, Paul Grabowsky
Balu und Mogli wieder vereint

Rumble in the Jungle

Da sind Sie also wieder glücklich auf der Leinwand vereint: Menschen­junges Mogli tollt durch den Urwald, Balu der Bär schwingt die wohl­be­leibten Hüften, Kaa lässt hypno­ti­sche die Augen rollen und Erzfeind Shir Khan wetzt die Tiger­krallen.

Erst ganze vier Jahr­zehnte nach dem Das Dschun­gel­buch die Kino­lein­wand eroberte, hat Hollywood sich an eine Fort­set­zung gewagt. Viel­leicht aus Pietät, denn Das Dschun­gel­buch war immerhin der letzte Film, der unter der Aufsicht von Cartoon­guru Walt Disney entstand. Viel­leicht aber auch, weil die Messlatte bei einem Klassiker einfach zu hoch liegt. Leider sind die Macher auch nach so langer Zeit kein Risiko einge­gangen und haben die Vorlage sklavisch konse­quent fort­ge­setzt.

Der Film setzt ein, wo Teil eins endet: Mogli hat sich von dem betö­renden Augen­auf­schlag eines Mädchens bezirzen und in die Menschen­welt locken lassen. Aber trotz neuer Adop­tiv­fa­milie, den Kumpels aus dem Dorf und der entzü­ckenden Shanti bleibt er dem Dilemma eines Grenz­gän­gers zwischen den Welten ausge­lie­fert. »Auch wenn man Mogli aus dem Dschungel holen kann, heißt das noch lange nicht, dass man den Dschungel aus Mogli holen kann«, erkannt der gestrenge Pfle­ge­papa. Mogli hat Probleme, sich den Regeln der Dorf­ge­mein­schaft anzu­passen. Insbe­son­dere das erste Gebot, »Geh niemals in den Dschungel«, stößt bei ihm auf komplettes Unver­s­tändnis.

Derweil bläst auch Pfle­ge­vater Nummer eins, Balu der Bär, Trübsal. Und so schleicht er sich in die Menschen­sied­lung, um seinen Gemüt­lich­keits­kum­panen zu einem Tänzchen aufzu­for­dern. Keiner ahnt, dass der in Teil Eins so schmäh­lich in die Flucht geschla­gene Shir Khan ebenfalls schon um die Hütten streicht, und auf Gele­gen­heit zur Rache lauert...

Die Kapriolen, die Das Dschun­gel­buch 2 schlägt, erschöpfen sich in Varia­tionen des gran­diosen ersten Teils. Man feiert Wieder­sehen mit allen alten Bekannten – nur auf den großartig anar­chis­ti­schen King Luis hat man aus uner­find­li­chen Gründen verzichtet. Wenig Charak­tere kommen hinzu, und von den alten hat nur Shanti sich dem gesell­schaft­li­chen Wandel der letzten Jahr­zehnte etwas angepasst: Statt feminier List darf sie nun auch Courage und Kampf­geist beweisen. Auch musi­ka­lisch wird wenig gewagt: Wo Teil eins die damals aufblühende Popkultur mit einer an die Beatles ange­lehnten Bande von pilz­köp­figen Geiern auf die Schippe nahm, setzt man heut auf Retro: Drei Mal schmet­tert Balu den Evergreen »Probier’s mal mit Gemüt­lich­keit« und offenbart so Ratlo­sig­keit jenseits von Krea­ti­vität. Dabei hätte der alte Haudegen doch bestimmt einen prima Rapper abgegeben. Kinder könnten ihren Spaß haben. Echte Dschun­gel­buch­fans sollten sich lieber den Ersten Teil aufs Neue zu Gemüte führen.