USA 2011 · 118 min. · FSK: ab 12 Regie: Glenn Ficarra, John Requa Drehbuch: Dan Fogelman Kamera: Andrew Dunn Darsteller: Steve Carell, Ryan Gosling, Julianne Moore, Emma Stone, Jonah Bobo u.a. |
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Ausdrucksloses Dauergrinsen |
Die Handlung
Der Film scheint genau zu wissen, wo er hinsteuern will und so sind die Handlungsvoraussetzungen nach wenigen Minuten geschaffen: Familienvater Cal Weaver (Steve Carell) wird bei einem gemeinsamen Abendessen in einem schönen Restaurant von seiner Ehefrau Emily (Julianne Moore) mitgeteilt, dass sie ihn verlässt. Er lässt sich auf dem Heimweg demonstrativ aus dem Auto fallen, sie zieht trotzdem aus. Seinen Liebesschmerz posaunt Cal penetrant in lauten
Selbstgesprächen in einer angesagten Bar heraus, bis sich der Womanizer Jacob Palmer (Ryan Gosling) seiner erbarmt und einen „richtigen Mann“ aus ihm macht. Obwohl der neue Cal reihenweise Frauen abschleppen kann, wird ihm schnell klar, dass er eigentlich nur Emily liebt, seine Ehefrau. Alles läuft nun auf die Wiedervereinigung der beiden hinaus. Dazwischengeschoben wird eine verzwickte Teenager-Lovestory rund um die 17jährige Babysitterin der Weavers und die
wundersame Wandlung des herzlosen Frauenverführers Jacob in einen wahrhaft liebenden monogamen Edelschwiegersohn durch die Liebe zu Cals (natürlich – Überraschung!) Tochter Hannah (Emma Stone).
Der Ton, das Schema
Amerikanische Komödie. Der Steve Carell-Ton (siehe Jungfrau (40), männlich, sucht... oder Date Night – Gangster für eine Nacht). Eine Prise Absurdität (der Fall aus dem Auto), ein Schuss Frivolität (der munter masturbierende Sohn), Weichspüler-Pop, Stilisierung in
Zeitlupe (Auftritt des Womanizers), schnelle Szenenfolgen (aus dem alten Cal wird durch neue Frisur und Ausstaffierung mit Luxusgarderobe der neue Cal), eine öffentliche Liebeserklärung vor der versammelten Schule und zwei Riesenportionen Rührseligkeit (Cal beobachtet seine Frau vom Garten aus/baut ihr heimlich eine kitschige Minigolfanlage) und amerikanische Basis-Botschaften. Dazu kommen ein paar Altstars in Nebenrollen (witzig: Marisa Tomei als temperamentvolle
Lehrerin; bewusst blass: Kevin Bacon als Cals Konkurrent) und eine eskalierende Dramaturgie (Männervierkampf im Garten) mit anschließendem retardierenden Moment (trauriger Song, traurige Helden) bis zum absehbaren Ende.
Botschaften
Botschaft 1: Für jeden gibt es den einen, richtigen Lebenspartner. Für diesen muss man kämpfen. Dies gilt für den 13jährigen Robbie genauso, wie für seinen Vater oder den Frauenhelden Jacob. Eingeschlossen sind die öffentliche Liebeserklärung und die peinlichen Konkurrenzmodelle, denen man sofort ansehen muss, dass sie keine echte Alternative sind. Was war der Grund für die Ehekrise? Was suchte Emily? Warum nähern sich die Partner wieder an? Warum konnte
Jacob keine dauerhafte Beziehung aufbauen? Keine Ahnung. Kein Interesse. Was soll das ganze moderne Beziehungsgerede! Psychologie nein danke! Platte Charaktere. Wie sehr ist da doch eine fantastische Schauspielerin wie Julianne Moore verschenkt an eine Rolle, die jede spielen könnte!
Botschaft 2: Die Kleidung macht den Mann. Cal soll also, trainiert von Jacob, seine Männlichkeit zurückbekommen. Als erstes wird er aufgefordert, nicht an dem Strohhalm zu nuckeln und dann wird
er durch die Edelboutiquen und zum Friseur geschleift. Flankierend der Rat, mit Frauen nie über sich selbst zu sprechen, sondern stattdessen gestylte Komplimente zu machen. (Der perfekte Body wird inzwischen vorausgesetzt.) Was für ein Männerbewusstsein. Zum Glück wird diese doch recht einfache Botschaft im Verlauf der Handlung teilweise relativiert, indem Cal bei seiner wahren Liebe Hannah sein Jagdschema vergisst und zum ersten Mal einer Frau von sich erzählt.
Fragen
Woran liegt es, dass man über diesen Film so viele positiv gestimmte Kritiken lesen konnte? Hat sich dieses jetzt schon oft kopierte Komödienschema in Deutschland durchgesetzt? Ist es immer noch witziger als Schweiger-/Schweighöfer-Humor? O.K., ein paar Lacher sind schon dabei, aber warum empfinden nicht mehr Zuschauer das ausdruckslose Dauergrinsen Steve Carells als Zumutung? Natürlich gibt es auch noch die witzig-absurden amerikanischen Komödien-Varianten der
Farrelly-Filme (Verrückt nach Mary-Muster), Adam Sandler-Streifen (Leg dich nicht mit Zohan an-Muster) und die Ben Stiller-Anarchie (Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich-Muster). Alle in ihrer Art
stilbildend. Warum gibt es aber fast keine geistreichen Dialoge in diesen Komödien, sie müssen ja nicht gleich Billy Wilder-Niveau haben...