USA 2006 · 112 min. · FSK: ab 12 Regie: Gregory Nava Drehbuch: Gregory Nava Kamera: Reynaldo Villalobos Darsteller: Jennifer Lopez, Antonio Banderas, Martin Sheen, Maya Zapata, Juan Diego Botto u.a. |
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Back to the Roots: Jennifer Lopez spielt eine Schauspielerin die eine Latino spielt |
Bordertown ist ein Zwitter: Ein Film über eine schreckliche Mord- und Vergewaltigungsserie an armen Frauen in Mexiko, eine tatsächliche Begebenheit, und ein Jennifer-Lopez-Film. Mitunter gehen diese beiden Bestandteile des Films, bei denen, realistisch betrachtet der zweite der wichtigere ist, eine gute Verbindung ein. Aber manchmal fallen sie auch auseinander.
Jennifer Lopez spielt keineswegs schlecht, und aus früheren Auftritten – unvergessen etwa der 1998 an der Seite von George Clooney in Soderberghs Out Of Sight – weiß man, dass sie wirklich eine sehr gute Schauspielerin ist. Aber man sieht ihr jederzeit an, dass sie quasi neben sich steht; dass hier also Jennifer Lopez zunächst einmal eine bestimmte Variante von Jennifer Lopez spielt, und dann, mitunter auch noch ihre Rolle.
In dieser Rolle spielt sie die ehrgeizige Lauren, eine Journalistin aus Chicago mit mexikanischen Wurzeln. Eher widerwillig wird sie nach Juarez, die wuchernde Grenzmetropole kurz vor den USA, geschickt, um dort die Mordserie zu recherchieren, der bisher über 5000 Menschen zum Opfer fielen. Mithilfe eines örtlichen Journalisten (Antonio Banderas) und eines zufällig ihren Häschern entkommenen Opfers (Kate de Castillo) kommt die bald den Hintermännern der Morde auf die Spur, die in den besten Kreise Mexikos zu suchen sind und von den Behörden gedeckt werden. Nun ist Lauren selbst in Gefahr.
Vieles Positive lässt sich über Bordertown sagen: Kamera und Schnitt sind besonders gelungen. Der Film wirft den Blick auf ein wenig beachtetes, bei genauerem Hinsehen schockierendes Problem. Er beschreibt die Grenzwelt zwischen den USA und Mexiko, die zuletzt Lone Star von John Sayles und Traffic von Soderbergh zum Thema hatten. Und er färbt wenig schön: Zwar sind die US-Polizisten alles gutherzige Burschen, die Mexikaner zumeist korrupte Machos. Aber Regisseur Gregory Nava ist erstaunlich klar darin die Verstrickung der USA in die Ausbeutung der mexikanischen Bevölkerung anzuprangern, Schuldige zu benennen.
Der Preis dafür ist aber hoch. Er liegt weniger in der dick aufgetragenen moralischen Botschaft und einem naiv-simplifizierenden Ausgang, als in allerlei Klischees und Geschmacklosigkeiten der Darstellung, die sich doch in den Film einschleichen und das politische Engagement relativieren.
Bleibt Jennifer Lopez. Eigentlich handelt der Film von ihr, nicht von Lauren. Er zeigt erstaunlich offen, wie Jennifer Lopez ihre Star-Persona verändern will, wie sie sich Volksnähe anschminkt, und »zu ihren Latino-Wurzen zurückfindet«. Alles Image und Showbiz, schon klar. Aber sie tut das mit einer Chuzpe und einem Selbstbewusstsein, wie sonst nur Madonna. Das ist, egal ob man Jennifer Lopez mag oder nicht, imponierend.