Book Club – Ein neues Kapitel

Book Club: The Next Chapter

USA 2023 · 108 min. · FSK: ab 0
Regie: Bill Holderman
Drehbuch: ,
Kamera: Andrew Dunn
Darsteller: Diane Keaton, Jane Fonda, Candice Bergen, Mary Steenburgen, Andy García u.a.
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
(Foto: Universal)

Das Schlimmste zum Schluss

Nach dem überraschend originellen ersten Teil lässt Bill Holderman sein Ü-60 Cast im zweiten Teil auf den Hund kommen. Schlimmer geht romantische Komödie kaum. Und Italien macht es nicht besser

Manchmal wünscht man sich einfach nur, dass ein Regisseur nach einer guten, soliden Arbeit blockiert ist. Also nicht Schreib- sondern Film­blo­ckade. Doch wenn die gute Arbeit bei einem Budget von $ 14 Millionen auch noch $ 104 Millionen einspielt, kann das Drehbuch noch so schlecht sein, es wird verfilmt.

Dabei hatte Bill Holderman mit seinem Book Club – Das Beste kommt noch vor fünf Jahren alles richtig gemacht, als er die Geschichte seiner eigenen Mutter und ihrer weib­li­chen Lese­kreis­freun­dinnen mit sexueller Selbst­er­mäch­ti­gung im hohen Alter kombi­nierte, mit zahl­rei­chen Erwar­tungs­hal­tungen brach und auch noch mit Diane Keaton, Jane Fonda, Candice Bergen, Mary Steen­burgen, Andy García, Don Johnson, Craig T. Nelson und Richard Dreyfuss eine tolle Rentner-RomCombo zusam­men­brachte.

Doch seit 2018 hat sich im Ü60-Segment einiges getan, das zeigt allein schon die inhalt­liche Dichte und konzep­tu­elle Band­breite an Ü60-Filmen der letzten Wochen, wie etwa Im Taxi mit Madeleine oder Brady’s Ladies. Doch scheinbar heiligt der Erfolg die Mittel, wagt sich Holderman mit einem Drehbuch an seinen Film, das zwar wieder von Erin Simms und Holderman selbst verfasst wurde, aber an Stereo­typen, Vorher­sag­bar­keit und dummen Plottwists kaum zu über­bieten ist.

Man mag den Inhalt nicht einmal anteasern, so sehr schmerzt es, wie plump das gute, alte Ensemble um Diane Keaton als Diane, Jane Fonda als Vivian, Candice Bergen als Sharon und Mary Steen­burgen als Carol auf ihre Reise nach Italien geschickt werden. Deshalb sei darüber auch kein weiteres Wort verloren, auch nicht über die unsä­g­li­chen Abenteuer, die ihnen in Rom, Venedig und Florenz wider­fahren und ein Itali­en­bild, das so ameri­ka­nisch-stereotyp und grotesk ist, dass man immerhin darüber fast schon lachen kann. Es tröstet auch nicht, dass Andy Garcia und Don Johnson mit ihrem selbst­ge­rechten, pater­na­lis­ti­schen Alters­wohl­wollen für ein paar Momente mit dabei sind, nein es ärgert sogar, denn irgendwie wird alles, was vor ein paar Jahren noch so unkon­ven­tio­nell begonnen hat, zu einem finalen „Spießer­ru­ten­lauf“. Da sind die Frauen dann doch wieder die shop­ping­geilen Sirenen und Männer die tapsigen Trieb­linge, auch wenn es weiterhin die Frauen sind, die anmelden, wann und wie sie Lust auf Sex haben oder ob sie einfach nur ein bisschen Brot­ba­cken möchten.

Was ja in diesem Alter ok sein kann, sein darf, aber wenn Holderman dann auch noch versucht, sich die so viel wilderen, klügeren und inno­va­ti­veren Hoch­zeits­for­mate wie Brau­talarm, Love Is All You Need oder Vier Hoch­zeiten und ein Todesfall anzu­eignen bzw. sie so plump wie blöd anzu­zi­tieren, zerfließt alles in diesem Film in einen derar­tigen Kitsch, dass man eigent­lich nur noch schreien möchte, sich aber zur Beru­hi­gung viel lieber fragt, wie hoch nur die Summen waren, die die Lufthansa, ein paar italie­ni­sche Edel­aus­statter und das italie­ni­sche Frem­den­ver­kehrsamt beigesteuert haben, um diesen Film mitzu­fi­nan­zieren. Und noch etwas beun­ru­higt und wirft eine letzte, wichtige Frage auf: Wo sind eigent­lich die Bücher geblieben, die im ersten Teil eine tatsäch­lich zentrale Rolle spielten?