Akiko, der fliegende Affe

Deutschland 2024 · 71 min. · FSK: ab 0
Regie: Veit Helmer
Drehbuch:
Kamera: Andrés Aguiló
Darsteller: Benno Fürmann, Meret Becker, Heike Makatsch, Rudolf Krause, Arnel Taci u.a.
Akiko, der fliegende Affe
Turbulenter Kinderfilm auf eigenwilligen Wegen...
(Foto: farbfilm / Filmwelt)

Wundersames Öko-Märchen mit tierischen Helden

Veit Helmers preisgekrönter, kleiner Zoo-Affe wird von seinem Großvater beauftragt, die verlorene Heimat der Affen in einem Wald aufzuspüren – das ist nicht immer überzeugend

Der Autor und Regisseur Veit Helmer gehört mit seinen phan­ta­sie­vollen und oft märchen­haften Filmen zu eigen­wil­ligsten Köpfen des gegen­wär­tigen deutschen Film­schaf­fens. Nachdem er zuletzt schrul­lige Film­ro­manzen wie Vom Lokführer, der die Liebe suchte... und Gondola für erwach­sene Kino­gänger/innen reali­siert hat, wandte er sich nach Quatsch und die Nasen­bär­bande (2014) nun zum zweiten Mal dem Kinder­film­genre zu und hat auch wieder das Drehbuch selbst geschrieben. Der kurz­wei­lige Film für das jüngste Publikum erlebte seine Urauf­füh­rung auf dem Deutschen Kinder Medien Festival Goldener Spatz 2024 und wurde 2025 beim Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bester Kinder­film ausge­zeichnet.

Der Affe Akiko ist in einem kleinen unan­sehn­li­chen Zoo geboren worden und lebt seitdem dort. Weil er so klein ist, kann er durch die Gitter­s­täbe des Käfigs schlüpfen und die anderen Tiere im Zoo besuchen. Als eines Tages der fern­ge­steu­erte Modell­flieger eines kleinen Jungen im Käfig landet, bringt das Akikos Großvater auf eine Idee. Denn er sehnt sich in den großen Wald zurück, aus dem die Menschen einst die Affen und die anderen Tiere entführt und im Zoo einge­sperrt haben. Der Großvater verrät Akiko, dass der Zoo nicht ihre Heimat ist, sondern jener Wald. Und er möchte, dass sein Enkel mit dem Flugzeug zu den Verwandten fliegt und sie bittet, die gefan­genen Artge­nossen zu befreien. Nachdem er das beschä­digte Fluggerät mit dem Lötkolben in Stand gesetzt hat, kann sein Enkel abheben.

Weil Akiko keinen Wald kennt, vertraut der Opa ihm eine Landkarte an. Doch der unsichere Jungaffe verliert das Hilfs­mittel, als er das Flugzeug nicht mehr kontrol­lieren kann. Nach einer Notlan­dung in der Stadt wird er von einer Poli­zistin, einem Zoowärter und der fiesen Zoodi­rek­torin verfolgt, denn sie wollen verhin­dern, dass er den Wald erreicht. Zum Glück trifft Akiko auf der Flucht auf Tiere, die ihm helfen: ein Adler, ein Waschbär, ein Erdmänn­chen, ein Frettchen und ein Chamäleon. Und sie helfen ihm, seine Angst zu über­winden.

Auf den ersten Blick hat Helmer seine märchen­hafte Aben­teu­er­ge­schichte in einer Umgebung insze­niert, die real, aber irgendwie zeitlos wirkt. Einige Requi­siten wie altmo­di­sche Autos und Telefone scheinen aus den 1980er-Jahren zu stammen. Doch unter den Ober­flächen befindet sich ein Paral­lel­kosmos, den die mensch­li­chen Stadt­be­wohner anschei­nend nicht wahr­nehmen. Denn einige Tiere, denen Akiko begegnet, haben sich in einem Brief­kasten, einer Ampel­an­lage oder einem Glas­con­tainer nieder­ge­lassen und einge­richtet. Damit nicht genug: »Viele uns bekannter Alltags­ge­gen­stände benutzen sie für andere Zwecke, die ihnen Vergnügen bereiten und Spaß bringen«, erklärt der Regisseur. Während die Insze­nie­rung hier immer wieder mit origi­nellen Einfällen punktet, kommen die gele­gent­lich einge­scho­benen Lieder eher plump daher.

In seinem turbu­lenten Kinder­film geht Helmer gerne eigen­wil­lige Wege. Während die Digi­tal­tech­niker dem spre­chenden Affen Akiko per Computer mehr schlecht als recht Mund­be­we­gungen hinzu­ge­fügt haben, werden die erwach­senen Affen von Menschen in Affen­kos­tümen verkör­pert. Das sieht aller­dings so unecht aus, dass auch Kinder die Kostü­mie­rung sofort durch­schauen dürften. Die drei erwach­senen Menschen­fi­guren hat der Regisseur mit erfah­renen Schau­spie­lern besetzt: Heike Makatsch, Meret Becker und Benno Fürmann. Mit sicht­li­cher Freude am Char­gieren und Mut zum Klamauk spielen sie drei Witz­fi­guren, die sich ausge­spro­chen doof anstellen und damit der Lächer­lich­keit preis­geben.

Etwas dick aufge­tragen wirkt die ökolo­gi­sche Botschaft des nur 70 Minuten langen Films, der nach­drück­lich kriti­siert, dass Menschen sich anmaßen, wilde Tiere einzu­fangen und einzu­sperren, damit andere Menschen sie in Käfigen anschauen können. Zugleich wirbt er dafür, dass wilde Tiere in ihren natür­li­chen Lebens­räumen bleiben sollten. Auch die finale Befrei­ungs­ak­tion mit Hilfe eines riesigen Krans wirkt ziemlich konstru­iert. Unter dem Strich fügen sich Helmers Mut zum Nonkon­for­mismus und hübsche Ideen mit dem unaus­ge­go­renen stilis­ti­schen Potpourri nicht zu einem über­zeu­genden Unter­hal­tungs­paket.