Keine vorgekauten Antworten... |
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Clooney hinter der Kamera |
Er gilt als der schönste Mann im Filmbusiness der Gegenwart: George Clooney, einst gefeierter TV-Star aus „Emergency Room“, seit einigen Jahren auch auf der großen Leinwand ein Topstar, nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit Steven Soderbergh.
Jetzt hat Clooney zum ersten Mal Regie geführt: Confessions of a Dangerous Mind ist ein auf wahren Ereignissen basierendes Bio-Pic mit doppeltem Boden, um den legendären TV-Show-Erfinder Chuck Barris, der behauptet, nebenberufliche AUftragskiller gewesen zu sein. Mit George Clooney sprach Rüdiger Suchsland.
artechock: Was reizt Sie an der Filmregie und am Produzentendasein? Sind sie als Schauspieler nicht glücklich?
George Clooney: Ich spiele gern, habe ja auch in Confessions of a Dangerous Mind eine Nebenrolle. Tatsächlich fühle ich mich aber manchmal etwas unausgelastet. Die Angebote sind manchmal einfach blöd. Und ich habe bestimmte Vorstellungen von Filmästhetik, Filme wie Three Kings, eine Anti-Kriegssatire, die einfach politische Widerstände hervorrief. Oder Solaris. Der ist stilistisch radikal. Da müssen die Zuschauer eben etwas nachdenken. Leider ist es in Amerika unüblich geworden, Filme zu machen, in denen es viele Fragen und wenig Antworten gibt, und die etwas Politisches oder Philosophisches erzählen möchten. Aber genau das macht Kino interessant: Keine vorgekauten Antworten, sondern Bilder, die mehrere Interpretationsmöglichkeiten erschließen.
artechock: In Confessions of a Dangerous Mind gibt es mindestens zwei Möglichkeiten die Story zu verstehen: Ist ihre Hauptfigur Chuck Barris, der ja noch lebt, nun ein Killer gewesen, oder nicht?
Clooney: Ich habe ihn nie gefragt. Das hätte den Film beeinflusst, außerdem hat er so viel Verschiedenes über sein Leben erzählt, dass ich selbst nicht durchblicke, was wahr, was erfunden ist. Zweifellos ist er ein Aufschneider und Täuscher – aber muss man nicht genau das, um ein Geheimagent zu sein? Am liebsten hätte ich auf’s Filmplakat geschrieben: »CIA – there’s one business like showbusiness!«
artechock: Confessions of a Dangerous Mind ist auch ein Film über Fernseh-Unkultur...
Clooney: Ja. Mein Vater hatte selber eine Gameshow, und ich bin quasi auf einem TV-Set aufgewachsen. Man denkt, die Jahre 1950-1970 waren die große Zeit des Fernsehens. Das ist Quatsch. Wir alle wissen, wie gut Fernsehen sein kann, wir kennen Beispiele dafür. Aber das Problem ist, wie tief es sinken kann! Hier liegt die Gefahr. Entertainment ist das Unglück. Bei uns glaubt man sogar, dass Nachrichten Unterhaltung sind. Dieses Reality-TV, bei dem man Polizisten bei der Arbeit begleitet und so ein Mist, haben schlechte Folgen für die ganze Gesellschaft. Chuck Barris ist ein Vorreiter dieser Entwicklung. Ich finde Fernsehen heute sehr sehr schlecht – man muss sich das gar nicht mehr angucken.
artechock: Wie ging es Ihnen bei Ihrer ersten Regiearbeit?
Clooney: Interessant. Ich habe mich nicht darum gerissen, es kam dazu, weil ich wollte, dass der Stoff verfilmt, und mit meinem Namen war das möglich. Es war anstrengend mit so vielen Kollegen zu arbeiten, die ich respektiere. Ich bin da trotzdem schüchtern, möchte nicht gerade derjenige sein, der »den Ball fallen« lässt.
artechock: Was macht gute Schauspieler aus?
Clooney: Der Erfolg bei der Schauspielerei liegt daran, dass sich der Schauspieler nicht ändert. Sehen Sie sich Jack Nicholson oder Michael Caine an: Sie bleiben sich selbst. Da möchte ich selber hinkommen.
artechock: Sind Sie und Steven Soderbergh die letzten Rebellen Hollywoods?
Clooney: Es stimmt, die Branche ist erbarmungslos. Sogar die Warner Brothers wurden in ihrer eigenen Firma gefeuert. Steven und ich haben einen ähnlichen Geschmack, und können zu zweit mehr bewirken, als allein. Wenn wir Flops produzieren, müssen wir eben Ocean’s Twelve machen – dann können wir weiter auch schwierigere Filme drehen.