»Als Paul Bowles im vergangenen Jahr starb, wurde der Autor von „Himmel über der Wüste“ als Literat und Nonkonformist gewürdigt – dass er sich auch als Komponist einen Namen gemacht hatte, fand in den Nachrufen nur selten Berücksichtigung. In den 30er und 40er-Jahren war Bowles, ein Schüler Aaron Coplands, ein viel beachteter Newcomer, der New Yorker Kunst- und Musikwelt. Er schrieb Stücke für konzertante Aufführungen, für die Oper, das Ballett, fürs Theater, für Filme und arbeitete dabei unter anderem mit Orson Welles, Tennessee Williams, Leonard Bernstein und dem Tänzer Merce Cunningham zusammen. In Interviewpassagen, die in Marokko aufgenommen wurden, lässt Bowles diese Jahre Revue pa sieren, wobei er ein für die heutige Zeit eher konventionelles Musikverständnis offenbart: ›Warum sollte sich irgendjemand Musik anhören wollen, die nicht angenehm fürs Ohr ist?‹ Seine Kompositionen werden von Filmaufnahmen visualisiert, die von den renommierten Kameraleuten Nathaniel Dorsky und David John Golia stammen sowie von Rudy Burckhardt, der schon in den 30er-Jahren einen Film mit Bowles gedreht hatte. Es sind poetische und experimentelle Bilder: Alltagsszenen aus Paris, New York und Mexiko – Bilder aus Städten, in denen Paul Bowles gelebt hat.« (15. internationales Dokumentarfilmfestival München 2000)
Night Waltz – The Music of Paul Bowles (OF) (Double Feature · Filmvorführung, Lesung mit Gesangseinlagen) | Filmmuseum München | Do. 19:00 |