»Der Deutsch-Bulgare Marran Gosov (*1933) drehte zwischen 1965 und 1975, überwiegend in München-Schwabing, 27 Kurzfilme und schuf damit ein in seiner Art umfassendes und unvergleichliches Filmwerk, welches in seiner erzählerischen Vielfältigkeit und Kontinuität ein einzigartiges Zeitbild jener Jahre darstellt. Viele seiner Kurzfilme erhielten Bundesfilmpreise bzw. -prämien, Prädikate der FBW oder Festival-Preise. Skurrile Experimentierfreude, der Hang zu Dokumentarischem, kleine, klug pointierte Alltagsgeschichten mit meist jungen Laien, eine humorvolle Leichtigkeit und trotz allem immer sein Blick als Ostler, der – ob seiner Biografie – doch stets der eines Außenseiters blieb, machen die besondere Mischung und Qualität von Marran Gosovs Filmen aus. Seine Kurzfilme sind eng an ihn selbst und seine unmittelbare Umgebung gebunden: Sei es, daß mit Freunden in der eigenen Wohnung (Sabine 18) gedreht wurde oder vor der Haustüre in der Georgenstraße (Der Alte).
Oft spielt er selber mit (Das Denkmal, K.I.N.O.), oder taucht zumindest à la Hitchcock kurz auf (... und dann bye bye). Die Schauspieler, besser Darsteller seiner Filme fand er auf der Straße oder in Kneipen: Mädchen wurden entdeckt, wie Margit Haberlandt (K.I.N.O.) und Veruschka Mehring (Sabine 18). So auch Dieter „Gustl“ Augustin (Pfeiffer, Der lange Marsch), der später auch in seinen Langfilmen wirkte. – Es war das Schwabinger Lebensgefühl: Bohème pur! Später wurden die Filme sozial-kritischer (Nach langen Jahren ein Wiedersehn mit meinem Bruder aus Bulgarien während einer kurzen Zwischenlandung in München) und als eine Art selbstreflektierendes Vermächtnis als Filmemacher kann sein letzter Kurzfilm Spielen in Deutschland gelten.
Gleich sein erster Spielfilm Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg (1968) war der deutsche Beitrag auf dem Internationalen Festival in Karlovy Vary und lief im gleichen Jahr nach Zur Sache, Schätzchen, obwohl 1967 zeitgleich gedreht – quasi als Pendant in Farbe – erfolgreich in den deutschen Kinos an. Es entstanden in relativ kurzer Zeit vier weitere Spielfilm, noch zwei weitere mit Rob Houwer: Zuckerbrot und Peitsche (1968), Bengelchen liebt kreuz und quer (1968), Der Kerl liebt mich und das soll ich glauben (1969) für Horst Wendlandt sowie den selbstproduzierten Wonnekloss (1972).
Ab 1975 stieg er aus dem Kinogeschäft aus, arbeitete aber noch als Regisseur und Autor für’s Fernsehen (Okay S.I.R., Ein Fall für Zwei), und machte später Filmmusik für Rosa von Praunheim (Horror vacui) oder Maria Knilli (Lieber Karl).
Anfang der 90er, nach Öffnung des eisernen Vorhangs zog es ihn zurück nach Bulgarien. Dort lebt er nun wieder unter seinem bürgerlichen Namen Tzvetan Marangosoff als unbequemer, aber allseits geachteter Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker. Man kann Marran Gosov getrost der sogenannten „Münchner Gruppe“ zurechnen, die sich lose um Klaus Lemke, Werner Enke, May Spils, Roger Fritz, Eckhardt Schmidt, Rudolf Thome, Max Zihlmann und Martin Müller gebildet hatte. – Sie saßen in den gleichen Cafés und Kneipen, liebten das Kino und machten Filme – aus ihrem Leben. Es war die deutsche ‚Nouvelle Vague’!« (Bernhard Marsch)
Erster Teil der Kurzfilm-Retrospektive mit: