14.08.2025

Was dem Kino heute fehlt...

Police Story
Auf Jackie Chan ist Verlass: Police Story
(Foto: Locarno · Jackie Chan)

Stars und Stunts: Das Ende der Spontaneität, Sparmaßnahmen, das Kino als Prisma und die Yuppisierung unserer Wirklichkeit – Notizen aus Locarno, 2. Folge

Von Rüdiger Suchsland

»Power is like atomic energy it can be used in both ways.«
aus: »This was a Woman«: Locarno-Retro­spek­tive 2025

»Wie geht’s? Schöne Filme gesehen?« – »Nicht wirklich.« Diesen Dialog zweier mittel­alter Herren schnappe ich auf, im Innenhof des Festi­val­zen­trums, da bin ich noch keine fünf Minuten hier. Später sagt dann der eine von beiden noch: »Schaust du Filme?«

Will­kommen in Locarno. Nach einem Jahr Pause bin ich wieder da, und es scheint sich nicht viel verändert zu haben. Ein schöner Ort, nieder­ge­drückt von der August­hitze, die sich in diesen Tagen bis zu 35 Grad steigert.

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Wie viele Cannes-Filme hier in Locarno laufen und wieder­holt werden! Alleine auf der Piazza sind es vier. Das ist mir ein bisschen sehr unori­gi­nell. Gleich­zeitig ein bisschen ange­be­risch. Warum macht man das?

In beiden Wett­be­werben habe ich starke Filme gesehen; natürlich auch schwache. Die wesent­liche Frage, die hier aufge­worfen wird, ist aber die übliche: Warum laufen die richtig guten Filme des zweiten, des Nach­wuchs­wett­be­werbs nicht in dem um den Goldenen Leopard? Locarno kann nicht mit Cannes mithalten und auch nicht mit Berlin, sagt der italie­ni­sche Kritiker Ugo Busaporco – »es war immer ein Festival, das Leute entdeckt hat. Bernardo Berto­lucci hat hier gewonnen, als er noch nicht Berto­lucci war. Forman, Jarmush.«

Die Zeiten sind vorbei.

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Einer der Cannes-Filme auf der Piazza ist Senti­mental Value von Joachim Trier, den ich hier ein zweites Mal ansehe. Der Film war der eigent­liche Favorit des Main­streams gewesen, und der meisten jener, die keine Goldene Palme für Jafar Panahi wollten, der ihn dann besiegt hatte.

Mir ging es auch diesmal wie an der Croisette: Ohne Frage ist dies ein gut gemachter und »funk­tio­nie­render« Film, und stel­len­weise ist er sogar richtig gut. Aber es fehlt die Über­schrei­tung, das »gewisse Etwas«, alles ist zu gediegen und rein funk­tional, eine gut ausge­tüf­telte Bastel­ar­beit, aber kein Wurf. Kein wirklich expres­sives, eigen­s­tän­diges Filme­ma­chen.

Und inhalt­lich die überaus konser­va­tive Illus­tra­tion der Weiner­lich­keit der Gene­ra­tion Z und der Gene­ra­tion Y und ihres Ressen­ti­ments gegenüber den Älteren, der Gen X, den Boomern und vor allem die Abrech­nung mit den bösen bösen 68ern, die im Gegensatz zu ihnen ja ach so egois­tisch waren.

Am Ende des Films wird das Haus, das einer seiner Haupt­dar­steller ist, entkernt. Die Yuppi­sie­rung der Wirk­lich­keit und unserer Wirk­lich­keit.
Die Neuaus­stat­tung im abstrakten und unge­schicht­lich cleanen, globalen Manu­faktum-Style verrät den Geschmack der konser­va­tiven stink­rei­chen Bourgeois, die unsere Welt beherr­schen.
Ihr Stil enthüllt den voll­kommen fehlenden Sinn für Geschichte und für den senti­men­talen Wert des Alten, des histo­risch Gewor­denen, das sich die Reno­vie­rungs­ge­ne­ra­tion nur anschminkt. So wie dieser Film die Gesten des Autoren­kinos, dessen Geist er gleich­zeitig verrät.

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Nach Senti­mental Value wurde dann auf der Piazza als zweites Screening der Film Police Story von und mit Jackie Chan (aus Anlass von dessen Ehren­leo­pard) gezeigt – von 1985 stammend feiert er sein 40. Jubiläum, ist aber gewis­ser­maßen noch älter und schon ein Film aus einer ganz anderen Zeit. Zwischen damals und heute liegen mindes­tens noch zwei weitere Phasen des Hongkong Kinos.

Ein Film aus der Rubrik: was dem Kino heute fehlt. Ein ganz anderes Hongkong und Hongkong-Kino als schon 10 Jahre später: Nicht poetisch, sondern mate­ria­lis­tisch. Aber ebenso charmant.

Allein diese Stunts, in denen zwei Autos parallel einen steilen Berg hinunter mitten durch Slums brettern!

Zu den Stunts komen die Stars: Neben Chan eine ganz junge, 20-jährige Maggie Cheung und Brigitte Lin in einer auch körper­lich fordernden Haupt­rolle.

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Es ist verfüh­re­risch und irgendwie auch nahe­lie­gend, diese beiden Filme einmal mitein­ander zu verglei­chen. Denn beide Filme, Senti­mental Value wie Police Story, sind erst einmal in ihrer jeweils eigenen Welt sehr gelungene und sehr treffende Beispiele für zwei voll­kommen unter­schied­liche Arten von Kino. Und damit auch für zwei voll­kommen unter­schied­liche Arten von Publi­kums­er­war­tungen. Joachim Trier nimmt sich selbst und seinen Stoff ernst und vermeidet ängstlich jeden Anhauch von »schlechtem Geschmack«, während Jackie Chan mit dem schlechten Geschmack unauf­hör­lich spielt.

Überhaupt ist das Spie­le­ri­sche Joachim Triers Sache nicht – sein Film hat Exzess nur da, wo er in irgend­einer Weise notwendig ist und einen höheren Sinn erfüllt, also so könnte man sagen, da, wo er nicht exzessiv ist, sondern effizient. Police Story ist Jahrmarkt, Zirkus, ist Burleske, ist über weite Teile Exzess-pur.
Die Rollen sind klar verteilt: Gut und Böse, man weiß von Anfang an, wer wer ist, es gibt kaum Figuren, die diese Grenzen wirklich über­schreiten, am ehesten dann noch korrupte Bullen und eine Frau, die mit der Gangs­ter­bande verbunden war, aber mehr aus Versehen oder Naivität und die dann ziemlich bald innerlich und irgend­wann auch richtig die Seiten wechselt (wenn auch wieder nur deswegen, weil sie ihr Leben retten will, also nicht aus innerer Über­zeu­gung).

Diese Klarheit kann man lang­weilig und vorher­sehbar finden. Aber dies ist die Lange­weile und Vorher­seh­bar­keit der Commedia dell’Arte: Der Harlekin ist immer der Harlekin, Pierrot immer Pierrot, der Hanswurst immer Hanswurst.

Klar verteilt sind bei Chan auch die Geschlech­ter­rollen. Und das ist viel­leicht der eine Punkt, an dem Police Story am meisten, und das heißt hier auch am schlech­testen gealtert ist. Da sind die briti­schen Filme der 50er Jahre in der Retro­spek­tive schon viel weiter.

Was man aber eben vor allem fest­stellen muss: Police Story ist eigent­lich ein viel weniger normierter Film, er ist weniger verengt als die meisten Filme, die heute ins Kino kommen. Diese sind entweder Arthouse oder Genre oder Main­stream für die Masse. Damals war alles gleich­zeitig möglich. Der Film ist ein Krimi­nal­film, er ist in mancher Hinsicht hart; er ist martial arts; er ist aber gleich­zeitig auch eine klamot­tige Slapstick-Komödie.

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Es gibt immer zwei, drei Filme, die man hier sieht in den beiden Wett­be­werben, viel­leicht sogar auf der Piazza Grande, die zu den besten des Jahres gehören. Und ein paar andere, die auch noch gut sind, jeden­falls sehr sehens­wert. Aber es laufen in Locarno eben auch über 200 Filme, ganz genau 222 in diesem Jahr, während in Venedig, alle Nebensek­tionen inbe­griffen, nur etwa 120 zu sehen sind, in Cannes sogar nur rund 100 – und 222 sind einfach zu viele Filme, die Fehler haben, durch­schnitt­lich sind, schlimms­ten­falls Zeit­ver­schwen­dung oder zum Vergessen. Das mag hart klingen, denn hinter jedem Film steckt natürlich viel Arbeit und guter Wille, aber hinter jedem Locarno-Film steht auch noch der unaus­ge­spro­chene Satz: Ich wurde in Cannes oder Venedig oder Berlin abgelehnt.

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Die Pandemie hat allen Festivals, mindes­tens in ihrer Bedeutung und Außen­wahr­neh­mung massiv geschadet. Die Pandemie hat die Festivals aber auch dadurch kaputt gemacht, dass sie sie durch die Digi­ta­li­sie­rung der Abläufe verdorben hat. Gesund­heits­schutz war 2020 und 2021 eine schlüs­sige Begrün­dung, danach nur noch ein billiger Vorwand. Klarer­weise steht hinter vielem heute der reine Sparzwang, wenn man zum Beispiel Verzicht auf Papier und auf Kataloge wie bei der Berlinale mit seinem Umwelt­enga­ge­ment begründet, ist das vor allem Green­wa­shing.

Viel schwerer ins Gewicht fällt, wie es jetzt allgemein üblich geworden ist, dass auch profes­sio­nelle Gäste wie Einkäufer, Rechtehändler, Welt­ver­triebe und nicht zuletzt Film­kri­tiker sich Tickets für Film­vor­füh­rungen vorab digital reser­vieren müssen. Manchmal viele Tage im Voraus. Weil das alle tun, führt es zu einem allge­meinen Wettrennen, darum, wer möglichst schnell möglichst viele Filme reser­viert hat.

Was damit geopfert wird, ist eines der wich­tigsten Güter von Film­fes­ti­vals: die Spon­ta­n­eität, das freie Flanieren zwischen den Filmen, das frei flot­tie­rende Reagieren auf das, was einem die Kollegen erzählen, und das Reagieren auf die eigenen Gelüste, die Verfol­gung der Triebe des Hier und Jetzt. Solche Spon­ta­n­eität und die Launen des Augen­blicks sind aber das Aller­wich­tigste bei einem Film­fes­tival.

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In Locarno gibt es einen eigenen Festival-Bus-Shuttle. Wenn man nicht an der korrekten Halte­stelle steht, sondern an der für die anderen Busse, hält dieser zwar an, nimmt einen aber nicht mit.

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Mit der Digi­ta­li­sie­rung gehen auch Über­re­gu­lie­rung und Büro­kra­ti­sie­rung und ein Kontrollex­zess einher. Nehmen wir mal diese neun­malklugen Girls (liebe Lese­rinnen, es waren keine Jünglinge!) an der Akkre­di­tie­rung von Locarno, die einem sagen »Oh das ist doch alles online« – und die einem damit eigent­lich sagen wollen: »Du kommst besser gar nicht hierher und lässt uns zufrieden.« Sie sind auch bei manchen anderen Festivals eine Pestilenz, denn längst begreifen sich viele Mitar­beiter von Festivals auf allen Hier­ar­chie­ebenen nicht als Dienst­leister, sondern als die Ober­pri­vi­le­gierten, die die Festi­val­gäste als Bitt­steller behandeln.

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Film­fes­ti­vals sind vor allem ein Gemein­schafts­er­lebnis. Mit flachen Hier­ar­chien. Die kultu­relle Wertig­keit und das Mitein­ander, auch der Austausch und auch das Erleben und die Irri­ta­tionen vor Ort gehen verloren, je digi­ta­li­sierter und post-analoger, virtu­eller alles wird.

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Ein paar Wochen vor dem Festival bekam ich eine Mail. Darin hieß es, »wie viele Festivals und Kultur­ver­an­stal­tungen ist auch Locarno mit stei­genden Kosten bei gleich­blei­benden Budgets konfron­tiert. Daher wurde das Einla­dungs­kon­tin­gent in diesem Jahr reduziert. Das ist bedau­er­lich, aber leider unum­gäng­lich. Neben Dir sind auch weitere Jour­na­listen betroffen.
Den ehema­ligen Gästen bieten wir an, online (d.h. via Video Library) am Festival teil­zu­nehmen, falls eine Anreise auf eigene Kosten nicht möglich ist. Wir hoffen auf Dein Vers­tändnis.«

Es ließ sich dann doch arran­gieren, über das Festival, aller­dings nicht den Pres­se­etat, einge­laden zu werden, und so für eine knappe Woche vor Ort zu sein.

Selbst­ver­s­tänd­lich müssen wir akzep­tieren, dass alle Bereiche der Gesell­schaft, auch Festivals, von stei­genden Kosten betroffen sind. Ich glaube aller­dings, dass die Entschei­dung, Jour­na­listen aus dem Ausland zu einem großen Teil nicht einzu­laden, aller­dings Jour­na­listen aus der Schweiz und dem Tessin zum Teil für das komplette Festival, eindeutig eine falsche Entschei­dung ist. Denn wenn weniger über Locarno berichtet wird, dann wird das Festival nicht nur in der Öffent­lich­keit weniger statt­finden, es wird vor allem auch viel weniger attraktiv für Einkäufer, Rechtehändler, Welt­ver­triebe und nicht zuletzt Filme­ma­cher, die nicht nur Wert darauf legen, sondern exis­ten­ziell darauf ange­wiesen sind, dass ihre Filme in der Öffent­lich­keit präsent werden. Und zwar in der inter­na­tio­nalen Öffent­lich­keit, nicht nur in der bei allem Respekt letztlich provin­zi­ellen Schweizer.

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Eine noch viel größere Fehl­ent­schei­dung ist das in der E-Mail enthal­tene Angebot, »online (d.h. via Video Library) am Festival teil­zu­nehmen«.
Schon diese Formu­lie­rung ist hoch­pro­ble­ma­tisch, denn de facto nimmt man ja eben nicht am Festival teil, sondern schaut sich die Filme auf dem Sofa zu Hause an.

Unge­achtet der Frage, unter welchen Bedin­gungen diese Sich­tungen dann statt­finden, und inwieweit kontrol­liert werden kann, ob die Filme überhaupt korrekt und komplett gesehen werden, und inwieweit sie von den Sichtern dann herun­ter­ge­laden werden können oder von nicht­be­ru­fenem Publikum ebenfalls gesehen werden, abgesehen von alldem ist das Haupt­pro­blem dieses Angebots die Konse­quenz, die aus ihm folgt: Wenn das Ganze nämlich funk­tio­niert, dann macht es Schule.
Aber was bedeutet es für einen Filme­ma­cher, wenn ich seinen Film nur online gesehen habe und dann aus irgend­einem Grund nicht gut finde und eine negative Rezension verfasse?
Das kann jedem passieren, wenn ich den Film aber nur online gesehen habe, was ist dann von dieser Rezension zu halten? Denn schließ­lich geht es um einen Kinofilm, einen Film also, der für die große Leinwand und den dunklen Raum und das Gemein­schafts­er­lebnis gemacht ist, nicht für das Sofa vor dem Flat­screen.
Es wird sich diese Praxis bei Filme­ma­chern herum­spre­chen und man kann nur hoffen, dass es einen allge­meinen Aufschrei der Produ­zenten, Welt­ver­triebe und der Autoren­filmer und der bericht­erstat­tenden Redak­tionen gegen diese Praxis gibt – denn ansonsten wird sie den Tod der Film­fes­ti­vals einleiten.

Wir wollen ehrlich sein und nicht darum herum­reden: jeder von uns Film­kri­ti­kern bekommt von den jewei­ligen Pres­se­agenten Streams angeboten z.B um ein Interview vorzu­be­reiten. Und selbst­ver­s­tänd­lich gibt es digital libraries, nicht nur in Locarno, schon seit vielen Jahren. Jeder hat das schon genutzt. Aber sie sind immer eine Notlösung und die Ausnahme für den Fall, dass man einen Film nicht sehen kann oder verpasst hat, dass man ein Interview vorbe­reiten muss, oder wenn man eben nicht die komplette Zeit beim Film­fes­tival sein kann. Sie sind aber nicht das Äqui­va­lent einer Festi­val­teil­nahme, man nimmt nicht am Festival teil via video library.

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Ohne Kultur exis­tieren wir alle nicht, schreibt Teresa Vena in der »Zeit­schrift und Plattform der Schweizer Film­branche«. Auch wenn der Ton sich bemüht, opti­mis­tisch zu klingen, ist die Botschaft klar: Kultur wird abgebaut und wir alle müssen uns auf eine Zeit einstellen in der es so gut wie keine öffent­liche Förderung mehr gibt – jeden­falls keine für Kunst, die ihren Namen verdient.

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Es wird also in Locarno massiv gespart. Ariel aus Paris erzählt, dass es keine Shuttle vom Flughafen mehr für die Gäste gebe.
In der Stadt gibt es Debatten über die histo­ri­sche Groß­lein­wand auf der Piazza, und sogar eine Petition, um die alte zu erhalten. Denn offenbar soll sie durch eine neuere Lein­wand­va­ri­ante ersetzt werden, die vor allem Kosten spart, weil sie billiger aufge­stellt werden kann. Gleich­zeitig spricht die Festival-Chefin in den wenigen Inter­views, die sie gibt, von einer Neuauf­stel­lung des Festivals. Locarno müsse jünger, frischer und diverser werden. Schön und gut, aber erst einmal klingt das wie leeres Marke­ting­sprech.

Zum Thema Diver­sität fällt mir eher die Program­mie­rung der Wett­be­werbs­filme für die letzten Tage auf: Freitag und Samstag haben jeweils zwei Filme von Asiaten und ein Film von einem arabi­schen Regisseur als ihre Premiere. Die meisten der verblie­benen Gäste sind dann schon weg.

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Anmerkung fürs Protokoll: Ich hatte beim Festival sowohl ein Interview mit Präsi­dentin Maja Hoffmann angefragt, als auch eines mit dem Orga­ni­sa­ti­ons­chef Raphael Brun­schwig, um mehr aus Festi­val­sicht etwa über die Neuauf­stel­lung des Festivals zu erfahren, und Kürzungen und die Einla­dungs­po­litik. Das ist bis zum Redak­ti­ons­schluss nicht möglich gewesen. Die Interview-Anfrage läuft aber noch weiter und wir sind zuver­sicht­lich, dass in der nächsten Ausgabe mehr zu erfahren ist

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Als ich vor 19 Jahren, im Jahr 2006 zum ersten Mal nach Locarno kam, hatte der Katalog ein DIN A4 Format. Kurz darauf wurde er zu einem A5-Katalog. Daran konnte man sich ganz gut gewöhnen, zumal dieses Format viel prak­ti­scher war, wenn man es während des Festivals mit sich herumtrug. Jetzt hat das Film­fes­tival seit zwei Jahren eine neue Präsi­dentin und mit ihr hat auch der Katalog ein neues Format: Er ist wieder A4 – viel­leicht ist es kein Zufall, dass er damit wieder etwas mehr jenen Katalogen ähnelt, die man in Museen erstehen kann.
Aller­dings ist er höchstens halb so dick wie der von 2006, was in diesem Fall nicht an der Reduktion der Zahl der Filme allein liegt, tatsäch­lich sind sie glaube ich um viel­leicht 50 bis 80 reduziert worden, also immerhin ein Viertel, aber das muss ich noch mal über­prüfen. Es liegt auch nicht an einer anderen Papier­sorte. Sondern es liegt daran, dass die einzelnen Filme nicht mehr eine ganze Seite bekommen, sondern nur noch eine halbe. Das fällt besonders auf, weil das Foto und Eingangs­zitat der Präsi­dentin eine Doppel­seite hat, die Fotos des künst­le­ri­schen Leiters und des »Chief Executive Officers« und ihrer Grußworte ebenfalls. Das ist ein unan­ge­nehmes Miss­ver­hältnis.
Der Katalog in diesem Jahr ist ein Hoch­glanz­teil und das Plakat­motiv auf dem Titel, ein Motiv von Wolfgang Tillmanns, glänzt in allen möglichen Regen­bo­gen­farben. Das Licht wird von diesem Plakat nicht nur reflek­tiert, sondern es wird wie in einem Prisma aufge­splittet. Das Kino als Prisma, das ist immerhin mal eine schöne Idee.