Sommer-Festival der Münchner Arthouse-Kinos |
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»Crashkurs deutscher Osten nach der Wende«: In den Gängen von Thomas Stuber | ||
(Foto: Zorro Film) |
Dieses Sommerfestival der Münchner Arthouse-Kinos verdankt sich einer langen und schönen Tradition, die Fritz Falter, der Pionier der Programmkinokultur, in München begründete. Das berüchtigte Sommerloch, eine Zeit im Kinojahr, die einst ohne aktuelle Verleihstarts auskommen musste und eine Durststrecke für die Lichtspielhäuser darstellte, sollte damals überbrückt werden. Was einst als Tugend aus der Not geboren war, ist nun, da natürlich auch in Juli und August neue Filme anlaufen, eine zusätzliche Bereicherung des Kinosommers.
Und wenn der Badesommer momentan schon ausfällt, so kann einen nichts daran hindern, den Kinosommer der Münchner Arthouse-Kinos mitzumachen.
Für die beteiligten zwölf Kinos (ABC Kino, Arena, City Kinos, Kino Solln, Leopold, Monopol, Neues Maxim, Neues Rex, Neues Rottmann, Rio Filmpalast, Studio Isabella, Theatiner Filmkunst) und ihre Betreiber*innen sind die Filmkunstwochen wieder die beste Gelegenheit, in der Auswahl ihre eigene Handschrift bei der Programmierung unter Beweis zu stellen. Denn es sind die Kinomacher*innen selbst, die das Programm der Filmkunstwochen kuratorisch gestalten und ihre jeweiligen persönlichen Akzente setzen.
Gleich in der ersten Woche kann man sich mit den verschiedenen Programmreihen der einzelnen Kinos vertraut machen, wenn sie bereits mit absoluten Höhepunkten aufwarten.
Am spektakulärsten startet das Leopold mit seiner Werkschau des Kino-Provokateurs Gaspar Noé. Denn zum Auftaktwochenende wird der französisch-argentinische Film-Extremist persönlich anwesend sein, um am Samstag und Sonntag gleich vier seiner exzessiven Filme zu präsentieren: Climax (2.8. 17:00), Lux Æterna (2.8. 19:30), dann Love (in der 3-D Version) (2.8. 21:15) und Vortex (3.8. 14:30).
Weitere hochkarätige Namen der aktuellen Filmkunst: die Reihe zu Regiemeister Paul Thomas Anderson startet im City Kino mit dessen frühem unbekannteren Werk Hard 8 über einen Profi-Spieler im Casino-Milieu (31.7. 20:15) und seinem Durchbruch Boogie Nights aus der kalifornischen Pornofilm-Szene (1.8. 20:15).
Das ABC widmet sich dem für seine satirisch scharfen Zeitdiagnosen preisgekrönten Schweden Ruben Östlund.
Das Monopol, in dem am Mittwoch mit »Rave on« die Eröffnung stattfand, feiert das US-amerikanische Independent-Kino und stellt Filme von den zwei Produktionsfirmen A 24 und Neon vor, die in den letzten Jahren im Arthouse-Bereich sehr erfolgreich waren. Losgehen tut’s mit Mid90s von Jonah Hill (31.7. 20:45) und Aftersun (1.8. 18:40) von Charlotte Wells.
Im Theatiner gibt es unter anderem eine Hommage an die französische Pop-Ikone Jane Birkin mit Filmen von Agnès Varda, zu Beginn gleich den selten zu sehenden Kung-Fu Master (2.8. 18:15).
Das Isabella legt den Schwerpunkt auf lateinamerikanisches und spanisches Kino, das Arena bietet mit der Reihe »Jugend & Krawall« aufregende Rebellionen im Kino, das Rio gibt einen vielversprechenden »Crashkurs deutscher Osten nach der Wende«, so etwa mit In den Gängen von Thomas Stuber (5.8. 20:00).
Und wer hier noch nichts entdeckt hat, der kann in der Vielfalt der Reihen »Music on screen« oder »Best of Cannes« stöbern.
Was am ersten Wochenende überdies heraussticht: Es werden im City-Kino die Starter-Filmpreise der Stadt München vorgestellt, mit denen noch nicht etablierte Filmemacher*innen ausgezeichnet werden. Man kann hier gewissermaßen die Zukunft des Münchner Kinos bestaunen. Vorgeführt werden drei der prämierten mittellangen Filme in Anwesenheit aller Preisträger*innen. (1.8. 18:00 City; zu Gast: Lou von Sohlern, Matilda Mokina, Louise Zenker, Daood Alabdulaa, Maximilian Weigl, Nathan Engelhardt).
Aber man kann auch den altgedienten Stammgästen der Filmkunstwochen bereits in der Auftaktwoche persönlich begegnen wie etwa dem Münchner Filmpoeten Wolf Gaudlitz: bei den Aufführungen seines Evergreens Táxi Lisboa im Isabella (Do 31.7. 18:30 im Rahmen der Reihe mit spanisch und lateinamerikanischen Filmen), und in der Pasinger Fabrik, einer der Sonderlocations neben den beteiligten Kinos (Mi 6.8. 20:30).
Ebenfalls ein beliebter Gast der Filmkunstwochen ist der Münchner Regisseur Peter Goedel, der seinen Filmessay über Science und Fiction Die Rückkehr zu den Sternen im Theatiner persönlich vorstellen wird (1.8. 18:00).
Mehr als genug Gründe also, um in die Kinos zu gehen und das Engagement der Kinomacher*innen zu honorieren.