31.07.2025

Sommer-Festival der Münchner Arthouse-Kinos

In den Gängen
»Crashkurs deutscher Osten nach der Wende«: In den Gängen von Thomas Stuber
(Foto: Zorro Film)

Vom 30. Juli bis zum 20. August finden wieder die München Filmkunstwochen statt, nun bereits zum 73. Mal

Von Wolfgang Lasinger

Dieses Sommer­fes­tival der Münchner Arthouse-Kinos verdankt sich einer langen und schönen Tradition, die Fritz Falter, der Pionier der Programm­ki­no­kultur, in München begrün­dete. Das berüch­tigte Sommer­loch, eine Zeit im Kinojahr, die einst ohne aktuelle Verleih­starts auskommen musste und eine Durst­strecke für die Licht­spiel­häuser darstellte, sollte damals über­brückt werden. Was einst als Tugend aus der Not geboren war, ist nun, da natürlich auch in Juli und August neue Filme anlaufen, eine zusätz­liche Berei­che­rung des Kino­som­mers.

Und wenn der Bade­sommer momentan schon ausfällt, so kann einen nichts daran hindern, den Kino­sommer der Münchner Arthouse-Kinos mitzu­ma­chen.

Für die betei­ligten zwölf Kinos (ABC Kino, Arena, City Kinos, Kino Solln, Leopold, Monopol, Neues Maxim, Neues Rex, Neues Rottmann, Rio Film­pa­last, Studio Isabella, Theatiner Filmkunst) und ihre Betreiber*innen sind die Film­kunst­wo­chen wieder die beste Gele­gen­heit, in der Auswahl ihre eigene Hand­schrift bei der Program­mie­rung unter Beweis zu stellen. Denn es sind die Kino­ma­cher*innen selbst, die das Programm der Film­kunst­wo­chen kura­to­risch gestalten und ihre jewei­ligen persön­li­chen Akzente setzen.

Gleich in der ersten Woche kann man sich mit den verschie­denen Programm­reihen der einzelnen Kinos vertraut machen, wenn sie bereits mit absoluten Höhe­punkten aufwarten.

Am spek­ta­kulärsten startet das Leopold mit seiner Werkschau des Kino-Provo­ka­teurs Gaspar Noé. Denn zum Auftakt­wo­chen­ende wird der fran­zö­sisch-argen­ti­ni­sche Film-Extremist persön­lich anwesend sein, um am Samstag und Sonntag gleich vier seiner exzes­siven Filme zu präsen­tieren: Climax (2.8. 17:00), Lux Æterna (2.8. 19:30), dann Love (in der 3-D Version) (2.8. 21:15) und Vortex (3.8. 14:30).

Weitere hoch­karä­tige Namen der aktuellen Filmkunst: die Reihe zu Regie­meister Paul Thomas Anderson startet im City Kino mit dessen frühem unbe­kann­teren Werk Hard 8 über einen Profi-Spieler im Casino-Milieu (31.7. 20:15) und seinem Durch­bruch Boogie Nights aus der kali­for­ni­schen Pornofilm-Szene (1.8. 20:15).

Das ABC widmet sich dem für seine satirisch scharfen Zeit­dia­gnosen preis­ge­krönten Schweden Ruben Östlund.

Das Monopol, in dem am Mittwoch mit »Rave on« die Eröffnung stattfand, feiert das US-ameri­ka­ni­sche Inde­pen­dent-Kino und stellt Filme von den zwei Produk­ti­ons­firmen A 24 und Neon vor, die in den letzten Jahren im Arthouse-Bereich sehr erfolg­reich waren. Losgehen tut’s mit Mid90s von Jonah Hill (31.7. 20:45) und Aftersun (1.8. 18:40) von Charlotte Wells.

Im Theatiner gibt es unter anderem eine Hommage an die fran­zö­si­sche Pop-Ikone Jane Birkin mit Filmen von Agnès Varda, zu Beginn gleich den selten zu sehenden Kung-Fu Master (2.8. 18:15).

Das Isabella legt den Schwer­punkt auf latein­ame­ri­ka­ni­sches und spani­sches Kino, das Arena bietet mit der Reihe »Jugend & Krawall« aufre­gende Rebel­lionen im Kino, das Rio gibt einen viel­ver­spre­chenden »Crashkurs deutscher Osten nach der Wende«, so etwa mit In den Gängen von Thomas Stuber (5.8. 20:00).

Und wer hier noch nichts entdeckt hat, der kann in der Vielfalt der Reihen »Music on screen« oder »Best of Cannes« stöbern.

Was am ersten Wochen­ende überdies heraus­sticht: Es werden im City-Kino die Starter-Film­preise der Stadt München vorge­stellt, mit denen noch nicht etablierte Filme­ma­cher*innen ausge­zeichnet werden. Man kann hier gewis­ser­maßen die Zukunft des Münchner Kinos bestaunen. Vorge­führt werden drei der prämierten mittel­langen Filme in Anwe­sen­heit aller Preis­träger*innen. (1.8. 18:00 City; zu Gast: Lou von Sohlern, Matilda Mokina, Louise Zenker, Daood Alabdulaa, Maxi­mi­lian Weigl, Nathan Engel­hardt).

Aber man kann auch den altge­dienten Stamm­gästen der Film­kunst­wo­chen bereits in der Auftakt­woche persön­lich begegnen wie etwa dem Münchner Film­poeten Wolf Gaudlitz: bei den Auffüh­rungen seines Ever­greens Táxi Lisboa im Isabella (Do 31.7. 18:30 im Rahmen der Reihe mit spanisch und latein­ame­ri­ka­ni­schen Filmen), und in der Pasinger Fabrik, einer der Sonder­lo­ca­tions neben den betei­ligten Kinos (Mi 6.8. 20:30).

Ebenfalls ein beliebter Gast der Film­kunst­wo­chen ist der Münchner Regisseur Peter Goedel, der seinen Filmessay über Science und Fiction Die Rückkehr zu den Sternen im Theatiner persön­lich vorstellen wird (1.8. 18:00).

Mehr als genug Gründe also, um in die Kinos zu gehen und das Enga­ge­ment der Kino­ma­cher*innen zu hono­rieren.