30.12.2021

Kino und Zukunft

Mulan
Unsere Nachwuchs-Autorin konnte diesen Film als eine der Happy Fews auf der großen Leinwand sehen: Mulan
(Foto: Disney+)

Warum als junger Mensch noch ins Kino gehen? Verteidigung eines Ortes

Von Paula Ruppert

Manch einer fragt sich, warum man als junger Mensch heute noch ins Kino geht – schließ­lich gibt es ja Netflix, Amazon Prime, Disney+ und Co. Dies sei ja viel entspannter, zu Hause verfügbar, preislich erschwing­lich, mit einer riesigen Auswahl und sowohl mit Freunden als auch alleine nutzbar, und alleine ins Kino zu gehen sei ja wohl etwas erbärm­lich. Nun, letzteres mag zutreffen (ist jedoch auch nicht weiter schlimm) und auch die anderen Punkte sind nicht von der Hand zu weisen. Hat das Kino dennoch eine Zukunft? Kurz­ant­wort: Ja, es ist noch lange nicht aus der Mode und wird es wohl auch nicht so schnell kommen.

Gewisse Vorteile des Kinos fallen bei der Nutzung von Streaming-Diensten einfach weg. Wer hat schon einen abge­schlos­senen, dunklen Raum mit großer Leinwand und Surround-Sound, eventuell auch mit der Option, Filme in 3D abzu­spielen? Wohl die wenigsten. In der Technik liegt jedoch einer der großen Reize des Kinos, denn die Möglich­keit, volls­tändig in die Realität des Films ein- und für die gesamte Laufzeit nicht mehr aufzu­tau­chen, ist viel leichter. Filme, die für die große Leinwand gedreht werden, entfalten auf dieser ihre Macht mit viel größerer Wucht. Der Kinostart großer Block­buster wie Marvel- oder Star-Wars-Filme werden von den Fans sehn­süchtig erwartet, obwohl sie früher oder später auch auf den Streaming-Portalen zu finden sind – es wird von manchen Fans sogar richtig zele­briert, ohne Verklei­dung wird das Kino nicht betreten; ein Stream zu Hause ruft diese Euphorie eher nicht hervor.

Doch auch jenseits der Filme, die vor allem auf Effekte aus sind und immer nach einem bewährten Schema funk­tio­nieren, ist das Kino der Ort des Films. Immer mehr werden auch in größeren Licht­spiel­häu­sern Filme gezeigt, die nicht unbedingt aus dem meist englisch­spra­chigen Main­stream-Bereich kommen. Werke beispiels­weise aus dem asia­ti­schen Raum werden mehr und ermög­li­chen so einen inter­es­santen Blick auf Kulturen und Gesell­schaften, mit welchen man sonst viel­leicht eher weniger in Berührung kommt. Auch kann das Kino­pro­gramm dazu führen, dass man sich etwas anschaut, das man auf Platt­formen umgehen würde, da man die eigene Komfort­zone verlassen müsste; doch manchmal muss man sich mit Themen ausein­an­der­setzen, die eben nicht angenehm sind, die einen viel­leicht nicht persön­lich betreffen, jedoch den Blick auf das nicht so leichte Leben anderer werfen oder Probleme aufzeigen, vor denen man die Augen gerne verschließen würde – aber eigent­lich nicht sollte.

Auf keinen Fall sollte man sich ohne nach­zu­denken von dem beein­flussen lassen, was man im Kino sieht, doch das sollte man auch beim Film­schauen auf einem kleineren Bild­schirm nicht. Das Kino spielt in der Gesell­schaft eine Rolle und wird es auch weiterhin tun, da es durch seine tech­ni­schen Gege­ben­heiten nach wie vor eines der eindrück­lichsten Medien ist, und sowohl den eigenen Horizont erweitern als auch einfach in fremde Traum­welten entführen kann.