Wie aus einer anderen Zeit |
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Preis der FIPRESCI-Jury und Lobende Erwähnung der Juniorfilm-Jury: Moon Rock For Monday | ||
(Foto: IFF SCHLINGEL) |
Von Christel Strobel & Holger Twele
Die einstige Industriestadt Chemnitz, in der eine Reihe bekannter Marken entwickelt und produziert wurden, was man im Industriemuseum entdecken kann (in der Gießereihalle einer ehemaligen Wekzeugmaschinenfabrik, die selbst ein Zeugnis der Industrie-Architektur ist), nennt sich heute selbstbewusst „Stadt der Moderne“ – und das ist, wie man auf den zweiten Blick feststellt, nicht nur ein Name. Der Offenheit gegenüber der Klassischen Moderne und zeitgenössischen Werken ist es zu verdanken, dass der Münchner Kunsthändler Alfred Gunzenhauser seine bedeutende Sammlung, bestehend aus rund 3000 Werken von 270 Künstlern des 20. Jahrhunderts, nach Chemnitz gegeben hat. Dort, in einem 2007 zum „Gunzenhauser Museum“ umgebauten ehemaligen Sparkassengebäude im Stile der Neuen Sachlichkeit, sind Hauptwerke der Sammlung in wechselnden Dauerausstellungen zu sehen.
Offenheit zeigt sich auch beim Kinderfilmfestival, das finanzielle sowie kommunalpolitische Unterstützung erhält. 1996 hat es als „Kinderfilmschau“ mit 15 Filmen begonnen, und Michael Harbauer, Festivalleiter und Geschäftsführer des Sächsischen Kinder- und Jugendfilmdienstes, erinnert sich: »Angefangen haben wir im Kraftwerk / Haus Einheit im großen Saal, wo alle Tanzen gelernt haben. Damals gab es mit dem Metropol nur noch eine Leinwand in Chemnitz.« Nach zwei Kinderfilmschauen kam das Angebot, ins neue Kino Luxor zu ziehen, »da haben wir sofort zugesagt, natürlich! Im neuen großen Kino von Chemnitz ließ man uns weitgehend freie Hand und Mietzahlungen kannten wir auch noch nicht. Wir waren einfach froh, dass wir dort was machen konnten und haben mit der Zeit immer mehr Säle in Beschlag genommen – es wuchs und gedieh«. Im weiteren Verlauf folgte der Vorschlag vom damaligen Kulturbürgermeister: »Wenn das jetzt ein Festival werden soll, dann brauchen wir auch einen Preis« und 2001 gab es erstmals den mit 10.000 Mark dotierten Preis von der Stadt Chemnitz. Was zunächst als Kennlernangebot von Filmen wichtiger anderer deutscher Festivals für die Kinder in Chemnitz gedacht war, hat sich bei der 6. Kinderfilmschau zu einer Präsentation von Erstaufführungen entwickelt. Möglich wurde das sowohl durch zielstrebige Recherche der Festivalmacher Michael Harbauer und Sylvia Zimmermann als auch durch den politischen Rückenwind seitens der Stadt Chemnitz.
Die Schließung des bewährten und sympathischen Festivalkinos Luxor bedeutete einen fast existenzbedrohenden Einschnitt für den „Schlingel“ – der Aufbau einer neuen Spielstätte im „Roten Turm“, einem für Blockbuster bekannten Kino in der oberen Etage eines Geschäftszentrum, war nicht einfach und brachte erst mal einen starken Rückgang der Besucherzahlen. Michael Harbauer erinnert sich: »Das lag nicht am netten Kinopersonal! Aber alle Leute sagten ‚unser Festivalkino ist das Luxor´. Wir haben aber von der Galerie tolle Unterstützung erhalten, so konnte der Schlingel dort Fuß fassen – und letztlich hat der Umzug dem Kino und dem Schlingel gut getan.« Das Filmprogramm wurde nach und nach flankiert von Workshops, medienpädagogischen und filmpolitischen Veranstaltungen, Fachgesprächen und Treffen von Organisationen wie Bundesverband Jugend und Film, Förderverein deutscher Kinderfilm etc.
Im Bericht über die achte Ausgabe des „Schlingel“ im Oktober 2003 – inzwischen Internationales Kinderfilmfestival – wird bereits auf weitere Angebote eingegangen: »Manches, was im Zusammenhang mit dem Chemnitzer Filmfestival im Laufe der Jahre die Fachwelt überrascht hat, kam auf leisen, bisweilen sogar sehr leisen Sohlen daher. Das gilt auch für die seit drei Jahren im Rahmen des Festivals stattfindenden Podiumsgespräche. Angesichts der weit verbreiteten medialen Selbstinszenierung vieler Veranstaltungen, wo die ausschweifende Präsentation oft nichts mehr mit der substanziellen Bedeutung des Ereignisses zu tun hat, kann die Chemnitzer Praxis als außerordentlich wohltuend empfunden werden. Nachhaltigkeit wird hier aus dem originären Ereignis abgeleitet und weniger aus der Inszenierung desselben.« (Klaus-Dieter Felsmann in KJK Nr. 97’2004)
2006 wurde mit dem „Ehrenschlingel“ ein besonderer Preis etabliert und erster Preisträger war der tschechische Regisseur Václav Vorlíczek (u.a. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel). Dieser „Ehrenschlingel“ – symbolisiert durch eine pfiffige, in einer Erzgebirgs-Werkstatt gefertigte Holzfigur – wird seitdem jährlich für besondere Leistungen im Kinder- und Jugendfilm verliehen. Ab dem zehnten Jahr firmierte außerdem der „Schlingel“ als »Internationales Filmfestival für Kinder und junges Publikum« und findet weiterhin und bis heute jährlich im Oktober statt.
Was einst mit 15 Produktionen vorwiegend aus dem osteuropäischen Raum begonnen hat, ist mit einem ständig steigenden Filmangebot für das junge Publikum – aktuell beim 25. Schlingel waren es 263 Lang- und Kurzfilme aus 40 Ländern – ein gern und viel besuchtes filmisches Event für Schulklassen und Familien (2019 ca. 25.000 Kinder und Erwachsene) sowie ein wichtiger Termin im Festivalkalender der Fachbesucher geworden. Inzwischen hat sich auch die Zahl der Preise und der Jurys vervielfacht; Preise vergeben außer der Europäischen Kinderjury (9 Mitglieder), der Junior- (6) und Jugendjury (8) noch diverse Fachjurys, u.a. für Spielfilm International und National, FIPRESCI-Jury , ECFA (Europäische Kinderfilmvereinigung), Ökumenische Jury und „Club of Festivals“ (20 Mitglieder).
Zum 25. Jubiläum dieses Filmfestivals, mit dem mich viele Erinnerungen verbinden an interessante wie herzliche Begegnungen, die im Laufe der Jahre zu Freundschaften wurden, an nachhaltige Filmerlebnisse und kollegiale Fachgespräche, wäre ich auch in diesem Jahr gerne wieder gefahren. Kurzfristig aber machte mir das »Beherbergungsverbot für Personen aus Risikogebieten« (das in Sachsen sogar früher als in Bayern in Kraft trat) einen Strich durch die Rechnung. Den folgenden aktuellen Bericht verfasste Holger Twele, der glücklicherweise nicht aus einem Risikogebiet kam...
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Trotz Corona fand die Jubiläumsausgabe des Festivals wie vorgesehen statt und weder das wie immer umfangreiche Gesamtprogramm mit zahlreichen Sektionen noch der über 200-seitige Katalog ließen erkennen, wie stark die gesamte Filmbranche und damit auch dieses Festival betroffen sind. Natürlich blieben viele Festivalgäste vor allem aus dem Ausland fern und fast alle Jurys konnten ihre Preise nur anhand von Online-Konferenzen festlegen und vergeben. Trotz der strikt eingehaltenen Vorgaben und Hygiene-Maßnahmen, denen am Ende dann doch die Preisverleihung in der Stadthalle zum Opfer fiel, wurden immerhin 13.000 vorwiegend junge Zuschauer*innen erreicht. Nahezu alle der gezeigten Filme sind vor der Pandemie gedreht worden, was umso mehr ins Bewusstsein rückt bei dem Gedanken, dass viele Inszenierungen und Geschichten heute kaum realisierbar wären. So wirkten selbst die aktuellen Filme manchmal wie aus einer anderen Zeit. Not macht in Teilen aber auch erfinderisch. Gerade weil so viel Fachpublikum fehlen würde, kam Festivalleiter Michael Harbauer auf die Idee eines „Club of Festivals“, in dem Leiter*innen von Kinderfilmfestivals aus der ganzen Welt ihre eigenen Favoriten kürten, aufgeschlüsselt nach den drei zentralen Wettbewerben des Festivals für den Kinderfilm, Juniorfilm und Jugendfilm.
Wie schon in früheren Jahren lagen die meisten Entdeckungen und Überraschungen im Juniorbereich. Für Kinder, die noch nicht über ein umfangreiches Filmwissen verfügen und daher nur begrenzt Vergleiche ziehen können, ist vieles ohnehin immer neu und damit überraschend. Aus Erwachsenensicht bot der als originärer Filmstoff entstandene norwegische Film Der Sommer; In Dem Wir Allein Waren von Silje Salomonsen und Arild Østin, ausgezeichnet mit dem Sonderpreis des MDR, die größte Überraschung im Kinderfilmsektor. Denn die neunjährige Vega und ihre fünfjährige Schwester sind mitten in der norwegischen Wildnis plötzlich ganz allein auf sich gestellt, nachdem der Vater bei einem gemeinsamen Ausflug in eine Felsspalte gefallen ist. Die beiden Mädchen sollen Hilfe holen, aber sie verlaufen sich und müssen sogar im Wald übernachten. Kindliche Fantasie, Ängste, Streitereien und erwachendes Selbstbewusstsein gehen hier in teils poetischen Bildern der Natur eine Verbindung ein, die den Film zu einem filmischen Abenteuer werden lässt.
Drei Filme aus dem Juniorfilmwettbewerb stachen besonders hervor: Der australische Film Moon Rock For Monday von Kurt Martin wurde gar mit dem Hauptpreis der Internationalen Fachjury, dem Preis der FIPRESCI-Jury und einer Lobenden Erwähnung der Juniorfilm-Jury ausgezeichnet. Ein schräges Roadmovie, angesiedelt überwiegend im australischen Outback, mit skurrilen Nebenfiguren und beeindruckenden Hauptfiguren, das bekannte Erzählstile und Motive aufgreift, um sie in komplett neue Zusammenhänge zu stellen und Vorurteile zu hinterfragen. Wo sonst etwa in einem Film für Kinder ab 13 Jahren treffen ein neunjähriges, schwer erkranktes Mädchen und ein achtzehnjähriger Dieb, der wegen Mordes von der Polizei gejagt wird, aufeinander, um gemeinsam eine Reise anzutreten, deren Ende nicht vorhersehbar ist, nicht einmal für das weiße Kaninchen im Handgepäck? Das Mädchen Monday möchte unbedingt einen Mondstein weit über tausend Kilometer entfernt in der Nähe des heiligen Bergs Uluru finden, von dem die Aborigines behaupten, er könne Krankheiten heilen. Der durch einen Unfall traumatisierte Junge benutzt Monday zuerst, um sich besser vor der Polizei verstecken zu können, bis auch er den Beweis antritt, dass man Menschen niemals nur dem ersten äußeren Eindruck nach beurteilen sollte.
Der niederländische Film Der Club Der Hässlichen Kinder von Jonathan Elbers (Juniorfilmpreis Club of Festivals) entwirft eine dystopische Gesellschaft in naher Zukunft mit Parallelen zur Nazi-Diktatur und zu „1984“. Alle Kinder, die nicht den äußeren Normen von „Schönheit“ entsprechen, sollen aus der Gesellschaft ausgesondert werden, egal ob sie eine Narbe haben, eine Zahnspange tragen oder Segelohren haben wie Paul, dessen Vater einer der führenden TV-Journalisten und Meinungsmacher im Land ist. Der Präsident des Landes hat allerdings nicht mit dem Widerstand vieler Kinder gerechnet, die sich mit ihren Familienmitgliedern und Mitschüler*innen solidarisieren und zur Wehr setzen. Eine mitunter etwas einfach konstruierte Gesellschaftsparabel, die dennoch unter die Haut geht und demonstriert, wie wichtig und unabdingbar es ist, dass sich junge Menschen Gehör gegenüber den Erwachsenen zu verschaffen wissen.
Die Schwarze Mühle von Mariusz Pelaj, nicht zu verwechseln mit dem bekannten Filmstoff um den Zauberlehrling Krabat, entstand nach einer Romanvorlage von Marcin Szczygieski aus dem Jahr 2010. Der polnische Film mit SF-Elementen wurde in Chemnitz in Welturaufführung gezeigt, erhielt den Preis der deutschen Juniorjury und nähert sich dem Thema Inklusion von Behinderten auf vollkommen ungewöhnliche Weise. Iwo, dessen Vater vor neun Jahren bei einem Großbrand in der schwarzen Mühle ums Leben kam, möchte viel lieber mit seinen Freunden spielen, als ständig auf seine schwer behinderte Schwester aufpassen, die beim Großbrand als Frühgeburt zur Welt kam. Als im Dorf plötzlich unerklärliche Dinge passieren, Gegenstände verschwinden und Vögel tot vom Himmel fallen, machen Iwos Freunde seine Schwester dafür verantwortlich. Fast schon zu spät erkennen sie, dass die Schwester ihre einzige Rettung sein könnte, denn nur sie scheint der Schlüssel dafür zu sein, das Dorf vor der völligen Vernichtung zu bewahren. Geschickt verbindet Palej mit seinem aufwändig produzierten Film Elemente des klassischen polnischen Kinderfilms mit modernen Mainstream-Elementen.
Vorherrschende Themen des Jugendfilmwettbewerbs waren erste wichtige Liebeserfahrungen und die Suche nach Akzeptanz – natürlich nichts Neues, aber doch immer wieder neu und anders erzählt. Das gilt insbesondere für den spanischen Film Leben Ohne Sara Amat von Laura Jou, ein zärtlich-poetisches Kammerspiel mit zwei jungen Liebenden, die durchaus auch handgreiflich zur Sache gehen. Der 13-jährige Pep verbringt wie jedes Jahr seine Sommerferien bei seinen Großeltern in einem kleinen spanischen Dorf. Doch diesmal hat er sich unsterblich in die nur ein Jahr ältere Sara verliebt. Sie ist trotz des geringen Altersunterschieds nicht nur in sexueller Hinsicht schon deutlich reifer, interessiert sich vor allem für Kunst und Werke der großen Weltliteratur. Sara, die mit ihren Eltern nicht zurechtkommt und sich von einer heimlichen Affäre der Mutter belastet fühlt, verschwindet plötzlich ohne äußerlich erkennbaren Grund. Sie versteckt sich im Zimmer ihres Freundes Pep, dem allein sie ihr Vertrauen schenkt. Auf diese Weise kommen sich die beiden nicht nur körperlich näher, sondern Pep macht auch wichtige Erfahrungen mit der Welt der Erwachsenen, die keineswegs so heil ist, wie er bisher glaubte.
Völlig aus der Bahn geworfen fühlt sich die 14-jährige begabte Spitzenturnerin Leigh in Perfect 10 von Eva Riley aus Großbritannien, als nach dem Tod der Mutter auch noch ihr bisher unbekannter älterer Halbbruder auftaucht. Dieser beansprucht selbstbewusst seinen neuen Platz in der Wohnung des Vaters und er handelt mit gestohlenen Motorrädern. Gleichwohl fühlt sich Leigh von diesem ungebundenen freien Leben des Bruders und seiner Clique angezogen, die jeweils am Abend zusammenkommt und ihre Männlichkeitsrituale praktiziert. Leigh riskiert eine Menge, um ihm ebenbürtig zu werden, findet in ihm schließlich aber einen Verbündeten, der ihr hilft, mit den Problemen in der Familie zurechtzukommen und auch in sportlicher Hinsicht Selbstvertrauen zu gewinnen.
Unerschöpflich und natürlich besonders alltagsrelevant ist wohl das Problem vieler junger Menschen, die sich in ihrer Klasse oder an einer neuen Schule behaupten müssen, schüchtern sind und tollpatschig wirken, häufig anecken oder abblitzen, auf der Suche nach passenden (neuen) Freunden sind und nicht zuletzt auch noch beim „anderen“ Geschlecht punkten wollen. Die 16-jährige Maisy etwa, in Soundtrack To Sixteen von Hillary Shakespeare, die ein ganzes Schuljahr dafür benötigt, um festzustellen, mit wem sie zusammen sein möchte und wer sich nur über sie lustig macht. Inszeniert ist das in einer sehr direkten, spontanen und fast schon dokumentarischen Weise, die nachvollziehbar macht, warum dieser britische Film den Publikumspreis Chemnitz erhielt. Oder die französisch-belgische Komödie Man Up! (Un vrai bonhomme) von Benjamin Parent, in der ein Sechzehnjähriger sich seinen durch einen Unfall ums Leben gekommenen älteren Bruder so sehr zum Vorbild nimmt, dass er erst spät erkennt, zu sich zu stehen und seine eigenen Stärken zu entwickeln.
Mit ganz anderen Problemen ist die 18-jährige Lola in Lola Und Das Meer (B/F 2019, Laurent Micheli) konfrontiert. Als Junge geboren hat sie sich in ihrer Haut nie wohlgefühlt und ist fest entschlossen, eine operative Geschlechtsumwandlung als letzten verbliebenen Schritt vorzunehmen. Heimlich immer von der gerade erst verstorbenen Mutter unterstützt, hat der Vater den Kontakt zu Lola vollständig abgebrochen. Sie hingegen fordert ihr Recht darauf, vom Vater wenigstens gehört zu werden und so beginnt eine erzwungene gemeinsame nächtliche Autofahrt ans Meer, die Urne mit der Asche der Mutter als einziges Bindeglied zwischen Vater und Tochter mit dabei. Ein starker Film, der vom Verleih Salzgeber bald ins Kino gebracht wird, mit symbolkräftigen Bildern, knappen Dialogen und einer so zarten wie schlagkräftigen Hauptfigur, die lange in Erinnerung bleiben wird. (Jugendfilmpreis Club of Festivals).
Eine weitere Entdeckung ist Das Versprechen Von Pisa (NL/B 2019, Norbert ter Hall), der mit dem Preis der deutschen Jugendjury ausgezeichnet wurde und nach einem biografisch gefärbten Bestseller entstand. Mit der italienischen Stadt Pisa hat der Film rein gar nichts zu tun, es sei denn in der Überinterpretation, dass Sam mit seiner aus Marokko stammenden Familie in eine „Schieflage“ geraten ist. Die Familie lebt in einem sozialen Brennpunkt im Norden von Amsterdam, Sams älterer Bruder gehört einer organisierten Diebesbande an und wandert dafür schließlich ins Gefängnis. Die ganze Hoffnung ruht daher auf Sam, den Jüngsten der Familie und einem begnadeten Trompetenspieler, der den Sprung in eine renommierte Musikschule schaffen soll. Mit den Diebestouren seines Bruders hat er nichts zu tun, außer dem Umstand, dass er immer dann Trompete spielen muss, wenn ein neuer Coup geplant wird und die Polizei versucht, die Wohnungsfenster auf Schallwellen abzutasten und mitzuhören. Sam schafft es dank eines loyalen Musiklehrers – der in Sams vom Bruder geschenkter Trompete sein eigenes gestohlenes Instrument wiedererkennt – an der Schule angenommen zu werden. Doch der Weg zum Erfolg ist weit und immer wieder wird er von seiner Herkunft eingeholt. Mit den beiden genannten Beispielen ist am besten umrissen, dass der Film eine große Bandbreite des Lebens im Armenviertel erfasst, die schlechten Seiten genauso wie die schönen, die durch viel Humor und die Musik wunderbar zum Klingen gebracht werden.