28.11.2013

Verrückte Hunde

Baby Blues
Rumhängen mit Baby ist nicht immer so easy wie hier auf dem Bild:
Baby Blues

Film Polska zeigt zum dritten Mal Filme polnischer Nachwuchsregisseure

Von Dunja Bialas

Die Polen, und das sage ich jetzt nicht, weil mein Urgroßvater aus Breslau stammt, sind ein zutiefst sympa­thi­sches Volk. Sie haben eine gute Portion Verrückt­heit, die sich mit melan­cho­li­scher Tiefe paart. Vom »Club der polni­schen Versager« in Berlin bis hin zu den augen­zwin­kernden Doku­men­tar­filmen Stanislaw Muchas haben sie bewiesen, dass Spaß und Ernst keine Gegen­sätze sein müssen, sondern eine wichtige Liaison für das Leben überhaupt.

Ganz im Sinne dieser polni­schen, tief­trau­rigen Fröh­lich­keit findet noch bis zum 1. Dezember zum dritten Mal »Film Polska« statt. Es bezeichnet sich selbst als »rebel­li­sches« Film­fes­tival, und führt seit diesem Jahr als Maskott­chen »den verrückten Hund«, was wiederum bezeich­nend für die polnische Selbst­ironie ist: Mit ihm wird auf den hoch­pro­zen­tigen polni­schen Party-Kracher Wsciekly Pies ange­spielt, der, wenn er nach allen Regeln der Kunst aus Wodka und Grenadine gemixt wird, die polnische Natio­nal­flagge auf dem Glasboden erscheint. Na zdrowie!

Verrückt­heiten aller Art lassen sich auch im dies­jäh­rigen Programm finden, das polnische Nach­wuchs­re­gis­seure vorstellt und ausdrück­lich zum Kultur­aus­tausch einlädt. Film­ge­spräche mit ange­reisten Regis­seuren und eine Festi­val­party im Strom-Club (Fr., 29.11., ab 22 Uhr) sollen das Gesellige der deutsch-polni­schen Freund­schaft fördern.

Autismus ist eine Entwick­lungs­stö­rung, der man – zumindest wenn sie auf der Leinwand gezeigt wird – viel Sympathie entge­gen­bringen kann. The Girl from the Wardrobe (Dziewc­zyna z szafy), in dem Autist Tomek der myste­riösen Magda begegnet, ist mit einem coolen Sound­track versehen und findet absurde Bild­mo­mente, die von einem bestimmten jugend­li­chen Leicht­sinn zeugen. (Do., 28.11., 19 Uhr)

Drei Schwes­tern fallen über den 35-jährigen geistig behin­derten Robert her, der mit ihnen sein ganzes Leben in der gemein­samen Wohnung verbracht hat. Abgedreht und mit einer ausge­feilten Farb­dra­ma­turgie erzählt Three Sisters T (Trzy Siostry T) von einem bestia­li­schen Geheimnis, das die Familie teil. (Fr., 29.11., 21:30 Uhr)

Ganz heißes Eisen fasst In the Name of... (W imie....) an. Ein Pater übernimmt ein kleine Gemeinde in der polni­schen Provinz. Dort begegnet er einem exzen­tri­schen jungen Mann, der in ihm unter­drückte Sehn­süchte zum Vorschein bringt. Der Film war auf der dies­jäh­rigen Berlinale für den Teddy Award nominiert. (Sa., 30.11., 19 Uhr)

Nicht nur Pater können anders ticken als es die Tätig­keits­be­schrei­bung erfordert, auch Mütter finden es bisweilen schwer, sich auf ihre Mutter­rolle einzu­lassen. Natalia ist jung und hat doch schon ein Kind. Zwischen Party­ter­minen stöckelt sie mit dem Kinder­wagen meist missmutig durch die Gegend, auf der Suche nach dem nächsten Abstell­platz für Sohn Antek. Baby Blues (Bejbi blues) erzählt von der Schwie­rig­keit, sich mit den Tatsachen des Lebens anzu­freunden, wenn das Erwach­sen­sein zu früh ange­fangen hat. (Sa., 30.11., 21:30 Uhr)

Das 3. Film Polska München findet statt vom 27.11.-01.12. im Monopol in München.