17.11.2011

Unsere Nachbarn, die Polen

ALL THAT I LOVE
ALL THAT I LOVE:
Zum Beispiel nicht das Militär,
sondern den Punk

FilmPolska bringt das junge polnische Kino nach München

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Polen ist unser Nach­bar­land, das vergisst man gerne mal in München, wo ja vor allem die Italiener und Öster­rei­cher als Nachbarn gelten, die Schweizer nehmen da schon eine eher unnahbare, unnach­bar­schaft­liche Position ein. Und in Richtung Osten drängt sich unver­meid­lich Tsche­chien in die Route von München nach Warschau. Polen ist also aus baye­ri­scher Perspek­tive recht weit entfernt. Ganz anders in Berlin und Umgebung, wo direkt an Polen gegrenzt wird, wo zwei­spra­chige Ortschilder den Wechsel vom Deutschen übers Sorbische ins Polnische erlebbare geogra­phi­sche Sprach­ver­wand­lung sind.

Seit nunmehr fünf Jahren gibt es FilmPolska in Berlin, ein Festival für den jungen polni­schen Film. Jetzt findet es zum ersten Mal seinen Weg in die baye­ri­sche Provinz, fernab von Polen, und ist an fünf Tagen im Münchner Gabriel Film­theater zu Gast. Veran­stalter ist ein Verein mit dem passenden Namen »Ahoj Nachbarn«, der eine Auswahl an Filmen zusam­men­ge­stellt hat, die Polen den Münchner näher bringen soll. Der Schwer­punkt liegt dabei ganz auf junge, hier­zu­lande zwangs­läufig noch unbe­kannte polnische Filme­ma­chern, die »noch am Anfang ihrer Karriere stehen und doch die Filmszene unseres Nach­bar­landes ganz entschei­dend prägen«, so FilmPolska.

Dementspre­chend jung und frisch sind die gezeigten Filme. Ob die Nähe zu Punkbands wie in dem Eröff­nungs­film All That I Love (Eröffnung am Mittwoch, 23.11. um 19.30 Uhr), Jungs im Teenager-Alter (Mother Teresa of Cats, Donnerstag, 24.11., 18.30 Uhr), eine junge Familie (The Chris­tening, Freitag, 25.11., 18.30 Uhr) oder mit einem anti-krie­ge­risch gemeinten »Fuck Off«-Tattoo auf der Stirn wie in dem Film Made in Poland (Samstag, 26.11., 18.30 Uhr) – sie sind geprägt vom nonkon­formen Stürmen und Drängen der ersten in der unab­hän­gigen Republik aufge­wach­senen Gene­ra­tion, zeugen von in der Realität veran­kerten Träumen, wagen sich im Genrekino und haben allesamt die Schwere und den Symbo­lismus der Kino-Väter Wajda und Kies­lowski hinter sich gelassen.

Dass die junge Gene­ra­tion Polens vieles leichter nehmen kann und will als die vorher­ge­hende Gene­ra­tion, zeigen auch die Doku­men­tar­filme des Programms. Rabbit à la Berlin ist ein im Stil der alten DDR-Tier­do­ku­men­tar­filme gedrehter Kommentar auf den Fall der Berliner Mauer – aus der Sicht der Todes­streifen-Wild­ka­nin­chen, die sich plötzlich unge­ahnten Frei­heiten ausge­setzt finden (Doku­men­tar­film­pro­gramm am Samstag, 26.11. um 16 Uhr). – db

FilmPolska, München, Gabriel Film­theater, 23.11.-27.11.2011 Das Programm mit allen Filmen, Spiel­daten und Sonder­ver­an­stal­tungen findet sich auf der Website von FilmPolska München. Der Eintritt ist 7 bzw. 5 Euro (ermäßigt), einen Festi­val­pass gibt es für 30 Euro.