05.09.2020
77. Filmfestspiele von Venedig 2020

Venedig On Speed 03: THE FURNACE

THE FURNACE
THE FURNACE von Roderick MacKay
(Foto: BIENNALE CINEMA 2020 Press Service)

Simultanistische Filmkritik: THE FURNACE von Roderick MacKay

Von Rüdiger Suchsland

Ein Western aus Austra­lien. In mancher Hinsicht ist alles hier noch depri­mie­render und mate­ria­lis­ti­scher als im Wilden Westen Amerikas. Aber im Prinzip scheint es keinen großen Unter­schied zu geben.

Der wirklich inter­es­sante, für mich etwas voll­kommen neue histo­ri­sche Hinter­grund dieses 1897 spie­lenden Films ist die Tatsache, dass es im 19. Jahr­hun­dert in Austra­lien – damals noch ganz unter der Herr­schaft der briti­schen Krone – eine ganze Menge Menschen gab, die durch das Empire aus Asien nach Austra­lien gekommen waren. Vor allem gab es einen regel­rechten Trans­port­dienst mit Kamelen, die, wie man sich vorstellen kann, besonders wüsten­taug­lich und insofern für Austra­lien geeignet waren. Bis heute gibt es Sikh- und indische Namen unter den Stämmen der Abori­gines, die sich mit diesen anderen ebenfalls nicht-weißen Bürgern offenbar am besten arran­giert hatten.

Der Film erzählt uns die Geschichte eines dieser Männer. Wäre alles ein bisschen weniger indi­vi­duell, ein bisschen weniger ausge­dacht und würde ein bisschen mehr Kultur- und Sozi­al­ge­schichte trans­por­tieren, dann wäre es für mich inter­es­santer gewesen. Aber das ist viel­leicht auch nur eine Frage der persön­li­chen Vorlieben.
Ansonsten hat dieser Film alle Bestand­teile eines richtigen Westerns. Es gibt sogar eine Art Kaval­lerie: Blau unifor­mierte könig­liche Poli­zisten, die einer Handvoll Goldräuber hinter­her­jagen. Diese Räuber sind aber schon längst umge­bracht worden, übrig blieb nur einer, schwer verwundet, aber mit dem Gold.

Auffal­lend an diesem Film ist das Multi­kulti-Element: Es gibt die weißen Austra­lier, dann die Abori­gines, dazu die verschie­denen asia­ti­schen Transport-Truppen, die sich wiederum in sich sehr stark vonein­ander unter­scheiden: Hindus, Sikhs, Sunniten, Schiiten, Inder, Perser, Afghanen. Und dann sind da die Chinesen...

Was bleibt jenseits dieser bemer­kens­werten Rahmen­in­for­ma­tionen, ist aller­dings ein nicht sonder­lich bemer­kens­werter, stink­nor­maler Durch­schnitts­wes­tern. Immerhin.