Cinema Moralia – Folge 120
Droht TTIP durch die Hintertür? |
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Maureen O’Hara (1920-2015) in Hitchcocks Jamaica Inn | ||
(Foto: Alfred Hitchcock) |
»Bette Davis was right—bitches are fun to play«
Maureen O’Hara
Die Mächtigen tun sich noch immer schwer, Demokratie zu akzeptieren und die Gegenmacht, die aus ihr erwächst. Aber weil sie doch eine Sprache verstehen, die der Macht nämlich, muss man eben, um verstanden zu werden, mit ihnen in ihrer Sprache reden.
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Maureen O’Hara war eine Rebellin: rothaarig, heißblütig, unabhängig, gefährlich und mitreißend, eine piratische Freibeuterin. Sie mischte in den »Drei Musketieren« das Ancien Régime noch mehr auf als Lana Turner. Zugleich war sie selbst eine Königin, die gekrönte des Technicolor, dessen Röte die ihre noch hervorhob. Mehrfach an der Seite ausgerechnet von John Wayne, wo sie nicht hinpasste, um so mehr ins schwarzweiße Jamaica Inn von Hitchcock, und mit Charles Laughton in Dieterles Der Glöckner von Notre Dame – eine wahnwitzige, charismatische, und natürlich bildschöne Darstellerin. Laughton, ihr Quasimodo, der sie offensichtlich auch liebte, hat der am 17. August 1920 als Maureen Fitzsimmons in Dublin geborenen Irin den Namen O’Hara
geschenkt.
Sie war längst unsterblich in unserem Herzen, nun ist sie leider doch gestorben, überraschend mit 95 Jahren.
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»TTIP – wozu soll das eigentlich gut sein?« fragt die Bundesregierung in einer großen Anzeigenkampagne. Das haben wir uns ja schon immer gefragt. Aber Merkel und Gabriel haben sich jetzt doch noch nicht auf die Seite der Vernünftigen geschlagen und sind Gegner des »Freihandelsabkommens« mit den USA geworden, das eigentlich ein Freiheitsabschaffungsabkommen ist.
Dafür der CDU-Bundestagspräsident Norbert Lammert.
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Andere warnen mal wieder, die »Welt« vor dem bösen Anti-Amerikanismus, und die »FAZ«, die in der Pegida mitunter »besorgte Bürger« sieht und im Fall VW bittet, den »Industriestandort Deutschland« nicht kaputtzureden, die warnt vor der »Empörungsindustrie« und vor der »Protestfirma Campact« – hier der Link –, wo sie doch, wie sonst auch, den Erfolg findigen germanischen Unternehmertums preisen könnte. Geschenkt, Genossen! TTIP und Ceta sind ein Projekt der
europäischen Neokonservativen, die den Namen des Liberalismus' für sich okkupiert haben.
Jetzt regt sich Bürgerprotest, übrigens auch der Protest vieler »FAZ«-Leser, gegen TTIP. Fast 200.000 Bürger protestierten in Berlin gegen TTIP.
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»Es geht nicht um Anti-Amerikanismus, wenn Bürger ihre Standards im Arbeits- und Sozialrecht, bei Umwelt, Kulturförderung, Datenschutz und Urheberrecht gegen die Zumutungen von TTIP und Ceta verteidigen«, schreibt Klaus Staeck, bis vor kurzem Präsident der Berliner Akademie der Künste, in der »FR«. Sein Text legt den Finger auf eine entscheidende Wunde: Warum sollten wir, die wir gegen Parallelgesellschaften der Reichen oder der Islamisten sind, plötzlich für
Parallelgerichtsbarkeiten sein?
»Es sind die global agierenden Konzerne, die nach der Macht greifen. Für sie sind Demokratie und Rechtsstaat nur lästiges Beiwerk. Es geht um ihren Monopolanspruch, nicht nur um Rücklichter oder das fast zu Tode gebrühte Chlorhühnchen. Infrage stehen audiovisuelle Dienste, öffentliche Dienstleistungen wie die Wasserversorgung, samt öffentlichem Rundfunk. Deshalb muss der Streit um das mit Kanada 'ausverhandelte' Ceta-Abkommen ebenso
intensiv geführt werden. Sonst droht TTIP durch die Hintertür.«
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Die Vorstellung, dass Sichtbarkeit Kontrolle ermöglicht, ist problematisch (s.u.), mag sicher auch ein essentieller Bestandteil der demokratischen Idee sein. Das Licht der Öffentlichkeit sollte aber jene Lobbyisten erreichen, die bei den Parteien des Bundestags ein- und ausgehen.
Hier kann man einen Appell für mehr Transparenz im Bundestag unterzeichnen.
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Bestimmt mit im Boot wäre da wahrscheinlich auch der britische Regisseur Adam Curtis. Am Wochenende ist er zu Gast in Berlin, zunächst am 30.10. (19:30 im HAU 1) bei »Revolver Live! (46)«. Da spricht er mit Christoph Hochhäusler und Nicolas Wackerbarth über »die Auswirkungen, die das Zeitalter der Logarithmen auf das Erzählen von Geschichten hat«. In der Einladung wird der im Prinzip demokratische Gedanke der Transparenz problematisiert: Die Vorstellung, dass Sichtbarkeit
Kontrolle ermöglicht, ist ins Stottern geraten.
Adam Curtis selbst schreibt dazu: »The idea that visibility creates the possibility for control is an essential component of the democratic idea. Publicness is meant to force those in power to produce a narrative that can then be disputed. But in a time of systemic constraints with 'no alternatives,' this narrative has started to sputter. Adam Curtis speaks about the effects that the age of logarithms has had on how stories are
told.«
Im Anschluss an das Gespräch gibt es um 21:30 Uhr ein Screening von Adam Curtis aktuellem Film Bitter Lake.
All dies findet im Rahmen eines »Adam Curtis Weekends« statt. Da läuft Curtis' Klassiker The Century of the Self, Part 1,2,3 & 4, den Curtis für alle Nichtberliner auf seiner Website frei ins Netz gestellt hat. Und am 31.10., um 20:30 Uhr redet Curtis im HAU1 einfach weiter: »Adam Curtis in
conversation with Mark Fisher«.
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Der König, genauer gesagt, der neue Direktor der DFFB soll gekürt werden. Schon nächste Woche: Eine ganz offizielle, rechtlich nötige Einladung zu einer Sitzung des DFFB-Kuratoriums ist der Studentenvertretung der Berliner Filmakademie zugegangen. Am 4.11. möchte man in der Senatskanzlei die lästige Angelegenheit abschließen. Dann könnte, wenn es wirklich zu Ben Gibson kommt, erneut ein Direktorenkandidat ernannt werden, der – wie der unselige Jan Schütte – die
mit Abstand geringste Unterstützung unter den Studenten hat. Kein gutes Omen. Die zukünftige Verfassung der DFFB muss davon unabhängig geklärt werden – hoffentlich beginnt die Poltik, sich endlich aus der Akademie mit ihrem Gestaltungswillen herauszuhalten.
Oder vielleicht wählt sich der Senat dann einfach neue Studenten?
(To be continued)