01.11.2007
artechock präsentiert

El Amarillo (The Yellow)

Szene aus El Amarillo
Wunderschön:
Gabriela Moyano singt Lieder über Liebe und Sehnsucht
(Foto: HD Argentina)

4.11.2007, 11:30 Uhr
Neues Arena Kino, München
Hans-Sachs-Str. 7
Tel. 089 / 260 32 65

Von artechock-Redaktion

Lieder für die argen­ti­ni­sche Seele

EL AMARILLO ist der Debütfilm des Argen­ti­niers Sergio Mazza, der in der letzten Saison große Aufmerk­sam­keit auf den inter­na­tio­nalen Festivals erhielt und auf dem Indie­lisboa-Festival dieses Jahr den großen Preis bekam. Ein Film, der uns wegen seiner poeti­schen Verzagt­heit auffiel, einer, der die Wort­karg­heit seiner Prot­ago­nisten ganz im Atmo­sphäri­schen aufzu­fangen vermag, und in dem Hunde, Kröten und Insekten für eine dauer­hafte, betörende Geräusch­ku­lisse sorgen.

Die Handlung ist schnell erzählt: Ein Mann kommt abends in einem Dorf an. Er nimmt einen Drink in der einzigen Kneipe, die zugleich das Bordell des Ortes ist. Die leiden­schaft­liche Stimme einer schönen Frau, die melan­cho­li­sche Lieder von Liebe und Leiden­schaft singt, erinnert ihn an etwas aus seiner Vergan­gen­heit. Er will diese Frau, Amanda heißt sie, unbedingt kennen lernen…

Wolfgang Lasinger schrieb anläss­lich der Viennale 06 über EL AMARILLO:

Mit dem Prot­ago­nisten (Alejandro Baratelli) aus EL AMARILLO des Argen­ti­niers Sergio Mazza lässt man sich über einen Fluss über­setzen und kommt dann in einem entle­genen Provinz­nest an, wo abends in dem Lokal »El Amarillo« von einer faszi­nie­rend-rätsel­haften Frau namens Amanda (Gabriela Moyano) zur Gitarre abgrund­tief traurige Lieder gesungen werden. In ihnen ist von den »einsamen, kalten Gipfeln des Lebens« die Rede, von einem »unmög­li­chen«, ja »über­mensch­li­chen Leben«, nach dem sie suchte. Schon könnte man meinen, das Boot hätte einen über den Fluss in die Unterwelt, den Hades versetzt.

Aber das Pathos dieser Liedtexte, jede Andeutung exis­ten­ti­eller Symbolik wird in diesem Film von der Banalität und der staubigen, ereig­nis­losen Provinz­all­täg­lich­keit konse­quent hinter­trieben; die Kamera heftet sich an den Prot­ago­nisten, der im Lokal »El Amarillo« irgend­eine Art von Unter- und Auskommen sucht, und verfolgt ihn bei seinen unspek­ta­kulären Tätig­keiten, bei seinen kläg­li­chen Versuchen, mit den maul­faulen Dorf­be­woh­nern ins Gespräch zu kommen, bis es wieder Abend wird und alle sich aufs neue im »El Amarillo« einfinden, das auch als Bordell fungiert. Wieder erklingen die traurigen Lieder, gesungen und gespielt von Amanda, deren Darstel­lerin Gabriela Moyano die Lieder auch kompo­niert und geschrieben hat. Mazzas Film ist eine grandiose Übung in Under­state­ment. Und es gelingt ihm, die klischee­hafte argen­ti­ni­sche Trau­rig­keit und Melan­cholie zitathaft anzu­führen und auf Distanz zu rücken und dabei doch in glaub­wür­diger Form selbst zu verkör­pern.

Die Artechock-Redaktion

Mit freund­li­cher Unter­s­tüt­zung der BMW Group