artechock präsentiert
El Amarillo (The Yellow) |
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Wunderschön: Gabriela Moyano singt Lieder über Liebe und Sehnsucht |
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(Foto: HD Argentina) |
Lieder für die argentinische Seele
EL AMARILLO ist der Debütfilm des Argentiniers Sergio Mazza, der in der letzten Saison große Aufmerksamkeit auf den internationalen Festivals erhielt und auf dem Indielisboa-Festival dieses Jahr den großen Preis bekam. Ein Film, der uns wegen seiner poetischen Verzagtheit auffiel, einer, der die Wortkargheit seiner Protagonisten ganz im Atmosphärischen aufzufangen vermag, und in dem Hunde, Kröten und Insekten für eine dauerhafte, betörende Geräuschkulisse sorgen.
Die Handlung ist schnell erzählt: Ein Mann kommt abends in einem Dorf an. Er nimmt einen Drink in der einzigen Kneipe, die zugleich das Bordell des Ortes ist. Die leidenschaftliche Stimme einer schönen Frau, die melancholische Lieder von Liebe und Leidenschaft singt, erinnert ihn an etwas aus seiner Vergangenheit. Er will diese Frau, Amanda heißt sie, unbedingt kennen lernen…
Wolfgang Lasinger schrieb anlässlich der Viennale 06 über EL AMARILLO:
Mit dem Protagonisten (Alejandro Baratelli) aus EL AMARILLO des Argentiniers Sergio Mazza lässt man sich über einen Fluss übersetzen und kommt dann in einem entlegenen Provinznest an, wo abends in dem Lokal »El Amarillo« von einer faszinierend-rätselhaften Frau namens Amanda (Gabriela Moyano) zur Gitarre abgrundtief traurige Lieder gesungen werden. In ihnen ist von den »einsamen, kalten Gipfeln des Lebens« die Rede, von einem »unmöglichen«, ja »übermenschlichen Leben«, nach dem sie suchte. Schon könnte man meinen, das Boot hätte einen über den Fluss in die Unterwelt, den Hades versetzt.
Aber das Pathos dieser Liedtexte, jede Andeutung existentieller Symbolik wird in diesem Film von der Banalität und der staubigen, ereignislosen Provinzalltäglichkeit konsequent hintertrieben; die Kamera heftet sich an den Protagonisten, der im Lokal »El Amarillo« irgendeine Art von Unter- und Auskommen sucht, und verfolgt ihn bei seinen unspektakulären Tätigkeiten, bei seinen kläglichen Versuchen, mit den maulfaulen Dorfbewohnern ins Gespräch zu kommen, bis es wieder Abend wird und alle sich aufs neue im »El Amarillo« einfinden, das auch als Bordell fungiert. Wieder erklingen die traurigen Lieder, gesungen und gespielt von Amanda, deren Darstellerin Gabriela Moyano die Lieder auch komponiert und geschrieben hat. Mazzas Film ist eine grandiose Übung in Understatement. Und es gelingt ihm, die klischeehafte argentinische Traurigkeit und Melancholie zitathaft anzuführen und auf Distanz zu rücken und dabei doch in glaubwürdiger Form selbst zu verkörpern.
Mit freundlicher Unterstützung der BMW Group