10.01.2008
artechock präsentiert

Meine Winterreise (Mon voyage d'hiver)

Vincent Dieutre spielt und führt Regie
Warten auf die Weiterfahrt:
Vincent Dieutre und Itvan Kebedian
(Foto: Films sans Frontières)

So., 13.1.2008, 11:00 Uhr
Neues Arena Kino, München
Hans-Sachs-Str. 7
Tel. 089 / 260 32 65

Von artechock-Redaktion

Das verwun­dete Land im Schnee

Das Kino von Vincent Dieutre gehört dem neuen hybriden Genre der Auto­fik­tion an. In ihr mischen sich auto­bio­gra­phi­sche Elemente mit fiktio­nalen Erzäh­lungen. »artechock« präsen­tiert zum Auftakt seiner Filmreihe im neuen Jahr den Tagebuch-Film, den Dieutre auf Super-16 und Video über (s)eine Deutsch­land­reise gedreht hat, auf der ihn der Sohn einer Bekannten begleitet. Der Blick des Franzosen seziert die Klischees über Deutsch­land: Es wird roman­tisch verklärt, nicht zuletzt aus der Liebe des Regis­seurs zur deutschen Romantik (Schuberts »Winter­reise« steht natürlich Pate für den Titel), und es wird ein ganz und gar entro­man­ti­sie­render Blick auf das Land geworfen, wenn immer noch Spuren des schon längst verga­genen Natio­nal­so­zia­lismus in der Gegenwart gefunden werden. Dabei kommt die persön­liche Geschichte nicht zu kurz: Die Stationen der Reise sind die vergan­genen Liebes­be­zie­hungen, die der Prot­ago­nist einst in Deutsch­land gehalten hatte. MEINE WINTERREISE knüpft auch an den Bildungs­roman an und an »Lehr- und Wander­jahre« und initiiert den jungen Begleiter in Kultur und (homo­se­xu­elle) Liebe.

Dieutres Filme sind immer auch Musik­filme, und sie sind dem fran­zö­si­chen Avant­garde-Kino zuzu­rechnen. Beide Seiten machen MEINE WINTERREISE zu einem weit­ge­spannten Roadmovie. Teilweise ist der Film gewagt in der Form; dann wieder sehr zahm durch seine barocken, aber nie dem Ästhe­ti­schen verfal­lenden Bilder, die von einer Sehnsucht rühren, das Intakte der Welt, in der Kultur, zu finden.

»Der Film von Vincent Dieutre ist still und schön.« (Detlef Kuhlbrodt, taz, 14.2.2003)

Die Artechock-Redaktion

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