Norwegen 1996 · 83 min. · FSK: ab 12 Regie: Pål Sletaune Drehbuch: Pål Sletaune, Jonny Halberg Kamera: Kjell Vassdal Darsteller: Robert Skjaerstad, Andrine Saether, Per Egil Åske, Eli Ånne Linnestad u.a. |
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Als der Postbote Roy eines Tages von drei Junkies überfallen wird, will er ihnen sogleich die geforderte Tasche überreichen, doch diese ist zu fest um seinen Leib geschnallt. Die Räuber mißverstehen sein Gezerre und schlagen ihn nieder. Für seinen persönlichen Körpereinsatz um Briefe und Postkarten wird Roy deshalb vom Vorgesetzten gewürdigt und mit einer Uhr belohnt. Roy hat eine komische Art, Glück zu haben. Täglich latscht er seine Route ab, wirft einen Großteil der Post in den Müll und kehrt dann genauso unrasiert und verdreckt wie schon am Morgen in seine versiffte Wohnung zurück, wo nebenan grundsätzlich ein Preßlufthammer wummert. Im Buchladen hat er ein Mädchen gesehen, das ihn ziemlich fasziniert. Line heißt sie und ist viel zu schön und vor allem zu sauber für einen Kackspecht wie ihn. Als ihm zufällig Lines Schlüssel in die Hände gerät, schleicht sich Roy in ihre Wohnung und schnüffelt herum. Dabei findet er heraus, daß Line an einem ominösen Raubüberfall beteiligt war und Ärger mit ihrem beinharten Komplizen hat.
So entwickelt Pal Sletaune in seinem Regiedebut eine nicht immer logische, aber dennoch spannende Kriminalgeschichte, die in den bezaubernd abgefuckten Straßen von Oslo spielt. Budbringeren, so der Originaltitel, wurde bereits 1996 gedreht, auf Festivals als Junk Mail präsentiert, und ‘97 in Cannes ausgezeichnet. Hoffentlich läßt sich das deutsche Publikum von dem furchtbaren Verleihtitel nicht abschrecken, denn hier gibts was zu verpassen.
Neben dem sympathischen Nichthelden Roy (Robert Skjaerstad), dem unappetitlichsten Draufgänger, den der Liebesfilm je gesehen hat, und der zarten Line (Andrine Saether) tauchen am Rande diverse Ekelpakete auf, Schläger mit strähnigen Haaren, herumlümmelnde Freaks und verhärmte Beamten. »Wer nichts ist, und wer nichts kann, geht zu Post und Eisenbahn.« heißt die alte Volksweisheit. Die Poststation erinnert daher folgerichtig an eine geschlossene Anstalt. Und Betsy, die Frau, die sich Roy im Suff aufreißt, ist ein verschmiertes Monstrum, Typ Walküre, das sich mit dem Selbstbewußtsein des Dauersuffs als Frau mit Klasse einschätzt. Damit hat sie natürlich völlig recht, so wie insgesamt dieses häßliche Norwegen eine Klasse Alternative zu amerikanischen Tiefgaragenschießereien und deutschen Softsexszenen ist.