USA 2003 · 128 min. · FSK: ab 0 Regie: Nancy Meyers Drehbuch: Nancy Meyers Kamera: Michael Ballhaus Darsteller: Jack Nicholson, Diane Keaton, Frances McDormand, Keanu Reaves u.a. |
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Der rüstige Herr Nicholson |
Inzwischen ist die Botschaft wohl angekommen: mit den Wechseljahren ist das Liebesleben nicht vorbei, auch, wenn das klassische Hollywood-Kino (mit wenigen Ausnahmen, man denke nur an Douglas Sirk) sich das nicht vorstellen konnte. Regisseurin Nancy Meyers wirft in ihrer schwungvollen Komödie eine andere Frage auf: Gesetzt den Fall, die über 60 Jahre alten Männer interessieren sich nur noch für die Frauen unter dreißig – mit wem amüsieren sich dann die über-30-jährigen Frauen?
Gar nicht, glaubt zumindest die Mittfünfzigerin Erica, die zwar als Bühnenautorin brilliert, aber nach einer Scheidung ein eher keusches Privatleben führt. Da will der Zufall, dass ihr in ihrem Strandhaus – als Liebhaber der Tochter – Harry begegnet, ein ewiger Junggeselle und passionierter Schürzenjäger (vorausgesetzt, sein Wild ist noch ein Twen). Nach einem Herzanfall, den er dank Ericas Hilfe knapp übersteht, darf sie Harry beherbergen und kontert seine charmant verpackten Misogynien mit gekonnten Spitzen. Vergessen geglaubte Gefühle kommen auf zudem schmeichelt Ericas Selbstvertrauen die Aufmerksamkeit, die ihr Harrys Arzt Julian entgegenbringt, obwohl sie sehr daran zweifelt, dass der Mittdreißiger in ihr wirklich eine begehrenswerte Frau sieht. Schon bald kann sie ihre Zweifel vergessen, aber bis zum Happy End gibt es noch ausreichend Komplikationen.
Ein beschwingt gespielter Gute-Laune-Film wie Something’s Gotta Give lässt leicht vergessen, wenn Zufall und Unwahrscheinlichkeit zu oft bemüht werden. Und mit einem brillianten Dialog zur rechten Zeit (und sei es im online-chat) erfüllt der Film seinen Zweck: Unterhaltungskino. Man fange bloß nicht an, die Werte, die sich hier präsentieren, zu hinterfragen.
Einiges macht deutlich, dass die US-amerikanische Gesellschaft doch große Unterschiede aufweist zur unsrigen. Pausenlos wird über Sex gesprochen, während Nacktheit zur größten Peinlichkeit wird, und die Regeln für ein Rendevous sind deutlich formalisierter als in Europa. Jugendlichkeit steht höher im Kurs, ebenso wie gesundes Leben, kein Zweifel. Aber eine wahre Unverschämtheit ist die Unterstellung, der sichtlich außer Form geratene Jack Nicholson könnte eine erotisierendere Wirkung haben als Diane Keaton, die zweifellos unverbrauchter und lebendiger wirkt als ihr Konterpart. Keine Frage, was ein junger Mann an ihr finden könnte – um so trauriger, dass am Ende doch wieder die gute Hollywood-Regel des gleich-zu-gleich geltend gemacht wird.
Die spielfreudigen Hauptdarsteller werden in ihren Hochglanzdekors von den Nebendarstellern bestens ergänzt, insbesondere Frances McDormand als Ericas Schwester setzt ein Glanzlicht mit ihren wenigen Leinwandminuten. Und für eingefleischte Fans sei nich hinzugefügt: wer jemals Jack Nicholson hören wollte, wie er »La vie en Rose« singt, sollte weder Film noch Abspann verpassen.