Deutschland 2000-07 · 70 min. Regie: Jan Krüger Drehbuch: Jan Krüger Kamera: Oliver Schwabe, Bernadette Paassen Darsteller: Christian Bumba, Geraldine Rose, Marlon Kittel, Martin Kiefer, Margarita Breitkreuz, Barry Atsma u.a. |
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Engel verführt man gar nicht, oder schnell |
Der 1973 in Aachen geborene Jan Krüger ist einer der interessantesten Unbekannten des deutschen Kinos. Wäre er Theater- oder Opernregisseur, wäre er schon längst ein Shooting-Star, immerhin hat er bereits 2001 bei den Filmfestspielen von Venedig für seinen Kurzfilm Freunde einen »Silbernen Löwen« gewonnen. So wie die Dinge hingegen in der deutschen Kinolandschaft liegen, kann es noch eine Weile dauern, bis er die längst verdiente öffentliche Aufmerksamkeit erhält.
Eine Gelegenheit Krüger kennenzulernen, bietet jetzt Verführung von Engeln, eine Kompilation von vier Kurzfilmen, unter anderem dem erwähnten Freunde. Von der ungewöhnlichen Präsentationsform sollte man sich nicht abschrecken lassen. Im Zentrum stehen zwei längere Werke, und insgesamt lassen die vier Filme erstaunlich harmonisch zueinander.
»Engel verführt man gar nicht, oder schnell«, heißt es im titelgebenden
Brecht-Gedicht. Alle drei Geschichten – der Sechs-Minüter am Beginn der Vorführung ist nur ein Appetizer, ein Musikvideo zu Udo Lindenbergs Brecht-Bearbeitung – erzählen von Verführung, Versuchung und Verweigerung, von Höhenflügen, vom Wegdriften in träumerische Sphären, die dann aber in mal unsanften, mal weichen Punktlandungen enden. Krüger ist ein in seinen Themen schwarz-romantischer, stilistisch aber sehr disziplinierter Filmemacher. Hotel
Paradijs, der neueste Film, ist auch der interesssanteste. Junge Menschen erleben in Amsterdam eine bisexuelle Dreiecksgeschichte.
Gemeinsam ist den Filmen auch das unverhüllte Bekenntnis zum Unkeuschen und zum »Queer«-Cinema; Kino als das Ausleben von Leidenschaften, als Eroberung von unbekannten Terrains, die man sehr gerne, allemal im Kino, besucht.