D/GB/USA 2006 · 125 min. · FSK: ab 6 Regie: Christoph Boekel Drehbuch: Dean Georgaris Kamera: David O'Hara Schnitt: Peter Boyle u.a. Darsteller: James Franco, Sophia Myles, Rufus Sewell, David O'Hara u.a. |
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Braungelockter Jüngling, holde, blonde Maid |
Die Geschichte der unglücklichen Liebe zwischen den zwei Königskindern Tristan und Isolde gehört seit dem Hochmittelalter zum festen Inventar europäischer Mythologie. Kevin Reynolds' Interpretation, die letzte einer ganzen Kette von Verfilmungen des Stoffes – am berühmtesten ist jene aus den 50er Jahren mit Robert Taylor in der Hauptrolle, Hollywood-Schmalz at its best –, entschlackt den Stoff und macht ihn fürs Teenager-Kino kompatibel.
Ähnlich wie vor knapp zwei Jahren in King Arthur wird die Story im Britannien der poströmischen Übergangsphase zwischen Antike und Mittelalter angesiedelt, in der edle und weniger edle Fürsten die Machtfrage unter sich entscheiden. Die Iren sind die Schurken im Spiel; als äußere Macht erobern sie das innerlich zerrissene England und regieren als strenge, ausbeuterische Besatzungsmacht mit den bekannten Mitteln: Ausbeutung durch übertrieben hohe Steuern, Versklavung der Bevölkerung, überharte Abschreckungsjustiz gegen sich regenden Widerstand. Die Insurgents sind die Briten; sie träumen von der guten alten Zeit, halten gegen den modernen Kapitalismus des irischen Empire traditional Werte wie Ehre, Gerechtigkeit und ihre abweichende kulturelle Identität aufrecht – auch Tristan & Isolde ist ein Beispiel dafür, wie die Popkultur junge Helden des Widerstands feiert, deren Werte eigentlich jenen der Popkultur – massenkompatible Gleichmacherei – zuwiderlaufen.
So gibt die Story reichlich Gelegenheit für martial-arts-basierte Kampfeinlagen, die der Film ausgiebig ausnutzt. Dazwischen referiert er brav die titelgebende Liebesgeschichte: Tristan (James Franco), braungelockter, langhaariger Sohn des Führers der Briten wurde als Kind durch die Ermordung seiner Familie durch irische Verräter traumatisiert. Nun als junger Mann ist er der beste Ritter von Lord Marke, in dessen Landguerilla er gegen die irische Unterdrückung kämpft. Dabei verwundet und für tot gehalten, findet ihn die irische Prinzessin Isolde (Sophia Myles), eine holde blonde Maid, und pflegt ihn in ihrer geheimen Strandkabine gesund, ohne dass Tristan ahnt, um wen es sich handelt. Beide verlieben sich. Doch Tristan muss zurück zu Markes Hof. Bald darauf muss er dann – fürwahr ein tragisches Geschick – die Hochzeit zwischen Marke und Isolde ermöglichen, mit der ein Frieden zwischen Briten und Iren besiegelt werden soll. Auch nach vollzogener Eheschließung treffen sich Tristan und Isolde weiter heimlich und mit zunehmenden Gewissensbissen
Im Unterschied zum King Arthur von 2004, der seine seichte Bearbeitung des Mythen-Stoffes mit ein paar großen Stars und tollen Bildern wettmachen konnte, bleibt bei Reynolds' Tristan & Isolde alles zweitklassig: ein B-Movie mit B-Stars in B-Schauplätzen. Während Sophia Myles, die einem schon in Underworld im Gedächtnis blieb, ihre Sache gut macht, ist Schönling James Franco (Spider-Man) ein Reinfall: Ein einziger, zudem noch schlaftrunkender Blick und ein hübsches Gesicht ersetzen nicht fehlende Präsenz und Charisma.
So räkelt man sich bald gelangweilt im Kinosessel. Als Fernsehfilm könnte dies alles gut durchgehen, fürs Kino ist es zu
dröge und brav und viel zu unwichtig. Ob es überdies eine gute Idee war, den Ausgang dieser Geschichte einer verbotenen Liebe so deutlich zu verändern, ist auch eine Frage.